Presse Information vom 12. Januar 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren
BAYER stellt Produktion von Bhopal-Chemikalie MIC ein
Langjährige Forderung von Anwohnern erfüllt / tödlicher Störfall 2008 / Uralt-Pestizide verschwinden vom Markt / „Mitarbeiter müssen Ersatz-Arbeitsplätze erhalten!“
Der BAYER-Konzern hat gestern angekündigt, die Produktion und Lagerung der Chemikalie Methyl Isocyanat (MIC) in seinem US-Werk in Institute einzustellen. Zwei hochgefährliche Pestizide, Aldicarb und Carbaryl, für deren Herstellung MIC verwendet wird, sollen zudem vom Markt genommen werden. Damit kommt das Unternehmen den langjährigen Forderungen von Anwohnern und Umweltschützern nach.
MIC erlangte traurige Berühmtheit durch die Katastrophe von Bhopal, der mindestens 10.000 Menschen zum Opfer fielen. Das Werk in Institute galt als „Schwester-Fabrik“ von Bhopal und wurde 2001 von BAYER übernommen.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert seit vielen Jahren die Beendigung der MIC- und Phosgen-Produktion in Institute und reichte hierzu wiederholt Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein. Der BAYER-Vorstand hatte das Ansinnen bislang stets als „unbegründet“ zurückgewiesen. Zuletzt war es in der Anlage im August 2008 zu einer schweren Explosion gekommen, deren Erschütterungen in einem Umkreis von mehr als 15 Kilometer zu spüren waren. Zwei Arbeiter verloren dabei ihr Leben.
Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Dies ist ein großer Erfolg von Umweltschützern und Werks-Anwohnern nach einem über 25-jährigen Kampf. BAYER muss nun sicherstellen, dass die Mitarbeiter angemessene Ersatz-Arbeitsplätze erhalten. Zudem fordern wir grundsätzlich, dass die chemische Industrie auf den großtechnischen Einsatz tödlicher Chemikalien wie MIC und Phosgen verzichtet.“
BAYER-Vertreter begründen den Verkaufs-Stopp von Aldicarb und Carbaryl unter anderem mit dem im Jahr 1995 gegebenen Versprechen, Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse vom Markt zu nehmen. „Diese Argumentation ist unfreiwillig komisch – schließlich hatte BAYER damals versprochen, die giftigsten Pestizide bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen“, so Mimkes weiter.
Maya Nye, Sprecherin der Anwohner-Initiative People Concerned About MIC, bezeichnet Methyl Isocyanat als das „Schlimmste vom Schlimmsten“. Nye solidarisiert sich mit den betroffenen Arbeitern: „Die Drohung, Arbeitsplätze zu vernichten, ist ein übliches Mittel, mit dessen Hilfe Anwohner, Umweltschützer und Mitarbeiter auseinanderdividiert werden sollen. Diese Taktik macht uns zu Geiseln von Konzernen, denen Profite wichtiger sind als Menschen und die die Gesundheit und Sicherheit der Anwohner bewusst gefährden.“ In Institute droht 220 Arbeitern die Entlassung.
Nach der Explosion von 2008 hatte die amerikanische Arbeitsschutzbehörde OSHA eine Untersuchung angeordnet und “mangelhafte Sicherheits-Systeme, signifikante Mängel der Notfall-Abläufe und eine fehlerhafte Schulung der Mitarbeiter“ festgestellt. Der US-Kongress kam in einem Untersuchungsbericht gar zu dem Ergebnis, dass durch die Explosion beinahe ein MIC-Tank zerstört worden wäre, was das „Desaster von Bhopal in den Schatten hätte stellen können“. Weiter heißt es in dem Kongress-Bericht: „BAYER hat den Sicherheitskräften entscheidende Informationen vorenthalten, hat den Ermittlern der Bundesbehörden nur eingeschränkten Zugang zu Informationen gewährt, hat die Arbeit von Medien und Bürgerinitiativen unterminiert und hat die Öffentlichkeit unrichtig und irreführend informiert.“
weitere Informationen:
· MIC-Kampagne
· Klasse I Pestizide: Versprechen gebrochen