Presse Information vom 9. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Kritik an Social Marketing-Kampagnen der Bayer AG
Sponsoring soll negative Berichterstattung in den Hintergrund drängen / Brief an ex-Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisiert das sogenannte Social Marketing der Pharma-Industrie. Dieses diene lediglich dazu, Berichte über Nebenwirkungen und andere Probleme in den Hintergrund zu drängen. Die Bayer AG hatte gestern die Stiftung des mit 30.000 dotierten „Aspirin Sozialpreis“ angekündigt, mit dem Sozialprojekte im Gesundheitsbereich ausgezeichnet werden sollen. Das Konzept für die Kampagne stammt von der Agentur Pleon, deren Bereich Health Care von der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer geleitet wird. Pleon hatte im Vorjahr für Bayer auch eine Kampagne zum Thema Kinderarmut durchgeführt.
In einem Brief der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) an Fischer heißt es: „Es geht uns nicht darum, das Engagement der beim Aspirin Sozialpreis teilnehmenden Organisationen in Frage zu stellen. Aber es ist wohl unstrittig, dass es der Bayer AG bei solchen aus der Portokasse finanzierten Kampagnen nicht um soziales Engagement, sondern ausschließlich um Werbung geht.“ Die von Pleon für Bayer organisierten Kampagnen seien nicht dazu angetan, die Bevölkerung zu informieren, sondern sollten ein positives Umfeld für die Produkte schaffen. „Wir können den Versuch des Konzerns, Aspirin als „Wunderpille“ zu vermarkten, nur verurteilen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Bayer startete in den USA unlängst die Aspirin-Kampagne Expect Wonders, zu der auch die website www.WonderDrug.com gehört.
Aspirin ist ein hochwirksames Medikament, welches aber, anders als es die Werbung suggeriert, tief in den biochemischen Haushalt des Körpers eingreift und mit teilweise schweren Nebenwirkungen verbunden ist. In den USA sterben mehr Menschen an Acetylsalicylsäure-Nebenwirkungen als an HIV. Das New England Journal of Medicine spricht von einer „geräuschlosen Epidemie“, da 75 Prozent aller Patienten, die regelmäßig Aspirin einnehmen, die Gefahren des Schmerzmittelgebrauchs nicht kennen.
Immer wieder müssen Aspirin-Kampagnen von den Behörden gestoppt werden. So wurde im Juni Aspirin-Werbung von der brasilianischen Gesundheitsbehörde ANVISA verboten, da diese zu einem unsachgemäßen Umgang mit dem Medikament verleite und die Risiken verharmlose. Im vergangenen Herbst wurde Bayer von der US-Gesundheitsbehörde wegen Werbung für Anwendungen von Aspirin, für die keine Zulassung existiert, bestraft.
Der Konzern betreibt zahlreiche unlautere Werbekampagnen im Pharmabereich. Bayer hält zum Beispiel aktuell an dem auf junge Frauen ausgerichteten Marketing für die Antibabypille Yasmin fest und verweigert Angaben zur Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen und Todesfällen – angeblich um „die Kundinnen nicht zu verunsichern. Aktuelle Studien belegen, dass das Risiko schwerster Nebenwirkungen bei Yasmin fast doppelt so hoch ist wie bei älteren Präparaten. In den USA hatte BAYER kürzlich 20 Millionen Dollar Strafzahlungen für falsche Versprechungen in Yasmin-Spots zahlen müssen.
Bayer ging Dutzende von Kooperationen mit Sozialverbänden, medizinischen Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen, etc ein. Die Firma nutzt diese Kooperationen in ihrer Außendarstellung weidlich. Reale Veränderungen der Geschäftspolitik von Bayer resultieren aus diesen Projekten jedoch nicht. Die CBG zeigt sich in dem Brief enttäuscht darüber, dass Frau Fischer, die sich als Ministerin für eine Begrenzung unlauterer Pharmawerbung einsetzte, nun an eben solchen Praktiken mitwirkt.
Feb. 2012 Kritische Analyse zum Aspirin Sozialpreis erschienen
weitere Informationen:
· Der Brief an Andrea Fischer im Wortlaut
· Artikel „Das Pharma-Marketing von Bayer“
· Presse Info „Gefährliche Antibaby-Pillen vom Markt nehmen!“
· Brasilien: Regierung verbietet unlautere Aspirin-Werbung