24. Januar 2001
Nach dem Skandal in bayerischen Mastbetrieben:
Umweltschützer fordern Verbot von Antibiotika in der Tiermast
Nach den jüngsten Skandalen in bayrischen Mastbetrieben forderten heute Vertreter der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) ein generelles Verbot von Antibiotika in der Tiermast. Nach Meinung der Umweltschützer sollen Antibiotika künftig nur im Krankheitsfall und ausschließlich durch Tierärzte verabreicht werden.
Philipp Mimkes, Geschäftsführer der CBG: „Die Hälfte der Antibiotika-Produktion landet heutzutage im Tierstall – Jahr für Jahr allein in der EU 10.000 Tonnen. Die Pharmaindustrie hat daher ein vitales Interesse an der tierquälerischen Massentierhaltung und trägt Mitverantwortung für die Gefährdung der Verbraucher.“ Mimkes weist auf die zunehmende Belastung des Grundwassers durch Veterinärprodukte und die steigende Zahl resistenter Keime hin.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert seit Jahren ein Verbot des Einsatzes von Antibiotika in der Tierzucht, da resistente Bakterienstämme, etwa von Salmonellen, über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen und unbehandelbare Infektionen auslösen können. Krankheiten wie Tuberkulose, die längst besiegt schienen, breiten sich wieder aus.
In Dänemark, wo die Beimischung von Antibiotika in das Futter von Kälbern, Schweinen und Geflügel untersagt wurde, stieg die Zahl erkrankter Tiere nach dem Verbot nicht an. In den USA wurde kürzlich die Verwendung von Fluoquinolonen in der Geflügelzucht verboten, da nach Auffassung der Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration durch die Verfütterung dieser Antibiotikaklasse resistente Keime entstehen, an denen jährlich rund 5.000 Amerikaner erkranken.
Die deutsche Firma Bayer vertreibt Fluoquinolone unter dem Markennamen Ciprobay für Menschen und unter dem Namen Baytril für Tiere. Das Leverkusener Unternehmen ist weltweit der drittgrößte Hersteller von Veterinär-Produkten, der jährliche Umsatz liegt bei 1,7 Milliarden Mark. Die Hälfte davon entfällt auf den Bereich „Nutztiere“.