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Ticker 02/2023

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

CBG bei Friedensdemo

Um den Jahrestag des Ukraine-Krieges herum fanden in über 150 deutschen Städten Friedensdemonstrationen statt. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ging in Köln auf die Straße, wo rund 1.500 Menschen dem Aufruf des KÖLNER FRIEDENSFORUMS: „Den Frieden gewinnen, nicht den Krieg – Waffenexporte stoppen, Waffenstillstand und Friedensverhandlungen jetzt!“ folgten. Zum Auftakt sprach Margot Käßmann, die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche. Darüber hinaus hielten unter anderem Karl-Wilhelm Koch von der UNABHÄNGIGEN GRÜNEN LINKEN, Matthias Engelke vom INTERNATIONALEN VERSÖHNUNGSBUND und Peter Köster von der IG BAU Reden. Zudem wurden Grußworte von russischen und ukrainischen KriegsgegnerInnen verlesen.

CBG beim Klimastreik

Am 3. März 2023 beteiligte sich die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) in Leverkusen am Klimastreik, der dieses Mal mit dem ver.di-Streik der Bus- und BahnfahrerInnen fusionierte, um die Wichtigkeit einer Verkehrswende für die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen zu betonen. Die Blockade-Politik von Wissing & Co. stand deshalb auch im Mittelpunkt der meisten Reden, die unter anderem AktivistInnen von ver.di, BUND, FRIDAYS FOR FUTURE, der Partei „Die Linke“ und von PARENTS FOR FUTURE hielten. Aber CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann sorgte dann dafür, darüber den größten ortsansässigen Klimasünder – den BAYER-Konzern – nicht aus den Augen zu verlieren. Auf nicht weniger als drei Millionen Tonnen Treibhaus-Gase kam das Unternehmen im Jahr 2022. Auf diese Weise trug der Agro-Riese mit dazu bei, den von der Energie-Erzeugung verursachten globalen CO2-Ausstoß auf die neue Rekordmarke von 36,8 Milliarden Tonnen zu treiben, so Stelzmann. Die Folgen zeigten sich ihm zufolge 2023 schon ungewöhnlich früh mit Dürren in Frankreich und Italien durch den Schnee-Mangel in den Alpen. Alles andere als schöne Aussichten für den Sommer. Und eine Klimawende zeichnet sich weniger denn je ab. Stattdessen gibt es Rückschritte. Im Zuge des Ukraine-Krieges konnten Kohle und Gas ein Comeback feiern. Darum mahnte der CBGler am Ende seines Beitrages: „Die Klimabewegung muss auch eine Friedensbewegung sein!“

In Sachen „Verschickungskinder“

Acht bis zwölf Millionen Kinder und Jugendliche gehörten von den 1950er bis 1970er Jahren zu den Verschickungskindern, die in Einrichtungen wie dem „Seehospiz ‚Kaiserin Friedrich’ Norderney“ Kuren absolvierten. Den Verschreibungen lagen konkrete medizinische Indikationen zugrunde oder aber auch nur vage Diagnosen wie Erholungsbedürftigkeit, Entwicklungsrückstände oder „Milieuschäden“. Fast alle Häuser unterwarfen ihre Schützlinge einem unerbittlichen Regime aus körperlicher und seelischer Gewalt. So wurden Untergewichtige zur Nahrungsaufnahme gezwungen, und wenn ihnen der Mageninhalt wieder hochkam, mussten sie auch noch ihr Erbrochenes essen. Die Verabreichung von sedierenden Medikamenten gehörte ebenfalls zum Reservoir. Dabei fanden nicht zuletzt BAYER-Mittel Verwendung. ATOSIL mussten schon Dreijährige schlucken, ungeachtet der Tatsache, dass die Zulassung nur für Erwachsene mit einer diagnostizierten neurologischen Störung galt. Sogar junge AsthmatikerInnen erhielten ATOSIL-Gaben, obwohl diese Erkrankung eigentlich ein Ausschluss-Kriterium für die Anwendung darstellt. Dementsprechend verursachte das Präparat bei nicht wenigen Verschickungskindern Langzeit-Schäden, die eine Frühverrentung unvermeidlich machten. Die Epilepsie-Arzneien LUMINAL und LUMINETTEN nutzten die Kurheime ebenfalls zu dem, was einige WissenschaftlerInnen „unsichtbare Fixierung“ nennen. Damit nicht genug, führten MedizinerInnen dort auch Pharma-Tests durch. So erprobte etwa Dr. Walter Goeters im Seehospiz von Norderney BAYERs Entwurmungsmittel UVILON an 42 jungen ProbandInnen. Die Praktiken in Norderney und anderswo ähnelten denen in Heimen und Kinder- und Jugendpsychiatrien, in die der Leverkusener Multi mit seinen Pharmazeutika ebenfalls involviert war. Die nordrhein-westfälischen CDU-Politikerinnen Christina Schulze Föcking und Charlotte Quik haben in der Sache nun einen Brief an die Bundesfamilienministerin Lisa Paus von der Grünen geschrieben und Handlungsbedarf angemahnt: „Wir fordern Sie auf, sich als Bund ihrer Verantwortung zu stellen, die Betroffenen zu unterstützen und sich einer politischen und wissenschaftlichen Aufarbeitung nicht zu verschließen.“

Offener Brief: Kyriakides antwortet

Am 15. Dezember 2022 lief die Glyphosat-Genehmigung aus. Doch die Europäische Union schaffte es nicht, die für eine erneute Zulassung nötigen Risiko-Bewertungen fristgerecht vorzunehmen. Deshalb ließ sie das BAYER-Pestizid trotz nicht abgeschlossener Sicherheitsprüfung noch einmal eine einjährige Ehrenrunde drehen. „Technische Verlängerung“ hieß das Mittel der Wahl. Dieser Verstoß gegen den Leitsatz des vorbeugenden VerbraucherInnenschutzes löste eine Welle des Protests aus. So forderte das „Ban-Glyphosate“-Bündnis, dem die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN angehört, die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in einem Offenen Brief auf, das Herbizid wegen seiner umfassend belegten Risiken und Nebenwirkungen für Mensch, Tier und Umwelt umgehend aus dem Verkehr zu ziehen. Dem verweigerte sich Kyriakides jedoch. In ihrem Antwort-Schreiben bedauerte sie zwar die Verzögerung, sah aber keinen Grund für einen sofortigen Bann. Dabei verwies die Zypriotin auf den „Ausschuss für Risiko-Bewertung“ (RAC) der europäischen Chemikalien-Agentur ECHA, der in dem laufenden Verfahren bereits sein Urteil abgegeben hat und laut Kyriakides zu dem Schluss kam, „dass Glyphosat auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse die Kriterien für eine Einstufung als krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend nicht erfüllt“. Und was die von „Ban-Glyphosate“ in dem Brief erwähnten neuen Studien zu den kanzerogenen Effekten des Herbizides anging, so versicherte die Gesundheitskommissarin, diese wären Teil des Prüfverfahrens.

PAN kritisiert BfR

Das „Bundesinstitut für Risiko-Bewertung“ (BfR) unterstützt die Industrie bei ihrer Ablehnung der Chemikalien-Strategie der EU (siehe POLITIK & EINFLUSS). Nach Ansicht des BfR braucht es kein strengeres Regulationsregime, das vorhandene Instrumentarium reiche völlig aus. „Die ‚EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit’ stellt die regulatorische Toxikologie, wie wir sie kennen, in Frage: Ist sie auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebaut?“, überschrieben BfR-MitarbeiterInnen ihren in den Archives of Toxicology veröffentlichten Fachaufsatz und gaben eine eindeutige Antwort: Nein. Stattdessen singen sie ein Loblied auf die gängigen Verfahren. „Auch wenn dies von den Medien und der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, hat die Umsetzung eines komplexen und voneinander abhängigen Systems von Vorschriften für chemische Stoffe, einschließlich Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel, Biozide oder Chemikalien in Lebens- und Futtermitteln, die toxikologischen Risiken minimiert und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung in der EU kontinuierlich verbessert“, halten sie fest. Dem widersprechen Dr. Peter Clausing vom PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) und Professor Erik Millstone von der Universität Sussex im European Journal of Risk Regulation vehement. Anders als die BfR-AutorInnen behaupten, habe die Zahl der Neugeborenen mit Anomalien zugenommen, so Millstone und Clausing. Zudem verweisen sie auf die abnehmende Fruchtbarkeit. Wegen solcher und anderer Phänomene besteht ihrer Meinung nach sehr wohl Handlungsbedarf im EU-Regelwerk zum Umgang mit chemischen Stoffen, vor allem was die Kombinationswirkungen sowie die Effekte auf das Hormonsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen angeht.

KONZERN & VERGANGENHEIT

MEGAPHEN & Co. in LVR-Einrichtungen

Der Historiker Frank Sparing hat im Auftrag des Landesverbandes Rheinland (LVR) eine Studie zu Arznei-Verordnungen und Medikamententests in der Rheinischen Landesklinik für Jugendpsychia-trie Süchteln erstellt. Als Basis diente eine Stichprobe von 141 PatientInnen-Akten. Der Autor traf dabei auf „eine großzügige und wenig kritische Versorgungspraxis“, „die es lange Zeit für geboten hielt, verhaltensauffällige oder pflege-aufwendige Kinder mit Medikamenten ruhigzustellen“. Rund die Hälfte der PatientInnen erhielt regelmäßig Psychopharmaka. Dabei kamen Präparate des BAYER-Konzerns massenhaft zum Einsatz – wie in anderen bundesdeutschen Einrichtungen auch (SWB berichtete mehrfach). So standen die Hypnotika und Sedativa ADALIN (Wirkstoff: Carbromal), EVIPAN (Hexobarbital), LUMINAL (Phenobarbital) sowie die Neuroleptika AOLEPT (Periciacin), ATOSIL (Promethazin-HCI) und NEUROCIL (Laevomepromazin) auf der Verordnungsliste. Medikamenten-Tests widmete sich Sparing nur kurz. Er untersuchte lediglich zwei Erprobungen von Mitteln des Herstellers JANSSEN detaillierter. Genaueren Aufschluss darüber, welches Ausmaß die Arznei-Prüfungen in nordrhein-westfälischen Institutionen hatten und wie flächendeckend die Kinder- und Jugendpsychiatrien AOLEPT & Co. verabreichten, dürfte erst die für 2024 angekündigte Forschungsarbeit der Universität Düsseldorf unter Leitung von Heiner Fangerau geben.

POLITIK & EINFLUSS

Abschied vom alten Kontinent

Der BAYER-Konzern kündigte an, den Schwerpunkt seines Arznei-Geschäfts künftig in die Vereinigten Staaten und nach China zu verlegen, weil dort bessere Profit-Aussichten locken. „Die europäischen Regierungen versuchen, Anreize für Forschungsinvestitionen zu schaffen, aber auf der kommerziellen Seite machen sie uns das Leben schwer“, sagte BAYERs Pharma-Chef Stefan Oelrich der Financial Times am Rande der „JP MORGAN Healthcare Conference“ in San Francisco. Dabei hatte er neben dem „Gesetz zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung“, das die Porto-Kasse des Konzerns unter anderem mit einer befristeten Erhöhung des Hersteller-Rabatts belastet, vor allem eine neue englische Regelung im Blick. Dort bittet der Staat Big Pharma traditionell zur Kasse, wenn die jährlichen Medikamenten-Ausgaben des „National Health Service“ um mehr als zwei Prozent steigen. Und im Jahr 2022 lagen die Aufwendungen in Folge der Corona-Pandemie deutlich über dieser Schwelle, weshalb BAYER & Co. Rabatte in Höhe von 26,5 Prozent einräumen mussten. „[S]ignifikante Einschnitte“ nannte Oelrich das. Darum kündigte er einen Abschied vom alten Europa an: „Wir verlagern unseren kommerziellen Fußabdruck und die Ressourcen für unseren kommerziellen Fußabdruck deutlich weg von Europa.“ In den USA sieht der Manager dagegen das Land mit den unbeschränkten Arzneipreis-Möglichkeiten, während er China für das gute Innovationsklima lobte. Allerdings führt auch das Gesundheitsministerium in Peking harte Verhandlungen um Kosten-Senkungen mit den Pillen-Riesen. Von einem „Preisdruck auf die Pharma-Industrie“ sprach deshalb BAYERs Ober-Lobbyist Matthias Berninger. Und der US-amerikanische „Inflation Reduction Act“ setzt den Rendite-Aussichten der Unternehmen ebenfalls Grenzen (s. u.).

BAYER & Co. kritisieren Biden

In seiner am 7. Februar 2023 gehaltenen Rede zur Lage der Nation verteidigte US-Präsident Joe Biden noch einmal die mit dem „Inflation Reduction Act“ eingeleiteten Maßnahmen zur Reduktion der Arznei-Kosten. „Big Pharma hat den Menschen zu Unrecht Hunderte von Dollar abverlangt – und Rekord-Profite gemacht“, hielt Biden fest. „Jetzt nicht mehr“, fuhr er dann fort und legte dar, wie seine Regierung gegensteuert. So müssen Mitglieder von Medicare, der staatlichen Krankenversicherung für Senioren, jetzt für Insulin monatlich nur noch 35 Dollar zahlen und sich an den jährlichen Gesamtkosten für ihre Arznei-Versorgung bloß noch mit höchstens 2.000 Dollar beteiligen. Zudem berechtigt die Biden-Administration Medicare zu Verhandlungen mit den Pillen-Riesen über die Arznei-Preise und verlangt Rabatte, wenn diese schneller steigen als die Inflationsrate. Das US-Pendant zu dem von BAYER gegründeten „Verband der Forschenden Arzneimittel-Hersteller“, der „Pharmaceutical Research and Manufacturers of America“ (PhRMA), reagierte prompt. „Die staatlichen Preisfestsetzungsbestimmungen in dem Gesetz zwingen die Unternehmen zu schwierigen Entscheidungen, einschließlich der Verlagerung des Schwerpunkts weg von bestimmten Arten von Medikamenten und der Entmutigung der Forschung, die nach der Erstzulassung eines Medikaments stattfindet“, klagte der PhRMA.

Scholz & Giffey bei BAYER

Im Vorfeld der Wahlen zum Berliner Abgeordneten-Haus besuchten die SPD-Kandidatin Franziska Giffey und Bundeskanzler Olaf Scholz den Berliner BAYER-Standort. Im Zuge dessen sicherten die beiden PolitikerInnen dem Leverkusener Multi ein schnelles Genehmigungsverfahren für das in Kooperation mit der Charité geplante Zentrum für Gen- und Zelltherapie zu. Als Beleg dafür, dass Deutschland in Sachen „Technologie und Wissenschaft“ immer vorne mit dabei ist, feierte es Scholz. Darum flossen auch schon reichlich Subventionen. Der Bund fördert den Bau mit 44 Millionen Euro und Berlin mit fünf Millionen. Pharma-Chef Stefan Oelrich zeigte sich über die Aussicht auf einen baldigen Beginn der Arbeiten hocherfreut. „Wenn es uns gelingen sollte, einen Spatenstich in diesem Jahr für dieses Zentrum zu setzen, dann wäre das sicherlich Deutschlandtempo“, frohlockte er und zog ein positives Resümée der Visite. Oelrich, der drei Wochen zuvor noch kein gutes Haar am Arznei-Standort Deutschland gelassen hatte (s. o.), ließ sich mit den Worten zitieren: „Wir haben uns sehr über den heutigen Besuch von Olaf Scholz zusammen mit Franziska Giffey und ihr Interesse an unserem Unternehmen gefreut. Die Pharma-Industrie befindet sich inmitten eines enormen Wandels. Bahnbrechende Innovationen haben das Potenzial, Leben zu verändern und zu retten. Um diese Innovationen schneller in Produkte umsetzen zu können, ist die gute Kooperation aller Beteiligter wie der Industrie, der regulatorischen Behörden und der Politik notwendig.“

Scholz bekennt sich zur Chemie

Bundeskanzler Olaf Scholz hat BAYER & Co. seinen Beistand versichert. Wir wollen, dass Deutschland Chemie-Standort bleibt und dass wir gleichzeitig eine CO2-neutrale Zukunft haben“, sagte er. Und der Sozialdemokrat kündigte auch gleich ein neues Instrument zur Standort-Pflege an. „Wir werden dafür sorgen, dass es ein ganz spezielles Format gibt, wo wir über die Zukunft der chemischen Industrie sprechen “, so Scholz.

Scholz bekennt sich zu Pharma

Bei einem Besuch des Marburger BIONTECH-Standortes versprach Bundeskanzler Olaf Scholz der ganzen Branche seine Unterstützung. „[S]chnellere Genehmigungsverfahren, das gilt für Fabriken, aber genauso für neue Medikamente, für Forschungsvorhaben, aber auch für die Nutzung von Daten, wenn es um Forschung geht“, stellte er in Aussicht. „Da wollen wir jetzt in ganz kurzer Zeit mit vielen sehr konkreten Gesetzes-Vorhaben dazu beitragen, dass die pharmazeutische Industrie, dass die Medizin-Industrie in Deutschland, dass die ganze Gesundheitsökonomie Fortschritte macht“, so der SPD-Politiker.

BAYER & Co. gegen REACH-Verschärfung

Im Herbst 2020 stellte die Europäische Union als Teil des „Green Deals“ die Chemikalien-Strategie für Nachhaltigkeit vor, die beabsichtigt, „den Schutz von Mensch und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien zu erhöhen“. Besonders im Blick hatte die EU dabei hormon-ähnlich wirkende Produkte – sogenannte endokrine Disruptoren – wie etwa bestimmte Pestizide des Leverkusener Multis, schwer abbaubare sowie krebserregende Stoffe. Im Zuge dessen kündigte Brüssel für Ende 2022 auch eine Verschärfung der REACH-Verordnung an, welche die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Anwendungsbeschränkungen von chemischen Substanzen regelt. Daraus wurde allerdings nichts. BAYER & Co. nutzten die Ungunst der Stunde und verwiesen auf die durch den Ukraine-Krieg entstandenen ökonomischen Turbulenzen, um auf eine Verschiebung des Vorhabens zu drängen. Dies erreichte die Industrie denn auch, womit sie sich jedoch nicht zufriedengibt. Die Unternehmen halten REACH in der jetzigen Form für völlig ausreichend und wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. „Europa hat mit REACH bereits das weltweit umfassendste und strengste Chemikalien-Reglement“, meint etwa Michael Lulei vom „Verband der Chemischen Industrie“. Und dessen europäisches Pendant CEFIC warnt vor Umsatz-Verlusten von mindestens zwölf Prozent und damit einhergehenden Arbeitsplatz-Vernichtungen durch ein REACH 2.0. Unterstützung erhielten die Konzerne bei ihren Lobby-Aktivitäten vom „Bundesinstitut für Risiko-Bewertung“ (BfR), das schon in Sachen „Glyphosat“ in Treue fest zu BAYER gehalten hatte. MitarbeiterInnen des BfR sprachen der Chemikalien-Strategie in einem Fachaufsatz die wissenschaftliche Grundlage ab und plädierten für ein einfaches „Weiter so“, was auf massive Kritik unter anderem des PESTIZID AKTIONS-NETZWERKS (PAN) stieß (siehe AKTION & KRITIK).

Export-Verbot auf der langen Bank

Mit Verweis auf die ökonomischen Belastungen in Folge des Ukraine-Kriegs gelang es BAYER & Co., die Europäische Union dazu zu bewegen, viele Projekte zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt vorerst von der Agenda zu nehmen. So verschwand das Vorhaben, den Agro-Riesen die Ausfuhr von innerhalb der EU nicht zugelassenen Pestiziden zu untersagen, vom Arbeitsplan der EU-Kommission für das Jahr 2023. Die grüne EU-Parlamentarierin Grace O’Sullivan wollte von Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevičius nun wissen, wie es in der Causa weitergeht. Dieser versicherte, Brüssel sehe sich nach wie vor in der Pflicht, „sicherzustellen, dass gefährliche Chemikalien, die in der Europäischen Union verboten sind, nicht für den Export hergestellt werden“. Aber bis die EU dieser nachkommt, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Sie will nämlich erst einmal eine Studie zum Ausfuhr-Bann in Auftrag geben und auf deren Basis dann eine Folgeabschätzung über die Vor- und Nachteile eines Verbots erstellen. Zudem plant die Union noch eine öffentliche Konsultation zu dem Thema.

DRUGS & PILLS

XARELTO-Nebenwirkung Hautausschlag

BAYERs Gerinnungshemmer XARELTO mit dem Wirkstoff Rivaroxaban hat gefährliche Nebenwirkungen wie z. B. Blutungen. Im Herbst 2022 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA Hinweise auf einen weiteren unerwünschten Pharma-Effekt bekommen. ÄrztInnen meldeten bei XARELTO-PatientInnen Fälle von Pemphigoid, einer Autoimmun-Krankheit, die zu Blasen auf der Haut führt. Darum forderte der EMA-Ausschuss für Risiko-Bewertung den BAYER-Konzern auf, das Präparat mit Blick auf diese Gesundheitsstörung unter genauere Beobachtung zu stellen.

Neue STIVARGA-Nebenwirkung?

BAYERs Krebsmedikament STIVARGA mit dem Wirkstoff Regorafenib kommt als Mittel der 2. Wahl zur Behandlung von fortgeschrittenem Darmkrebs sowie zur Therapie von GIST – einer bestimmten Art von Verdauungstrakt-Tumoren – zur Anwendung. Bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gingen jetzt Meldungen über Fälle von thrombotischer Mikroangiopathie unter STIVARGA ein, eine Erkrankung, bei der es zu Blutgerinnseln in den kleinsten Blutgefäßen kommt. Dies kann zu massiven Durchblutungsstörungen und in der Folge zum Tod der PatientInnen führen. Der EMA-Ausschuss für Risiko-Bewertung hat BAYER deshalb dazu aufgefordert, genauere Informationen zu dieser Nebenwirkung zu liefern.

Erweiterte KERENDIA-Zulassung

Die BAYER-Arznei KERENDIA (Wirkstoff: Finerenon) kommt bei schweren Nieren-Erkrankungen, die infolge einer Diabetes auftreten, zur Anwendung. Im Dezember 2022 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA einen Einsatz auch bei leichteren Fällen empfohlen. Das industrie-unabhängige arznei-telegramm spricht sich gegen die Entscheidung aus. Das Fachblatt vermisst überzeugende Belege für positive Effekte auf die Nieren und das Herz/Kreislauf-System. Darüber hinaus verweist es darauf, dass die KDIGO – eine Fachorganisation für Nieren-Krankheiten – nur eine schwache Empfehlung für das Präparat ausgesprochen hat. Überdies macht die Publikation auf das Risiko eines erhöhten Kalium-Spiegels durch die Einnahme von KERENDIA aufmerksam.

RESOCHIN erhöht das Suizid-Risiko

Das BAYER-Präparat RESOCHIN mit dem Wirkstoff Chloroquin ist zur Behandlung von Autoimmun-Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis sowie zur Malaria-Prophylaxe zugelassen. Eine Zeitlang galt es zudem als Wundermittel gegen Covid-19. Im Zuge dessen häuften sich die Anwendungen massiv – und entsprechend auch Nebenwirkungen. So traten psychische Störungen gehäuft auf. Darüber hinaus setzten sich die RESOCHIN-NutzerInnen einer erhöhten Suizid-Gefahr aus. Darum schritt der Ausschuss für Risiko-Bewertung der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA ein und verlangte vom Leverkusener Multi und den anderen Herstellern, auf den Packungsbeilagen verstärkt vor diesen unerwünschten Arznei-Effekten zu warnen.

BAYER die deutsche Nr. 1

Im Jahr 2022 machte der BAYER-Konzern mit seiner Pharma-Sparte einen Umsatz von 20,7 Milliarden Dollar. Damit ist er die Nr. 1 in Deutschland vor BOEHRINGER INGENHEIM (19 Milliarden) und BIONTECH (17,6 Milliarden) und die Nr. 16 der ganzen Erde. Auf einen Weltmarkt-Anteil von 1,8 Prozent kommt der Pillen-Riese. Allerdings wächst der Abstand zur globalen Top 10. Betrug dieser zu Beginn des letzten Jahrzehnts noch sechs Milliarden Dollar, so beläuft er sich mittlerweile auf zwölf Milliarden.

Deal mit TAVROS

Die BAYER-Tochter VIVIDION sucht mit Hilfe neuer Technolo-gien Proteine, die eine Rolle bei der Entstehung von Krankheiten spielen und deshalb als therapeutische Ansatz-Punkte in Frage kommen. Sie setzt beim Aufspüren dieser „Targets“ jedoch auch auf Kooperationen. So hat die Gesellschaft im Oktober 2022 einen Deal mit TAVROS vereinbart. Sie zahlt der US-Firma sofort 17,5 Millionen Dollar und noch einmal Erfolgsprämien von bis zu 430 Millionen Dollar, sollten aus der Kooperation vier marktreife Krebsmittel erwachsen. Überdies stellte VIVIDION für fünf weitere Tumor-Medikamente noch einmal bis zu 482 Millionen Dollar in Aussicht.

AGRO & CHEMIE

Sterbehilfe wg. Glyphosat-Vergiftung

Gilberto Avila hatte als Angehöriger der kolumbianischen Anti-Drogenpolizei in den 1990er Jahr an Einsätzen teilgenommen, in denen Glyphosat von Flugzeugen aus auf Koka-Felder niederging, um die Ernten zu vernichten. Das blieb nicht ohne Folgen für seine Gesundheit. Er zog sich Parkinson als Berufskrankheit zu. Da dieses Leiden bei ihm zu einer fast vollständigen Lähmung führte, nahm der Beamte Sterbehilfe in Anspruch. Vorher aber forderte er noch in eindringlichen Worten, die Menschen besser vor dem Herbizid zu schützen: „Ich will nicht, dass Glyphosat weiter Leben wie das meine tötet.“

Kein Glyphosat mehr auf Koka-Feldern

Als eine seiner ersten Amtshandlungen verkündete der neugewählte kolumbianische Präsident Gustavo Petro im August 2022 ein Ende des „War on Drugs“ und bereitete damit auch der Zerstörung von Koka-Felder durch das Besprühen mit Glyphosat ein Ende, das Mensch, Tier und Umwelt extremen Gift-Lasten ausgesetzt hatte (s. o.). Gleichzeitig leitete er eine Kehrtwende in der Drogen-Politik ein, die nicht mehr auf Gewalt und Kriminalisierung der Koka-PflanzerInnen gründet und ihnen stattdessen Alternativen zum Anbau dieser Gewächse bieten will.

Glyphosat-Bann in Guernsey

Die britische Kanal-Insel Guernsey hat den Verkauf von Glyphosat-Produkten für den Privat-Gebrauch ab dem Januar 2023 untersagt, um die Tierwelt und die Wasser-Reservoirs zu schützen. Zu einem Total-Verbot konnten sich die PolitikerInnen allerdings aus Furcht, damit gegen Bestimmungen der Welthandelsorganisation (WTO) zu verstoßen, nicht entschließen.

Glyphosat-Bann in Misiones?

Die argentinische Provinz Chubut hat bereits im Jahr 2019 einen Glyphosat-Stopp beschlossen. Jetzt versucht es ihr das im Nordosten des Landes gelegene Misiones gleichzutun. Dort aber spielt die Landwirtschaft wirtschaftlich eine größere Rolle, und viele Bauern und Bäuerinnen wenden sich gegen die Pläne des „Natural Ressource Commitees“. Deshalb ist der Ausgang ungewiss.

Glyphosat schädigt das Nervensystem

Die spanischen WissenschaftlerInnen Carmen Costas-Ferreira und Rafael Durán von der Universidade de Vigo haben neue Studien zur Wirkung von Glyphosat auf das Nervensystem durchgearbeitet und bei ihrer Literatur-Recherche weitere Belege für das Gefährdungspotenzial des Herbizids gefunden. „Die vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber Glyphosat oder seinen kommerziellen Formulierungen mehrere neurotoxische Effekte hervorruft“, lautet das Resümée der beiden ForscherInnen. Eine besondere Gefahr stellt das Ferreira und Durán zufolge für Säuglinge, Kinder und Jugendliche dar, denn das Pestizid vermag die Zellentwicklung in frühen Lebensstadien empfindlich zu beeinträchtigen. So stört es beispielsweise die Signalwege der Neuronen, was zu Entzündungen von Nervengewebe und Zell-Schäden führen kann – und das alles schon in Dosen, die unter den derzeit gültigen Grenzwerten liegen.

Fehlende Glyphosat-Studien zu DNT

Pestizide und andere Stoffe können das sich noch in der Entwicklung befindliche Nervensystem von Embryos, Babys und Kindern schädigen. Tests geben Aufschluss über diesen als Entwicklungsneurotoxizität (DNT) bezeichneten Effekt. Die Europäische Union verlangt bei ihren Genehmigungsverfahren von BAYER & Co. allerdings keine Informationen zu dieser potenziellen Nebenwirkung. Die beiden schwedischen WissenschaftlerInnen Axel Mie und Christina Ruden betrachten das in einem Aufsatz, der in dem Fachmagazin Environmental Health erschienen ist, als ein großes Manko. Deshalb fordern sie die EU auf, die Regulierungsbestimmungen entsprechend zu ändern und verweisen dabei explizit auch auf die Glyphosat-Studie von Carmen Costas-Ferreira und Rafael Durán (s. o.). Überdies plädieren sie dafür, künftig keine von der Industrie finanzierten Untersuchungen mehr in die Zulassungsprozesse einzubeziehen.

Studie bekräftigt Krebs-Verdacht #1

Bei oxidativem Stress entstehen in den Zellen hochreaktive Moleküle, was die DNA schädigen und Krebs auslösen kann. Und eben diesen oxidativen Stress vermag Glyphosat hervorzurufen. Zwölf US-amerikanische WissentschaftlerInnen vom „National Institute of Health“ und den „Centers for Disease Control and Prevention“ fanden bei Menschen mit erhöhten Glyphosat-Werten im Urin vermehrt Indikatoren für diese Stoffwechsel-Störung. „Mit dieser Studie wachsen unsere Erkenntnisse darüber, dass Glyphosat das Potenzial hat, Krebs zu verursachen“, resümiert die Forscherin Linda Birnbaum. Den Auftrag zu der Arbeit, die Teil der größer angelegten „Agricultural Health Study“ über die Langzeit-Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit von LandwirtInnen ist, erhielten sie und ihre KollegInnen vom „National Cancer Institute“ und dem „National Institute of Environmental Health Sciences“. Auch die US-amerikanische Umweltbehörde EPA beteiligte sich. Nach Meinung der Zwölf sind die Resultate ihrer Untersuchung für die Zulassungsbehörden relevant. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA will diese dann auch im Rahmen der Entscheidung über die Glyphosat-Zulassungsverlängerung auswerten, wie sie gegenüber der britische Zeitung The Guardian erklärte. BAYER hingegen versucht, die Ergebnisse kleinzureden. „Der erhöhte oxidative Stress, der in der Studie festgestellt wurde, könnte durch eine beliebige Anzahl von Faktoren verursacht worden sein, die nicht mit Glyphosat in Verbindung stehen“, verlautete aus der Konzern-Zentrale. Darüber hinaus stieß der Global Player – wie immer, wenn ihm ein Ergebnis nicht passt – auf angebliche methodische Mängel.

Studie bekräftigt Krebs-Verdacht #2

Durch genotoxische, also erbgut-schädigende Wirkungen von Pestiziden kann es zu einer unkontrollierten Zell-Vermehrung und in der Folge zu Tumor-Bildungen kommen. Hinweise auf diesen Effekt bei Glyphosat gingen Charles Benbrook, Robin Mesnage und William Sawyer nach. Sie sichteten Studien dazu und werteten die Untersuchungen aus. Ergebnis: 24 der 33 Arbeiten bescheinigten dem Herbizid Genotoxizität.

BAYER: Glyphosat nicht neurotoxisch

In letzter Zeit erschienen immer mehr Untersuchungen, die Glyphosat eine das Nervensystem schädigende Wirkung bescheinigten (s. o.). Das machte BAYER & Co. im Hinblick auf die für 2023 anstehende Entscheidung der EU über die Zulassungsverlängerung nervös. Also beauftragte die „Glyphosate Renewal Group“ zwei WissenschaftlerInnen mit einer Entlastungsstudie. Virginia C Moser vertiefte sich mit drei KollegInnen in die Literatur und lieferte das bestellte Ergebnis ab: „Zusammengenommen zeigen diese Studien keine konsistenten Auswirkungen von Glyphosat auf die Struktur oder Funktion des Nervensystems von Säugetieren.“ Diejenigen Arbeiten, die das doch taten, hatten die willigen WissenschaftlerInnen vorher wohlweislich „aufgrund kritischer methodischer Mängel“ aussortiert.

BAYERs neue Glyphosat-Studie

Das auf Umwelt- und Landwirtschaftsfragen spezialisierte Beratungsunternehmen RSK ADAS LTD. ist in Gestalt von Sarah Wynn stets zu Diensten, wenn es gilt, den Ruf von Glyphosat zu retten. Mit der Transparenz nimmt Wynn es dagegen nicht so genau. So verschwieg sie bei „Studien“ aus dem Jahr 2010 und 2014, die im Falle eines Verbots von Glyphosats schlimme Folgen für den Landwirtschaftssektor in Großbritannien prophezeiten, den Auftraggeber MONSANTO. Das erhöhte deren Gebrauchswert enorm: Die Agro-Lobby nutzte die Arbeiten 2017 im Vorfeld der EU-Entscheidung über die Zulassungsverlängerung für das Herbizid exzessiv. Ein solcher Entscheid steht für 2023 erneut an, und wieder ist Sarah Wynn im Einsatz. Diesmal offen von BAYER bezahlt und unterstützt von der „Glyphosate Renewal Group“, entwarf sie ein Horror-Szenario zu Europa ohne Glyphosat. Sie kam im Gewand einer „Folgeabschätzung über das Fehlen von Glyphosat innerhalb der EU“ daher und bediente sich zahlreicher Schock-effekte: Ernte-Ausfälle, Verschlechterung der Boden-Qualität, wachsender Kohlenstoffdioxid-Ausstoß, erhöhter Maschinen-Einsatz, Schädigung der Artenvielfalt und dergleichen mehr. Das dürfte seine Wirkung auch diesmal nicht verfehlen.

Glyphosat in Haferflocken

Die Zeitschrift Öko-Test untersuchte im Oktober 2022 Haferflocken und fand in sechs von 29 Sorten Pestizid-Rückstände. Viermal stießen die WissenschaftlerInnen dabei auf Spuren von Glyphosat und zweimal auf solche von Chlormequat.

Glyphosat in Nudeln

Das schweizerische Magazin K-tipp hat 18 italienische Nudel-Produkte auf Glyphosat-Spuren untersuchen lassen. Von den 13 konventionellen Sorten enthielten zehn – unter den aktuellen Grenzwerten bleibende – Rückstände des Pestizids. In den fünf Bio-Fabrikaten konnten die WissenschaftlerInnen keinerlei Glyphosat-Reste entdecken.

Die AfD sorgt sich um Glyphosat

Ende 2023 steht die EU-Entscheidung über die Glyphosat-Zulassungsverlängerung an. Die Ampelkoalition hat überdies angekündigt, alle juristischen Möglichkeiten zu prüfen, um das Herbizid auch im Falle eines positiven Votums nicht mehr auf die hiesigen Äcker zu lassen. Deshalb sorgt sich die AfD um die Zukunft des Pestizids und gibt dem in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung Ausdruck. Gestützt auf die Argumente von BAYER & Co. verweist die Partei dabei auf die angeblichen Qualitäten des Mittels. So will sie positive Auswirkungen auf die Boden-Qualität ausgemacht haben, weil Glyphosat das Pflügen ersetzt, was überdies den Kohlendioxid-Ausstoß senke. Die Ampel-Koalition teilte dieses Argument nicht. Sie blieb bei ihrer Haltung: „Nach Auffassung der Bundesregierung ist die mehrfache mechanische Bearbeitung des Bodens, soweit erforderlich, einer Anwendung eines glyphosat-haltigen Herbizids vorzuziehen.“ Auch das Argument, das Pestizid steigere den Wasser-Gehalt der Böden, lässt sie nicht gelten. Untersaaten und Zwischenfrüchte könnten eventuelle negative Effekte einer zu großen Durchmischung der Erde auffangen, heißt es in der Antwort. Und höhere Kosten durch den Wegfall von Glyphosat sehen SPD, Grüne und FDP ebenfalls nicht auf die LandwirtInnen zukommen.

Pestizide stören Bestäubung

Zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern bildet sich ein elektrisches Feld, weil die Gewächse leicht negativ und die Tiere leicht positiv geladen sind. Hummeln vermittelt die jeweilige Beschaffenheit des Feldes Informationen über den Bestäubungsstatus der Gewächse. Pestizide wie Imidacloprid (Wirkstoff u. a. von BAYERs im Jahr 2018 EU-weit verbotenem GAUCHO) aber stören diesen Prozess, wie WissenschaftlerInnen der „University of Bristol“ herausgefunden haben. „Blüten, bei denen das elektrische Feld verändert war, wurden von den Hummeln seltener besucht. Es ist das erste bekannte Beispiel dafür, dass menschliche Aktivitäten den Elektro-Sinn eines an Land lebenden Tieres beeinträchtigen“, so der Bristoler Forscher Sam England.

BAYER umgeht Export-Verbot

Frankreich verbietet den Export von Pestiziden, die innerhalb der Europäischen Union wegen ihrer Risiken und Nebenwirkungen keine Zulassung (mehr) haben. BAYER & Co. können allerdings Ausnahme-Genehmigungen beantragen. Und das tun sie nicht zu knapp. 94 solcher Gesuche gingen bei den Behörden ein. Darum gelangten im Jahr 2022 von Frankreich aus noch 7.474 Tonnen inkriminierte Agro-Chemikalien nach Brasilien, Mexiko, Russland, Indien und in andere Länder, wie eine Recherche von PUBLIC EYE ergab. Darunter befanden sich mit Fenamidon, Imidacloprid und Clothianidin auch solche Wirkstoffe, die in Produkten des Leverkusener Multis enthalten sind. Zudem haben die Konzerne Wege gefunden, den Bann zu umgehen. Sie exportieren die Ackergifte in andere EU-Staaten und erst von dort aus in die große, weite Welt oder aber sie verlegen gleich die ganze Herstellung an andere Standorte. „Aus all diesen Gründen braucht es ein EU-weites Export-Verbot für verbotene Pestizide“, fordert PUBLIC EYE.

Belgien plant Export-Verbot

Frankreich verbietet die Ausfuhr von Pestiziden, die innerhalb der Europäischen Union wegen ihrer Risiken und Nebenwirkungen keine Zulassung (mehr) haben (s. o.) Auch die Schweiz unterbindet den Export bestimmter besonders gefährlicher Stoffe. Hierzulande ist eine solche Regelung in Planung. Und nun trifft Belgien ebenfalls entsprechende Vorbereitungen. Allerdings gibt es Widerstände aus dem Agrar-Ministerium.

PFLANZEN & SAATEN

BAYER investiert in ANDES

Der BAYER-Konzern unterstützt das US-amerikanische Start-Up ANDES finanziell. 15 Millionen Dollar hat er in das Unternehmen investiert, das daran forscht, synthetischen Dünger durch andere Technologien zu ersetzen. ANDES behandelt etwa Saatgut mit Mikroben, wodurch die Pflanzen dann später Stickstoff aus der Luft aufnehmen können, so jedenfalls der Plan. Zudem experimentiert ANDES mit Mikroben-Stämmen zur Bindung von klimaschädlichem Kohlendioxid im Boden.

GENE & KLONE

Glyphosat-resistenter Wildraps

In Kanada hat glyphosat-resistenter Raps von BAYER auf andere Pflanzen übergegriffen und damit zu einer großen Plage auf Feldern mit ebenfalls glyphosat-resistenten Kulturpflanzen geführt. Mancherorts nahmen die Wildpflanzen mehr als die Hälfte der Fläche ein. Es entstanden sowohl wilder Gen-Raps als auch Gen-Rübchen sowie Kreuzungen zwischen diesen beiden Gewächsen, wie ein ForscherInnen-Team um Martin Laforest feststellte. Diese neue Art hielten die WissenschaftlerInnen eigentlich für hybrid, also kaum vermehrungsfähig. Durch erneute Rückkreuzungen hat sich diese Eigenschaft allerdings ausgeschlichen. Damit nicht genug, verband sich der genmanipulierte Raps auch noch mit dem Ackerrettich. Laforest & Co. mahnten deshalb, bei der Einführung eines fremden Gens in eine Pflanze darauf zu achten, ob diese Ähnlichkeiten mit Wildpflanzen aufweist und Hybride herausbilden kann. „Die vorliegende Studie zeigt erneut die Komplexität und Unvorhersehbarkeit ökologischer Vorgänge“, resümiert die Initiative TESTBIOTECH.

Indien genehmigt Gentech-Baumwolle

Indien erlaubt es nicht, Saaten, Pflanzen oder Tiere zum geistigen Eigentum von Personen oder Unternehmen zu erklären. Deshalb sah sich die jetzige BAYER-Tochter MONSANTO dort in Sachen „Genpflanzen“ mit langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen über Patente und Lizenz-Gebühren konfrontiert. Als Konsequenz daraus erklärte die Gesellschaft Ende 2016, in dem Land keine neuen Laborfrüchte mehr zu vermarkten und zog den Zulassungsantrag für eine Baumwolle mit der Bezeichnung „Bollgard II ROUNDUP READY Flex“ zurück. Andere Agro-Riesen schlossen sich dem Boykott an. Im Frühjahr 2021 jedoch endete ein Rechtsstreit des Unternehmens, das seit 2018 zum Leverkusener Multi gehört, mit einer indischen Firma in gütlichem Einvernehmen. Darum holte BAYER den alten Antrag für die gegen Glyphosat resistente und mit zwei Giftstoffen des Bacillus thuringienis bestückte Baumwolle wieder aus der Schublade. Im Oktober 2022 erhielt das Unternehmen dann einen positiven Bescheid vom „Genetic Enginneering Appraisal Commitee“ (GEAC).

Lizenz-Vertrag mit YIELD10

Der BAYER-Konzern kooperiert bereits seit längerer Zeit mit dem Biotech-Unternehmen YIELD10. Der Leverkusener Multi hat mit der US-Firma einen Vertrag abgeschlossen, der ihm Zugriff auf eine Technologie zur Steigerung der Soja-Ernten verschafft. YIELD nutzt die neuen Genscheren-Verfahren, um an der Photosynthese zu schrauben und beispielsweise den Kohlenstoff-Kreislauf zu „optimieren“, was für einen besseren Ertrag sorgen soll.

Kooperation mit RECODE THERAPEUTICS

Der BAYER-Konzern setzt sowohl im Pharma- als auch im Agro-Bereich stark auf das „Gene Editing“, also zum Beispiel auf Gen-Scheren wie CRISPR-Cas9, die das Erbgut angeblich genau an einer vorgegebenen Stelle auftrennen können, um es dann „umzuschreiben“ oder neue, im Labor hergestellte DNA-Stränge einzufügen. Ein neues Kooperationsabkommen in Sachen „Gene Editing“ hat jetzt seine Genmedizin-Tochter ASKBIO mit RECODE THERAPEUTICS abgeschlossen. Die beiden Partner wollen an einer Technologie arbeiten, „die das vollständige Einfügen von Genen ermöglicht, indem sowohl das Gene-Editing-Tool als auch die DNA als gemischte Ladung (…) präzise zu den gewünschten Zielen transportiert werden“. Als mögliche Anwendungsbereiche nennt der Leverkusener Multi Leber- und Lungenkrankheiten.

WASSER, BODEN & LUFT

Treibhaus-Gase en masse

Im Geschäftsjahr 2022 stieß der BAYER-Konzern 3,03 Millionen Tonnen Treibhaus-Gase aus. Gegenüber 2021 sank der Wert um gerade einmal 140.000 Tonnen. Und wiederum gehen diese Emissionen zu einem Gutteil auf das Konto von Glyphosat, weil der gesamte Fertigungsprozess an den US-Standorten Soda Springs und Luling sehr viel Energie verschlingt. Eine Betriebstemperatur von 1500° Celsius braucht etwa der Ofen in Soda Springs, um aus Phosphorit das Glyphosat-Vorprodukt Phosphor herauszulösen. Darum musste es auch im neuesten Nachhaltigkeitsbericht des Leverkusener Multi wieder heißen: „Besonders energie-intensiv ist unsere Rohstoff-Gewinnung einschließlich Aufbereitung und Weiterverarbeitung für die Herstellung von Pflanzenschutzmittel-Vorprodukten von Crop Science.“ Dies machte der Konzern auch als hauptsächliche Ursache für den höheren Gesamtenergie-Einsatz aus, der 2022 von 34.835 Terrajoule auf 35.472 Terrajoule zulegte. „Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist überwiegend durch Produktionssteigerungen an den Standorten Soda Springs und Luling, USA, bedingt“, so der Leverkusener Multi.

BAYERs Treibhaus-Gase

Als klima-schädlicher Stoff steht zumeist das Kohlenstoffdioxid im Fokus, weil BAYER & Co. es in Massen emittieren. Die anderen Treibhaus-Gase sind jedoch auch nicht ohne. In der Summe richten fluorierte Kohlenwasserstoffe, Lachgas, Methan, Kohlenmonoxid und Ruß fast einen genauso großen Schaden an wie CO2, denn die Stoffe haben es in sich. So ist Methan 25-mal so wirksam wie CO2 und Lachgas sogar 125-mal. Und der Leverkusener Multi mischt auch auf diesem Feld kräftig mit. Er stieß im Geschäftsjahr 2022 39.000 Tonnen fluorierte Kohlenwasserstoffe, 7.000 Tonnen Lachgas, 3.000 Tonnen Methan und 2.620 Tonnen Kohlenmonoxid aus.

Ein bisschen Emissionshandel

„Ein wirtschaftliches Instrument, mit dem man Umweltziele erreichen will“ – so beschrieb die FAZ einmal den 2005 EU-weit eingeführten Handel mit Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten. Nach dessen Bestimmungen dürfen die Multis nur bis zu einer bestimmten Obergrenze Kohlendioxid ausstoßen, für darüber hinausgehende Kontingente müssen sie Verschmutzungsrechte hinzukaufen. Das sollte sie dazu animieren, sauberere Modelle der Energie-Versorgung zu etablieren. Die Lenkungswirkung hält sich dank des Extrem-Lobbyismus von BAYER & Co. aber arg in Grenzen. So bekamen die Konzerne jahrelang viel zu viele Zertifikate umsonst zugeteilt. Überdies fallen nur Kraft- und Heizwerke unter die Regelung, Fertigungsstätten bleiben indessen verschont. Darum braucht der Leverkusener Agro-Riese kaum Emssionshandel zu betreiben. Mit lediglich fünf Anlagen, deren Kohlendioxid-Ausstoß sich auf rund 290.000 Tonnen belief, war er im Geschäftsjahr 2022 dabei. Das sind noch nicht einmal zehn Prozent des CO2-Gesamtaufkommens.

BAYER kauft Erneuerbare Energie

BAYER erzeugt selbst Strom, erwirbt aber auch großen Mengen dazu. Beim zugekauften, dem sogenannten sekundären Energie-Einsatz, tut sich ein bisschen was, weil der Konzern hier vermehrt auf Erneuerbare setzt. Ihr Anteil betrug im Geschäftsjahr 2022 32,6 Prozent.

CO2-Kompensation statt -Reduktion

Eigentlich existiert nur ein Weg, um den Klimawandel einzudämmen: Reduktion des Stromverbrauchs und Umstieg auf erneuerbare Energie-Träger. BAYER & Co. ist aber noch etwas anderes eingefallen. Sie wollen ihre CO2-Emissionen nicht nur reduzieren, sondern auch kompensieren, also das, was sie so in die Luft blasen, an anderer Stelle wieder ausgleichen. Der Leverkusener Multi nimmt sich zwar vor, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden, die Senkung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase soll dazu aber nur zu 42 Prozent beitragen. Für den Rest greift er zu Maßnahmen wie z. B. Investitionen in Waldschutz- und Wiederaufforstungsvorhaben. Deren Ertrag für seine Klima-Bilanz gibt der Global Player für 2022 mit 450.000 Tonnen CO2 an. An der Belastbarkeit dieser Zahl bestehen allerdings erhebliche Zweifel. Der Agro-Riese hat für einen Teil seiner Kompensationsgeschäfte nämlich Zertifikate der Firma Verra erworben, die nach Recherchen von Die Zeit und anderen Medien gar nicht von wirklichen Kohlendioxid-Einsparungen gedeckt, sondern „[e]in Haufen Schrott“ waren.

Mehr ODS in der Luft

Für den Ausstoß von ozon-abbauenden Substanzen (ODS) ist bei BAYER seit Jahr und Tag hauptsächlich die alte Dreckschleuder im indischen Vapi zuständig. Der Konzern doktert zwar schon lange der Anlage herum und hat sogar Emissionsreduktionsmaßnahmen vorgenommen, aber so recht zu greifen scheint dies nicht. 2022 erhöhten sich die ODS-Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 7,8 Prozent auf 4,2 Tonnen. „Eine Produktionssteigerung am Standort Vapi, Indien, führte zu einem vermehrten Einsatz von ODS als Rohstoff für die Produktion“, heißt es dazu im neuesten Nachhaltigkeitsbericht.

Mehr VOC in der Luft

2022 stieg die Freisetzung von flüchtigen organischen Substanzen (VOC) aus BAYER-Schornsteinen von 430 auf 460 Tonnen. Neben „Produktionssteigerungen an verschiedenen US-Standorten“ trug auch hierzu wieder der Standort Vapi so einiges bei.

Mehr Staub in der Luft

2022 erhöhte sich der Staub-Ausstoß des BAYER-Konzerns von 2.050 Tonnen auf 2.260 Tonnen. Als Grund führte der Agro-Riese „die Staub-Emissionen aus Saatgut-Prozessen an mehreren Standorten in Brasilien“ an.

Mehr Schwefeloxide in der Luft

2022 stieg der Ausstoß von Schwefeloxiden aus den Anlagen des BAYER-Konzerns von 1.280 Tonnen auf 1.290 Tonnen an.

Weniger Stickoxide in der Luft

2022 sanken die Emissionen von Stickoxiden aus Anlagen des BAYER-Konzerns gegenüber dem Vorjahr von 3.570 Tonnen auf 3.520 Tonnen.

Enormer Wasserverbrauch

BAYERs Wasser-Verbrauch ging im Geschäftsjahr 2022 kaum zurück. Er belief sich auf 53 Millionen Kubikmeter (2021: 55 Millionen Kubikmeter). 21,3 Millionen Kubikmeter davon entstammt dem Grundwasser. Zu allem Übel erstreckt sich der enorme Durst des Agro-Riesen auch noch auf Gebiete, die unter Wasser-Mangel leiden. Drei Millionen Kubikmeter fördert er in solchen Regionen.

24 Millionen Kubikmeter Abwasser

Im Jahr 2022 belief sich die Abwasser-Menge des BAYER-Konzerns auf 24 Millionen Kubikmeter (2021: 25 Millionen Kubikmeter).

Höhere Phosphor-Werte

Im Jahr 2022 produzierte BAYER mehr phosphor-haltige Abwässer als 2021. Von 510 Tonnen auf 610 Tonnen stieg der Wert.

Höhere Schwermetall-Werte

Im Jahr 2022 produzierte BAYER mehr schwermetall-haltige Abwässer als 2021. Von 3,2 Tonnen auf 3,5 Tonnen erhöhte sich die Menge.

Mehr Anorganische Salze

Im Jahr 2022 enthielten die Abwässer des BAYER-Konzerns mehr Anorganische Salze als 2021. Das Aufkommen stieg von 172.000 Tonnen auf 176.000 Tonnen.

Weniger Stickstoff im Abwasser

2022 enthielten die Abwässer des BAYER-Konzerns weniger Stickstoff als 2021. Die Menge reduzierte sich um 120 Tonnen auf 240 Tonnen.

Weniger TOCs im Wasser

Im Jahr 2022 fielen bei BAYER weniger gebundene organische Kohlenstoffe (TOCs) im Abwasser an als 2021. Von 1.280 Tonnen auf 1.110 Tonnen sank der Wert.

Neue Wasser-Grenzwerte für Glyphosat?

In ihrer neuen Wasserrahmen-Richtlinie will die Europäische Union auch neue Grenzwerte für Pestizide festlegen. Das „Scientific Committee on Health, Environment and Emerging Risks“ schlug dabei für Glyphosat in Süßwasser, das zur Trinkwasser-Gewinnung Verwendung findet, ein Limit von 0,1 Mikrogramm pro Liter vor. Damit zeigten sich BAYER & Co. gar nicht einverstanden. „Der nun vorgeschlagene Wert entbehrt nicht nur der notwendigen wissenschaftlichen Grundlage (…), sondern ignoriert auch die nachweislich hohe Entfernungseffizienz für Glyphosat bei der standardmäßigen europäischen Wasseraufbereitung“, hieß es in einer Stellungnahme der „Glyphosate Renewal Group“.

Renaturierung der Wupper

Der BAYER-Konzern nutzt die Wupper als Abfluss-Kanal und als Reservoir für Wasser, das er zur Kühlung und für andere Zwecke braucht. Derzeit versucht die Stadt Wuppertal gemeinsam mit dem Wupper-Verband, den ökologischen Zustand des Gewässers zu verbessern, was ihr nicht gerade leicht fällt. „Die Rahmenbedingungen sind schwer!“, bekundet die Kommune und nennt als Schwierigkeiten bei den Renaturierungsmaßnahmen unter anderem „Altlasten/Altablagerungen“. Trotzdem beteiligt sich der Agro-Riese nicht an den Kosten des Unterfangens.

Mehr Abfall

Im Geschäftsjahr 2022 produzierte BAYER mehr Abfall als 2021. Von 1,001 Millionen Tonnen auf 1, 038 Millionen Tonnen stieg das Aufkommen.

Glyphosat bleibt im Boden
Eine Studie der Universität Rostock sowie anderer Hochschulen und Forschungseinrichtungen ging der Frage nach, wie sich Glyphosat im Boden abbaut. Zu 97 Prozent tat es das schnell. Die WissenschaftlerInnen fanden auch nach einem Jahr noch Spuren des Herbizids sowie seines Abbauprodukts Aminomethylphosphon-Säure (AMP) im Oberboden. „Das deutet auf ein Akkumulationspotenzial von Glyphosat und eine erhöhte Persistenz des Abbauprodukts AMP hin“, konstatiert das Fachportal topagrar. Die Gefahr einer Auswaschung des Mittels in Gewässer schätzt das Medium trotzdem als gering ein. „Allerdings kann die Akkumulation im Boden das Risiko eines Eintrags in die Umwelt z. B. durch Erosion erhöhen“, gibt es zu bedenken.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Neue PCB-Studie bleibt aus

Polychlorierte Biphenyle (PCB) gehören zu den giftigsten Hervorbringungen der Chlorchemie (SWB 1/14). Die vor allem von BAYER und MONSANTO in Umlauf gebrachten gefährlichen „Alleskönner“ kamen bis zu ihrem vollständigen Verbot 1989 in Elektrogeräten, Fugendichtungsmassen, Farben, Ölen, Lacken und Bodenbelägen zum Einsatz – und stellen immer noch ein beträchtliches Gesundheitsrisiko dar. Von den 1985 in der Bundesrepublik verkauften 72.000 Tonnen landete mehr als ein Sechstel im Bergbau, wo die schweren Gerätschaften viel Hydraulik-Öl brauchten. „Wir sind mit dem Zeug umgegangen, als wäre es Milch“, zitierte der Spiegel im Jahr 2015 einen Bergmann. Dementsprechend wies eine vom Bergbau-Konzern RAG schon in den 1990er Jahren initiierte Studie im Blut der Kumpel „signifikant erhöhte“ PCB-Konzentrationen nach, wie Dr. Thomas Kraus von der Aachener „Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule“ gegenüber den JournalistInnen des Nachrichtenmagazins ausführte. Und das hatte Folgen. Haut-, Leber- und Nierenerkrankungen stellten Kraus’ KollegInnen damals fest. Davon wollten jedoch Kraus und die RAG nichts mehr wissen. Sie führten im Jahr 2016 erneut eine Untersuchung durch. Wie zu erwarten war, hatten mehr als die Hälfte der 210 Kumpel auffällige PCB-Werte. Beim PCB 74 überschritten die gemessenen Rückstände diejenigen der sonstigen Bevölkerung um nicht weniger als das 20-Fache. Bei der Vorstellung der wissenschaftlichen Arbeit gab Thomas Kraus aber den Ahnungslosen. „Die Pilotstudie lässt auf eine länger zurückliegende erhöhte Belastung dieser Bergleute mit PCB schließen. Eine akute Gesundheitsgefährdung gemessen an heute gültigen Grenzwerten liegt nicht vor.“ Er und die RAG kündigten deshalb eine zweite Studie, diesmal mit mehreren Tausend TeilnehmerInnen, an, um zu klären, „[o]b ein Zusammenhang zwischen einer damaligen PCB-Belastung von Bergleuten und in der Folge eventuell auftretenden Erkrankungen besteht“. Dazu kam es allerdings nie, wie eine Gruppe von MedizinerInnen um Dr. Günther Bittel kritisiert. Die ÄrztInnen wandten sich an die RUHRKOHLE AG und fragten nach den Gründen, erhielten aber keine Antwort. Dabei beließen sie es allerdings nicht. Bittel & Co. machten sich selbst ans Werk und starteten eine Untersuchung zu den von PCB ausgehenden Gefahren (s. u.).

Neue PCB-Studie

Gesundheitsschädliche Polychlorierte Biphenyle (PCB) kamen bis zu ihrem Verbot unter anderem im Bergbau großflächig zum Einsatz – mit entsprechenden Folgen für die Bergleute (s. o.). Eine neue Studie mit 124 ehemaligen Kumpeln, durchgeführt von einem Team um den Duisburger Mediziner Günther Bittel, förderte jetzt alarmierende Befunde zutage. 47,6 Prozent der TeilnehmerInnen hatten Herz/Kreislaufprobleme, 20,2 Prozent Lungenleiden, 20 Prozent Depressionen, 14,2 Prozent neurologische Erkrankungen und 10,5 Prozent Krebs. Verglichen mit dem Bevölkerungsdurchschnitt sind dies deutlich höhere Zahlen. Als Konsequenz aus ihrer Untersuchung forderten die ÄrztInnen einen regelmäßigen umweltmedizinischen Gesundheitscheck der GrubenarbeiterInnen auf Kosten der RUHRKOHLE AG, eine Beweislast-Umkehr in den Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten sowie eine Reinigung des abgepumpten PCB-haltigen Grubenwassers auf höchstem technischen Niveau. Zudem dringen sie auf eine Methode der Grenzwert-Festlegung, die auch die im Bergbau viel verwendeten PCB-Arten 74 und 114 umfasst und sich bewusst ist, „dass es für kanzerogene Substanzen keinen unbedenklichen Bereich gibt“.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Berkeley: Toter nach Brand

Am 17. Januar 2023 brach in BAYERs US-amerikanischer Niederlassung Berkeley ein Feuer aus. Zwei Beschäftige einer Fremd-firma erlitten dabei schwere Verbrennungen, einer von ihnen starb wenige Wochen später an den Folgen. Der Brand entstand bei Reparaturarbeiten in einem Labor mit Bio-Reaktoren zur Fermentation. Zur Ursache konnte der Leverkusener Multi am Tag des Vorfalls noch keine Angaben machen.

Brand im CURRENTA-Abfallbunker

Nach der Explosion im Entsorgungszentrum des Leverkusener Chem„parks“, die im Juli 2021 sieben Beschäftigte das Leben kostete, gelobte die Betreiber-Gesellschaft CURRENTA Besserung. Aber allzu weit her ist es mit der Sicherheit immer noch nicht: Am 5. Januar 2023 brach in einem Abfallbunker ein Brand aus. Die Feuerwehr konnte ihn zum Glück rasch löschen. „Es wurde niemand verletzt“, vermeldete die CURRENTA. Auch sei es durch das Feuer zu keinerlei Beeinträchtigungen benachbarter Siedlungen gekommen, so ein Unternehmenssprecher.

Stoff-Austritt in Muscatine

Im September 2022 kam es am US-amerikanischen BAYER-Standort Muscatine zu einem Störfall. Aus einem Tank trat ein Methanol/Methylamin-Gemisch aus. Ursache der Freisetzung war eine defekte Dichtung.

IMPERIUM & WELTMARKT

Pestizid-Markt: BAYER die Nr. 2

Im internationalen Pestizid-Geschäft ist BAYER nach einer Analyse der ETC GROUP auf Basis der Umsatz-Zahlen von 2020 mit einem Umsatz von 9,9 Milliarden Dollar die Nr. 2. CHEMCHINA als Nr. 1 setzte Mittel für 15 Milliarden ab. Die folgenden Plätze belegten die BASF und CORTEVA. Marktanteil der Top 4: 62,3 Prozent. Seit 2011 hat sich die Konzentration im Agrochemie-Segment damit nur unwesentlich weiter fortgesetzt. Damals kam das Spitzen-Quartett auf 62,1 Prozent.

Saatgut-Markt: BAYER die Nr. 1

Im weltweiten Geschäft mit Saatgut und Pflanzen-Eigenschaften nimmt BAYER der ETC-GROUP zufolge (s. o.) den ersten Platz ein. Mit Einnahmen von 10,3 Milliarden Dollar kam der Leverkusener Multi im Jahr 2020 auf einen Markt-Anteil von 23 Prozent. CORTEVA als Nr. 2 verbuchte 7,7 Milliarden. Insgesamt gingen 51 Prozent aller Umsätze in diesem Segment auf das Konto des Spitzen-Quartetts. Zum Vergleich: 2011 waren es 58,2 Prozent.

Biologika-Kooperation mit KIMITEC

Der BAYER-Konzern hat eine Forschungskooperation mit dem spanischen Unternehmen KIMITEC vereinbart, um sein Geschäft mit den nicht-chemischen Produkten gegen Schadinsekten und Wildkräuter sowie zur besseren Nährstoff-Versorgung von Pflanzen zu stärken. Er will deshalb jedoch seinen Agrogift-Schrank nicht gleich entsorgen – „best of both worlds“ lautet die Devise. „BAYER möchte Landwirten mit den Vorteilen biologischer Lösungen unterstützen und das als Teil eines integrierten Systems, das unsere führenden Pflanzen-Eigenschaften, Pflanzenschutz-Produkte und digitalen Lösungen miteinbezieht, so der Manager Dr. Robert Reiter. Branchen-KennerInnen rechnen bis 2028 mit einem Markt-Volumen für Biologika von bis zu 25 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Markt-Volumen für Pestizide belief sich 2022 auf 94,7 Milliarden Euro.

RECHT& UNBILLIG

Freispruch in Sachen „IBEROGAST“

Im Jahr 2018 starb eine Frau, die BAYERs Magenmittel IBEROGAST eingenommen hatte. Sie hatte ihre Leber mit dem Schöllkraut-Extrakt so ruiniert, dass die ÄrztInnen eine Organ-Transplantation durchführen mussten, die nicht reibungslos verlief und der Patientin das Leben kostete. Da der Leverkusener Multi sich jahrelang weigerte, vor den die Leber schädigenden Effekten seines Pharmazeutikums zu warnen, nahm die Kölner Staatsanwaltschaft 2019 Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen zwei ehemalige Konzern-Beschäftigte auf. Auf Anfrage des Portals MedWatch teilte diese jetzt mit, die Causa ad acta gelegt zu haben. RechtsmedizinerInnen der Universität Köln konnten keinen Kausalzusammenhang zwischen dem Schlucken des Präparats und dem Todesfall feststellen, so die Justizbehörde. Zudem fanden sich ihr zufolge keine hinreichenden Beweise für eine Sorgfaltspflicht-Verletzung. „[W]enig nachvollziehbar“ nennt MedWatch diese Begründung und verweist auf die schon lang bekannte Nebenwirkung „Leberschaden“ sowie BAYERs Umgang mit diesem unerwünschten Arznei-Effekt. Bereits seit den 1990er Jahren nämlich warnen MedizinerInnen vor Gefahren für die Leber durch Schöllkraut-Präparate wie IBEROGAST. Im Jahr 2005 zogen die Behörden deshalb höher dosierte Produkte aus dem Verkehr und ordneten für die niedriger dosierten Warnhinweise an. Der damalige IBEROGAST-Lizenzinhaber STEIGERWALD legte beim „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) jedoch Widerspruch gegen die Entscheidung ein, den der Leverkusener Multi aufrechterhielt, als er STEIGERWALD 2013 aufkaufte. 2017 wies das BfArM den Einspruch gegen die verfügte Änderung der Packungsbeilage dann ab. Aber der Global Player gab sich noch immer nicht geschlagen. Er reichte vor dem Verwaltungsgericht Köln Klage gegen den Bescheid ein, die eine aufschiebende Wirkung hatte. Erst der Tod der Leber-Patientin im Sommer 2018 änderte die Sachlage. Da sah das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ dringenden Handlungsbedarf und drohte dem Pillen-Riesen mit dem „Sofort-Vollzug“ der Beipackzettel-Änderung. Und erst jetzt fügte sich der Global Player zähneknirschend. „Nach Aufforderung setzt BAYER VITAL die geforderten Hinweise in der Fach- und Gebrauchsinformation von IBEROGAST um“, verlautete aus der Konzern-Zentrale. Die Nachbemerkung „Wir stehen unverändert zu einem positiven Nutzen/Risiko-Verhältnis von IBEROGAST in den zugelassenen Indikationen“ durfte dabei natürlich nicht fehlen.

Juristische Glyphosat-Winkelzüge

Der BAYER-Konzern scheut in Sachen „Glyphosat“ auch nicht vor den abstrusesten juristischen Winkelzügen zurück. So gab er einen schon gewonnenen Entschädigungsprozess im Nachhinein verloren und zahlte dem Kläger John Carson 100.000 Dollar, damit dieser in Berufung geht und der juristischen Auseinandersetzung so den weiteren Weg durch die Instanzen eröffnet. Hier spekuliert der Global Player dann auf einen Sieg, der ihn dazu berechtigen würde, den Supreme Court anzurufen. Einmal hatte er das schon getan, jedoch ohne Erfolg. Das Gericht lehnte es ab, sich mit dem Fall „Hardeman“ zu befassen und folgte damit einer Empfehlung der US-Generalstaatsanwältin Elisabeth Prelogar. Diese hatte die Argumentation des Leverkusener Multis, wonach es sich bei der Causa um eine Bundesangelegenheit handle, nicht gelten lassen. Auch wenn die zentrale Umweltbehörde EPA das Mittel der BAYER-Tochter MONSANTO zugelassen und Krebs-Warnungen auf den Produkten verboten habe, könne ein kalifornisches Gericht sehr wohl anderer Meinung sein und BAYER wg. unterlassener Gefahren-Hinweise zu Entschädigungszahlungen verurteilen, so Prelogar. Im Fall „Carson v. MONSANTO Co.“ verfolgt der Konzern jetzt eine andere Strategie. Er spekuliert darauf, in letzter Instanz ein Urteil in seinem Sinne zu erwirken, das anderen in der Glyphosat-Sache ergangenen widerspricht, um den Supreme Court zu einem Machtwort zu bewegen. Im Juli 2022 scheiterte der Agro-Riese mit diesem Ansinnen allerdings: Der „11th U.S. Circuit Court of Appeals“ sprach Carson Recht zu. Der Global Player legte umgehend Rechtsmittel ein und erzielte einen Erfolg. Im Dezember 2022 entschied ein Berufungsgericht im Sinne des Global Players und ordnete eine Überprüfung der Entscheidung des Court of Appeals an. „Eine der wichtigsten Entwicklungen in der 7-jährigen Geschichte dieses Rechtsstreits“ nannte BAYERs oberster Prozess-Beauftragter Bill Dodero dieses Votum.

Glyphosat-Prozess: BAYER siegt

Am 21. Oktober 2022 begann vor dem „St. Louis County Circuit Court“ ein Entschädigungsprozess in Sachen „Glyphosat“. Stacey Moore machte das Herbizid für ihre Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung – das Non-Hodgkin-Lymphom – verantwortlich, aber die RichterInnen wiesen ihre Klage am 13. November ab.

Vergleich in Sachen QUIKPRO

Das BAYER-Herbizid QUIKPRO enthält Glyphosat in einer höheren Konzentration als ROUNDUP. Der Landschaftsgärtner Nathan Evans macht dieses Mittel für sein Non-Hodgkin-Lymphom – eine spezielle Art des Lymphdrüsen-Krebses – verantwortlich und reichte eine Klage ein. Das Verfahren endete mit einem Vergleich. Über die Höhe der vom Leverkusener Multi an Evans gezahlten Summe haben die Prozess-Parteien Stillschweigen vereinbart.

Klage wg. Entschädigungsausschluss

Bisher zahlte der BAYER-Konzern im Rahmen von Glyphosat-Vergleichen lediglich US-AmerikanerInnen Entschädigungen. Dagegen lehnt sich die Mexikanerin Elvira Reyes-Hernandez auf. Sie war während ihrer Arbeit auf Baum-Plantagen in den USA permanent Glyphosat ausgesetzt, was nicht ohne Folgen blieb. „Non-Hodgkin-Lymphom“ (s. o.) lautete die Diagnose der ÄrztInnen. Jetzt wirft sie dem Leverkusener Multi und den RechtsanwältInnen-Büros vor, sie von den Vereinbarungen ausgeschlossen zu haben und reichte eine entsprechende Klage ein. Dabei erhält die 47-Jährige Unterstützung von der größten VerbraucherInnenschutz-Organisation der Vereinigten Staaten: PUBLIC CITIZEN, 1971 von Ralph Nader gegründet. Die Gruppe MIGRANT JUSTICE hatte das Fehlen einer Regelung für ArbeitsmigrantInnen bereits unmittelbar nach BAYERs Präsentation der „Vorschläge zur Güte“ kritisiert. Und dieses Manko zählte auch zu den Gründen, warum Vince Chhabria als zuständiger Richter für das Mediationsverfahren vom Global Player Nachbesserungen angemahnt hatte. Dieser Aufforderung kam der Agro-Riese allerdings nicht nach – er ließ die Verhandlungen im Jahr 2021 platzen.

Gericht untersagt Phosphorit-Abbau

Die Gewinnung des Glyphosat-Vorprodukts Phosphorit aus den Tagebau-Minen rund um den US-amerikanischen BAYER-Standort Soda Springs belastet Mensch, Tier und Umwelt enorm (siehe auch SWB 1/23). Unter anderem gelangen dabei Schwermetalle und radioaktive Stoffe wie Uran, Radom, Radium und Selen ins Freie. Darum haben das CENTER FOR BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD) und andere Verbände die Genehmigung zur Inbetriebnahme einer neuen Mine, die das „Bureau of Land Management“ dem Leverkusener Multi im Jahr 2019 erteilte, angefochten. Und im Januar 2023 gab ein US-Gericht ihrer Klage gegen die Behörde und den Agro-Riesen als „Streithelfer“ statt. Der „U.S. District Court for the District of Idaho“ bescheinigte dem „Bureau of Land Management“, bei seiner Entscheidung die weiteren Konsequenzen der Phosphorit-Förderung wie die damit über Jahrzehnte fortgeschriebene umweltschädliche Weiterverarbeitung in Soda Springs und die Gefährdung von Beifußhuhn-Populationen nicht beachtet zu haben. Als eindeutige Verstöße gegen den „National Environmental Policy Act“ wertete der Court diese Versäumnisse. „Dieses Urteil ist ein entscheidender Sieg für das Beifußhuhn und alle Menschen und Wildtiere, die auf dieses empfindliche, unersetzliche Ökosystem angewiesen sind“, freute sich Center-Aktivistin Hannah Connor. Erst Anfang März 2021 musste der Global Player für Schäden, welche die Phosphorit-Förderung aus der – inzwischen stillgelegten – Ballard-Mine in den 1950er und 1960er Jahre verursachte, teuer bezahlen (siehe Ticker 2/21). Der Prozess, den die US-amerikanische Umweltbehörde EPA, der Bundesstaat Idaho und eine im Umfeld der Mine lebende Gruppe von Indigenen angestrengt hatten, endete mit einem Vergleich, der den Konzern fast 2,5 Millionen Dollar kostete. Ähnliche Verfahren gab es in den Jahren 2011 und 2015.