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[Yasmin] Hauptversammlung 2016

CBG Redaktion

Risiko Pille – Rede Bayer HV 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Christin Berndt und ich spreche für die „Risiko Pille – Initiative Thrombose Geschädigter„.

Luisa wurde nur 17 Jahre alt. Sie starb nach dreistündigen Wiederbelebungsmaßnahmen an einer Lungenembolie.
Tina brach auf dem Bürgersteig zusammen, wurde vergeblich eine ¾ Std reanimiert und starb mit nur 22 Jahren an einer Lungenembolie.
Dorothea hatte starke Rückenschmerzen und wollte zum Arzt. Diesen Termin hat sie nicht mehr wahrnehmen können und verstarb mit nur 23 Jahren an einer massiven Embolie.

Lena erlitt nach nur dreimonatiger Einnahme der Pille eine Embolie und verstarb mit nur 15 Jahren.

Christina brach in den Armen ihrer Mutter zusammen. Ihr Zustand verschlechterte sich zunehmend, trotz intensiv-medizinischer Betreuung. Ihr Hirntod wurde neun Tage vor Ihrem 24. Geburtstag aufgrund einer Lungenembolie festgestellt.
Sophias Kindern wurde die Mutter genommen, ihrem Mann die Frau. Sie verstarb mit nur 34 Jahren wegen der Pille Diane 35 an einer Lungenembolie.
Christine nahm die Pille Aida und wurde nur 22 Jahre alt.
Nina nahm die Pille Petibelle und wurde nur 23 Jahre alt. Sie brach auf dem Weg zum Arzt zusammen und verstarb nach sechsstündigen Wiederbelebungsmaßnahmen im Krankenhaus an einer Lungenembolie

Wir möchten uns heute mit Ihnen an sie erinnern.

Denn diese acht Frauen, ihre Partner, Eltern und Angehörigen haben den Produkten von Bayer und ihrem Tochterunternehmen Jenapharm vertraut. Diese acht Frauen haben eine Ihrer Antibabypillen mit erhöhter Thrombosegefahr genommen und mit ihrem Leben bezahlt.

Diese acht Frauen, Herr Dr. Dekkers, sind Teil Ihrer Bilanz und Ihrer zukünftigen Bilanz Herr Baumann.

Es sind die Frauen, deren Namen Sie nun kennen und sie stehen stellvertretend für die hunderten von toten und zehntausenden von geschädigten Frauen weltweit, die nach der Einnahme Ihrer Produkte schwere gesundheitliche Schäden erlitten haben oder verstorben sind. Und bei allen diesen Frauen ist es immer dieselbe Geschichte:

Sie wollten sicher verhüten und bekommen von ihrem Gynäkologen eine Ihrer Antibaby-Pillen wie die Yasmin, die Yasminelle oder die Aida verschrieben, die ihnen als „besonders verträglich“ angepriesen wird und von Bayer mit Versprechungen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“ beworben werden.

Über das deutlich höhere Risikopotenzial dieser Pillen wurden die Anwenderinnen 14 Jahre lang nicht eindeutig im Beipackzettel informiert, geschweige denn von ihrem Arzt. Und so nehmen Millionen von Frauen Ihre Pillen, bis einige von Ihnen eines Tages einfach umkippen oder Rückenschmerzen bekommen oder andere Symptome einer Thrombose oder Embolie, die – obwohl sie einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen – erst viel zu spät erkannt werden.
Warum ist das so? Weil BAYER und seine Tochterfirma Jenapharm jahrelang das höhere Thromboserisiko seiner Antibabypillen verheimlicht hat.

Bayer hat Anwenderinnen und Mediziner nicht darüber aufgeklärt und geht sogar noch weiter, Sie leugnen das höhere Risiko trotz aller wissenschaftlichen Beweise weiterhin. Sie sind das herstellende Pharmaunternehmen, Sie sind daher für Ihre Produkte und deren Sicherheit verantwortlich! Und damit auch seit dem Jahr 2000 verantwortlich für eine doppelt so hohe Anzahl an toten und geschädigten Frauen, die nur sicher verhüten wollen.

Laut Recherchen der ARD-Dokumentation „die story„ wusste Bayer allerdings schon lange vom erhöhten Thromboserisiko, hat es aber nicht für nötig befunden, dahingehend den Beipackzettel zu ändern. Das hat Bayer erst auf Druck des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte im Jahr 2014 gemacht.
Sieht so Ihre Definition von Verantwortung und „science for a better life“ aus?

Wir, die „Risiko Pille – Initiative Thrombose-Geschädigter”, vertreten die geschädigten Frauen und die Hinterbliebenen aus Deutschland. Sie kennen uns, denn leider ist es unsere Pflicht, Sie jedes Jahr aufs Neue an die Ihre zu erinnern, Herr Dekkers. Ihre Pflicht lautet:

Nehmen sie diese Pillen endlich vom Markt!
Alle Fakten sprechen dafür:

– Es gibt 17.500 geschädigte Frauen in den USA, an die Bayer bis Februar 2016 alleine für Vergleiche über 2 Milliarden US-Dollar zahlte. 2300 Klagen sind in den USA immer noch anhängig.

– In Kanada gibt es 13 Klagen, in Israel zwei. In Europa klagen betroffene Frauen in Frankreich, Österreich, Italien, in der Schweiz und in Deutschland.

– In Frankreich werden die Kosten von Pillen der 3. und 4. Generation inzwischen nicht mehr von der Krankenkasse übernommen. In Großbritannien, den Benelux-Ländern, Dänemark und Norwegen warnen die Gesundheitsbehörden vor den erhöhten Risiken.

– In Deutschland empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte für Erstanwenderinnen und Anwenderinnen unter 30 Jahren Anitbabypillen mit niedrigerem Risiko, und NICHT eine Ihrer Pillen der 3. und 4. Generation, die ein erhöhtes Risiko bergen.

– Die Techniker Krankenkasse veröffentlichte im Oktober 2015 einen Pillenreport, in dem sie von der Einnahme der Antibaby-Pillen der 3. und 4. Generation abrät.

Sie können die Gefährlichkeit ihrer Produkte doch nicht ernsthaft weiterhin leugnen!
Zeigen sie doch mal Courage und gestehen Sie sich und Ihren Aktionären endlich ein, dass Bayer einen großen Fehler begangen hat.

Wir sind dieses Jahr zum siebten Mal auf der Hauptversammlung, stehen zum siebten Mal hintereinander an diesem Podest und auch dieses Mal werden Sie nicht drumrum kommen, uns Rede und Antwort zu stehen:

1. Wie viele Todesfälle aufgrund der Einnahme einer Antibabypille mit höherem Thromboserisiko sind Ihnen bisher weltweit bekannt?

2. Wie viele Klagen sind Ihnen weltweit bekannt? Wie viele wurden schon verhandelt?

3. Im Jahr 2010 haben Sie noch auf der Hauptversammlung behauptet, dass das Risiko für drospirenonhaltige Pillen genauso hoch sei, wie bei levonorgestrelhaltigen Pillen der zweiten Generation. 2014 musste Bayer den Beipackzettel der Pillen der Yasmin-Familie ändern und auf das höhere Thromboserisiko hinweisen.
Behaupten Sie also allen Ernstes immer noch, dass Ihre eigen initiierten und finanzierten Studien das richtige Ergebnis vorweisen? Sollten Sie in den Antworten auf unsere Fragen tatsächlich immer noch diese Studien nennen, obwohl Sie im Beipackzettel auf das höhere Risiko hinweisen müssen, wäre das – gelinde gesagt – äußerst unglaubwürdig.

4. Wie hoch sind die bereits geleisteten Entschädigungszahlungen? An wie viele Frauen wurden sie geleistet?

5. Übersteigen die bereits geleisteten Zahlungen Ihren Versicherungsschutz?

In internen Schreiben an Ihre Aktionäre, weisen Sie, Herr Dekkers, immer wieder darauf hin, dass die Argumentation unserer Initiative, die gegen die Pillen mit erhöhtem Thromboserisiko kämpft, rein emotional wäre und keine wissenschaftliche Grundlage hätte. Sie haben uns noch nie ernst genommen. Jeder neue Todesfall, den wir öffentlich gemacht haben, war und ist ihnen egal. So wie Sie ja offen zugeben, dass Sie die Pillen so lange auf dem Markt lassen, wie die Gewinnsumme die Entschädigungszahlungen übersteigt.

Die Hauptversammlung ist Ihre letzte Amtshandlung, danach haben Sie ja vielleicht mehr Zeit zum Lesen. Ich würde Ihnen dringend empfehlen, sich alle Studien zur Gefährlichkeit der Pillen der 3. und 4. Generation durchzulesen. Dann werden Sie sehen, dass Sie falsch lagen. Dass es besser gewesen wäre, uns ernst zu nehmen. Und Ihnen Herr Baumann möchte ich sagen, Sie leben in Krefeld, nicht in den USA. Wir sind Nachbarn. Schauen Sie mich an und verschließen Sie nicht Ihre Augen. Wollen Sie allen ernstes die Verantwortung für weitere Todesfälle übernehmen?

Im Dezember fand der erste mündliche Verhandlungstag der ersten Klage auf Schadenersatz und Schmerzensgeld gegen Bayer statt. Eine der Gründungsmitgliederinnen unserer Initiative hat BAYER verklagt, weil sie durch die Einnahme einer drospirenonhaltigen Pille fast gestorben wäre und nie wieder ganz gesund wird. So wie wir alle Betroffenen nicht. Sie kann heute aus gesundheitlichen Gründen nicht hier sein. Aber eines sollte Ihnen klar sein, Herr Dekkers und Herr Baumann:

Bayer wird erstmals in Deutschland auf Schadenersatz und Schmerzensgeld verklagt und das Gericht hat entschieden, den Prozess fortzuführen. Die Klage von Felicitas Rohrer wird nicht die Einzige bleiben. Der Verlust von den genannten neun jungen Frauen schmerzt Bayer nicht, doch der Verlust ihres guten Rufes wird Ihnen noch richtig weh tun!
Sie nehmen uns nicht ernst. Besser wäre es.