Presse Information vom 28. Februar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Bisphenol A: alle Risiko-Anwendungen verbieten!
Ab morgen EU-Verbot in Babyflaschen / Schäden bei Kleinkindern befürchtet / BAYER AG größter deutscher Produzent
Ab dem 1. März gilt EU-weit ein Verbot der Chemikalie Bisphenol A in Babyflaschen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt die Entscheidung der EU-Kommission, fordert jedoch weitergehende Verbote: „Bisphenol A muss endlich aus allen Produkten des täglichen Bedarfs verschwinden. Hormonaktive Substanzen haben in Produkten wie Trinkflaschen, Spielzeug und Konservendosen nichts verloren! Die Leugnung der Risiken durch die Hersteller darf nicht zur weiteren Gefährdung der Verbraucher führen“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination.
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Bisphenol A (BPA) im Körper hormonaktiv wirkt. Schon geringste Dosen können das Nervensystem schädigen und bei Säuglingen zu Entwicklungs-Störungen führen. Zahlreiche Studien bringen die Chemikalie mit Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen in Verbindung. Das Umweltbundesamt fordert seit Jahren, die Verwendung von Bisphenol A einzuschränken – konnte sich bislang jedoch nicht gegen die Interessen der Industrie durchsetzen.
Der Leverkusener BAYER-Konzern gehört neben den US-Firmen DOW CHEMICALS und HEXION, der saudiarabischen SABIC sowie zwei taiwanesischen Unternehmen zu den größten Herstellern von Bisphenol A. Weltweit wurden 2008 rund 5,2 Millionen Tonnen produziert – zwei Jahre zuvor waren es noch 3,8 Millionen. Allein in Europa wurden 2006 rund 1,5 Millionen Tonnen hergestellt, überwiegend von BAYER.
Die Kunststoff-Hersteller hatten jahrelang durch eigene Studien zu suggerieren versucht, dass ein wissenschaftlicher Konsens zu BPA fehlt. Tatsächlich stellten aber von weltweit rund 170 öffentlich finanzierten Untersuchungen mehr als 150 Studien negative Effekte schon bei niedrigen BPA-Konzentrationen fest. Dagegen kamen alle 13 von der Industrie geförderten Studien zu dem Schluss, Bisphenol A sei eher harmlos. Die jahrelang betriebene Kungelei von Herstellern und Behörden gipfelte in der Entscheidung der EU-Lebensmittelbehörde EFSA vor vier Jahren, den Grenzwert für Bisphenol A zu lockern. Hierbei berief sich die EFSA auf eine unveröffentlichte Studie, die das American Plastics Council in Auftrag gegeben hatte. Dem Lobbyverband gehören 13 Unternehmen an, darunter BASF, BAYER, SHELL und DOW CHEMICALS.
Kanada hatte Bisphenol A schon 2008 als „gefährliche Substanz“ deklariert und als erstes Land eine Verwendung in Babyflaschen untersagt. Dänemark, Schweden und Frankreich verhängten im vergangenen Jahr Verbote für alle Produkte, die mit Kindernahrung in Berührung kommen.