12. Oktober 2013
arznei-telegramm empfiehlt Pillen der 2. Generation
jährlich rund 250 Thromboembolien in Deutschland vermeidbar
Die europäische Pharmabehörde European Medicines Agency (EMA) hat eine neue Bewertung der Risiken von Antibaby-Pillen veröffentlicht. Obwohl das Thrombose-Risiko der neuesten Generation als deutlich erhöht bezeichnet wird, drückt sich die EMA jedoch vor der Empfehlung, auf ältere Präparate umzusteigen.
Die Thrombose- und Embolie-Rate ist unter Hormonkombinationen mit dem Gestagen Levonorgestrel am niedrigsten. Kombinationspillen mit den Hormonen Desogestrel, Drospirenon oder Gestoden bergen ein 2 bis 3-fach erhöhtes Risiko. Dennoch bezeichnet die EMA das Risiko in beiden Fällen als „gering“. In absoluten Zahlen mag dies sogar stimmen. Betrachtet man die Verordnungszahlen, so erhält die geringe Differenz jedoch große Relevanz: 2012 verhüteten beispielsweise mindestens 550.000 Frauen mit Drospirenon-haltigen Pillen. Den Risikodaten zufolge dürften darunter in Deutschland pro Jahr 250 Frauen mehr eine Thromboembolie erlitten haben, als wenn alle stattdessen ein Levonorgestrel-haltiges Kontrazeptivum eingenommen hätten.
Für Vorteile neuerer Pillen gibt es keine Belege. Die Zuverlässigkeit der Verhütung ist bei allen Präparaten ähnlich. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt daher, „insbesondere für Erstanwenderinnen und Anwenderinnen unter 30 Jahren” Kontrazeptiva mit niedrigerem Embolie-Risiko, also beispielsweise Levonorgestrel-haltige, zu bevorzugen.
Das industrie-unabhängige arznei-telegramm kommt in seiner heute erschienen Ausgabe zu dem Ergebnis: “Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes halten wir es für überfällig, endlich die risikoärmeren Kombinationen als Mittel der ersten Wahl einzustufen und die riskanteren Kontrazeptiva als Mittel der Reserve.“
=> EMA: PRAC confirms that benefits of all combined hormonal contraceptives (CHCs) continue to outweigh risks
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