Presse Information vom 30. April 2014
Verabschiedung von BAYER-Vorstandsmitglied Wolfgang Plischke
„Management geht notfalls über Leichen“
Auf der gestrigen Hauptversammlung der BAYER AG wurde das Vorstandsmitglied Wolfgang Plischke mit warmen Worten verabschiedet. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren erinnert zu diesem Anlass an zwei Stationen aus Plischkes Karriere:
Im Jahr 1996 entschuldigte sich die japanische BAYER-Tochterfirma Bayer Yakuhin bei den Opfern HIV-verseuchter Blutpräparate. Wörtlich hieß es in der damaligen Erklärung des Konzerns: Wir „fühlen uns für die Schäden der HIV-infizierten Bluterkranken tief verantwortlich” und wir „entschuldigen uns von Herzen, den Opfern sowohl physisch wie psychisch großen Schaden zugefügt zu haben.” Zudem wurde eine Entschädigungslösung vereinbart, die weit über den Regelungen in Europa oder den USA lag. Geschäftsführer von Bayer Yakuhin zu diesem Zeitpunkt war Wolfgang Plischke.
Gegenüber europäischen oder amerikanischen Opfern hat BAYER eine Entschuldigung jedoch stets abgelehnt. Hierzu Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Wir kooperieren eng mit infizierten Blutern und wissen daher, dass für viele von ihnen eine Entschuldigung von großer Bedeutung ist. Es würde von menschlicher Größe zeugen, wenn Wolfgang Plischke seinen heutigen Abschied nützen würde, für die Betroffenen hierzulande ähnliche Worte zu finden wie damals in Japan.“
Nach seiner Station in Japan wurde Plischke Leiter der US-amerikanischen Pharma-Sparte von BAYER. In den USA lagen BAYER ab 1999 zahlreiche Berichte über schwere Nebenwirkungen von Lipobay vor. Insbesondere bewirkte die Einnahme des Cholesterin-Senkers einen Muskelzerfall (sog. Rhabdomyolyse), die zu Nierenversagen führen kann. BAYER verkaufte zu diesem Zeitpunkt Lipobay mit einer Konzentration von 0,3 mg pro Tablette. Obwohl die Nebenwirkungen schon mit dieser relativ niedrigen Konzentration weit gravierender waren als bei Konkurrenz-Präparaten, wurde in den USA im Jahr 2000 Lipobay mit einer Konzentration von 0,8 mg auf den Markt gebracht.
Sogar Wissenschaftler von BAYER warnten das Management vor diesem Schritt. Interne Papiere, die von US-Gerichten später veröffentlicht wurden, zeigen, dass der Geschäftsleitung unter Wolfgang Plischke die Warnungen im Detail bekannt waren. Sie setzte sich jedoch bewusst darüber hinweg. Die Mehrzahl der Todesfälle erfolgte durch Tabletten mit der Konzentration von 0,8 mg. Im August 2001 schließlich wurde Lipobay vom Markt genommen. BAYER leistete Vergleichs-Zahlungen von über einer Milliarde Euro.
Philipp Mimkes ergänzt: „Die Zahlungen machen die Toten nicht wieder lebendig. Insofern ist Lipobay eines der vielen Beispiele einer Vermarktung von Pharmazeutika, die notfalls über Leichen geht. Einer der Protagonisten dieses Prinzips heißt Wolfgang Plischke.“
In zwei Jahren soll Plischke in den Aufsichtsrat von BAYER aufgenommen werden.