AKTION & KRITIK
Protest gegen Anlagen-Inbetriebnahme
Die Behörden hatten BAYERs Anlage zur Produktion von Nano-Kohlenstoffröhrchen nach einfachem Baurecht genehmigt (Ticker 1/10). Obwohl Nano-Teilchen ungeahnte Folgen für Mensch, Tier und Umwelt haben können, interessierten Fragen zur Umweltverträglichkeit sowie zum Katastrophen-, Arbeits- und Immissionsschutz nicht. Dagegen haben die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, der BUND und der BUNDESVERBAND BÜRGERINITIATIVEN UMWELTSCHUTZ in einer gemeinsamen Stellungnahme protestiert. „Bei allem Respekt: ein Bauamt ist nicht in der Lage, die Risiken von neuartigen Stoffen zu prüfen. Wir fordern ein Genehmigungsverfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit sowie eine toxikologische Bewertung der in Leverkusen produzierten Nanotubes!“, heißt es in der Erklärung der Verbände.
Einwendung gegen Kohlekraftwerk
TRIANEL plant auf dem Gelände von BAYERs Chemie„park“ in Krefeld ein Kohlekraftwerk. Von CURRENTA, der Tochterfirma des Pharma-Riesen betrieben, soll es BAYER und andere Unternehmen mit Energie versorgen. Im Frühjahr stellte TRIANEL nun offiziell den Genehmigungsantrag. So einfach dürfte der jedoch nicht durchgehen. Nicht nur die Nachbarstadt Düsseldorf und der NIEDERRHEINISCHE UMWELTVEREIN (gemeinsam mit dem BUND) haben nämlich eine gegen das Projekt gerichtete Einwendung – wie es im Behörden-Deutsch heißt – formuliert, sondern auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). Zur Begründung der Ablehnung führte die Coordination unter anderem die immensen Kohlendioxid-Emissionen, den Ausstoß von Feinstaub, Quecksilber und anderen Schwermetallen sowie radioaktiver Substanzen und den hohen Wasserverbrauch an.
CBG will Bisphenol-Verbot
Angesichts der Bestrebungen in mehreren europäischen Ländern, den Anwendungsbereich der gefährlichen Chemikalie Bisphenol A einzuschränken, hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gefordert, in der Bundesrepublik entsprechend vorzugehen. „Bisphenol A muss nun endlich aus Trinkflaschen, Spielzeug und Lebensmittel-Verpackungen verschwinden“, verlangte CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes mit Verweis auf das Gefährdungspotenzial der Substanz. Da Bisphenol A hormon-ähnlich wirkt, kann der Stoff zu Schädigungen des Nervensystems, Entwicklungsstörungen, Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Diabetes sowie Herz- und Lebererkrankungen führen. Diese Risiken und Nebenwirkungen haben jüngst auch das Umweltbundesamt dazu bewogen, für gesetzliche Maßnahmen einzutreten. „Die vorliegenden Kenntnisse sollten ausreichen, die Verwendung bestimmter Bisphenol-haltiger Produkte aus Vorsorgegründen zu beschränken“, heißt es in einer neuen Veröffentlichung der Behörde.
Initiativen gegen Hybrid-Reis
Die Agro-Multis investieren Millionen in Hybrid-Reis, den die LandwirtInnen nicht wiederaussäen können, was die Abhängigkeit von den Konzernen steigert (siehe auch SWB 1/10). Auch sonst machen die FarmerInnen eher schlechte Erfahrungen mit diesen Sorten. So klagen Bauern und Bäuerinnen in der indonesischen Region Gorontalo über BAYERs ARIZE, weil er hohe Produktionskosten verursacht, schlecht schmeckt und gegenüber Schadinsekten anfälliger ist. Da der Leverkusener Multi in Ländern wie Indonesien, Brasilien, Burma, China, Thailand, den Philippinen und Vietnam Kooperationen mit den Regierungen vereinbart hat, setzen sich die hybriden Arten trotzdem immer mehr durch. Und damit auch die industrielle Landwirtschaft, denn für Kleinbauern und -bäuerinnen lohnen sich die Investitionen nicht. Darum warnen jetzt mehrere asiatische Initiativen wie die indonesische ALLIANCE OF AGRARIAN REFORM MOVEMENT und die SOUTH EAST ASIA REGIONAL INITIATIVES FOR COMMUNITY EMPOWERMENT vor einem Bauernsterben durch ARIZE & Co.
Demonstration in Lyon
Im französischen Lyon haben Beschäftigte des dortigen BAYER-Werks gemeinsam mit Belegschaftsmitgliedern anderer Firmen gegen eine Erhöhung des Renten-Eintrittsalters und für eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums demonstriert. Ca. 16.000 Menschen nahmen an den Protesten teil.
Kritik an Hochhaus-Leuchtreklame
BAYERs mittels 5,6 Millionen Leuchdioden zum größten Werbeträger der Welt umgerüstetes altes Verwaltungszentrum stößt zunehmend auf Kritik. „Wie passt diese Geld- und vor allem Energieverschwendung zu den derzeitigen Diskussionen und Bemühungen, den drohenden Klimawandel zu verlangsamen“, fragt eine Leserin des Leverkusener Anzeigers angesichts eines Stromverbrauches von 1.800 Kilowattstunden am Tag. Eine andere empört sich: „Die wunderbare Aussicht bis nach Köln und zur Bergisch-Neukirchner Kirche fand ich allerdings verschandelt durch das verstörende, nervende, „völlig bescheuerte“ dauernde Aufblitzen der bunten Farben der BAYER-Hochhausfassade“. Mit der Frage „Gibt es irgendetwas, das die Firma BAYER dazu bewegen könnte, diesen Unfug zu lassen?“ endet ihr Leserbrief.
Akzeptanz steht auf dem Spiel
„Vielleicht hätte Werner Wenning nicht auf die Analysten und andere Gurus des Marktes hören sollen, als er beschloss, den BAYER-Konzern kunstvoll zu filetieren (…) Denn während es an anderen BAYER-Standorten nur um Großprojekte wie ein Kraftwerk oder eine Kohlenmonoxid-Pipeline geht, gegen die sich erbitterter Widerstand formiert hat, steht in Leverkusen mehr auf dem Spiel: die Akzeptanz des Unternehmens, das die Keimzelle für diese Stadt gelegt hat“, schreibt der Leverkusener Anzeiger in einem Kommentar und begrüßt die jüngste „Charme-Offensive“ des Multis.
YASMIN-Artikel ohne Preis
Der Leverkusener Multi sponsert den Preis des „Verbandes deutscher Medizin-Journalisten“ für Artikel über Pharma-Themen und sitzt auch in der Jury. Das hielt die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) nicht davon ab, einen Text über die mitunter tödlichen Risiken und Nebenwirkungen von BAYERs Verhütungsmitteln einzureichen. Überraschenderweise erhielt dieser jedoch keine Auszeichnung. Das Gremium teilte der CBG jedoch mit, sie solle sich „davon nicht entmutigen lassen und für 2010 einen neuen Versuch starten“.
Presserat gibt CBG Recht
Die Sindelfinger Zeitung hatte einen PR-Text von DAIMLER, der ein gemeinsames Projekt des Automobil-Herstellers mit BAYER zum Anbau einer Pflanze für die Biodiesel-Produktion in den höchsten Tönen lobt, 1:1 abgedruckt, ohne auf die Quelle zu verweisen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN rief daraufhin den Presserat an, der dem Medium auch umgehend eine Rüge erteilte. „Die in Richtlinie 7.2 geforderte besondere Sorgfalt im Umgang mit PR-Material wurde bei dieser Veröffentlichung grob missachtet“, urteilte das Organ (SWB 2-3/10).
KAPITAL & ARBEIT
Magerer Tarifabschluss
Der diesjähriger Tarifabschluss für die Chemie-Industrie fiel äußerst mager aus. Erstmals gab es überhaupt keine prozentuale Entgelt-Erhöhung, sondern lediglich eine Einmalzahlung. Diese beträgt 550 Euro für Normalbeschäftigte – SchichtarbeiterInnen erhalten 611 bis 715 Euro. Nur wenn die Geschäfte von BAYER & Co. in diesem Jahr allzu gut gehen sollten, steht noch einmal ein „Konjunkturbonus“ bis zu 260 Euro in Aussicht. Für die Unternehmen hat eine solche Einmalzahlung ein großen Vorteil, denn „diese geht nicht dauerhaft in die Tarifbasis ein“, wie der „Bundesarbeitgeberverband Chemie“ in seiner Erklärung zum Tarifabschluss erfreut feststellt.
Betriebsratswahl 2010
Bei der diesjährigen Betriebsratswahl im Leverkusener BAYER-Werk konnten die linken Listen hinzugewinnen und der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE Stimmen abnehmen. Die IG BCE erhielt 26 Sitze, Die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT kamen auf fünf Sitze, die BASIS-BETRIEBSRÄTE auf vier Sitze und das BELEGSCHAFTSTEAM errang einen Sitz. Bei der CURRENTA, ein Joint-Venture des Leverkusener Multis und seiner Chemie-Ausgründung LANXESS, sieht es sogar noch besser aus. Dort gewann die IG BCE nur 50 Prozent der Stimmen, weshalb es bloß zu einer hauchdünnen Mehrheit im Betriebsrat reichte (12 von 23 Sitzen). Die BASIS-BETRIEBSRÄTE erlangten 31 Prozent und das BELEGSCHAFTSTEAM 19 Prozent. Jetzt muss die IG BCE mit den BASIS-VertreterInnen kooperieren. Nach Ansicht des Leverkusener Anzeigers hat die Chemie-Gewerkschaft das den von ihr mitgetragenen Ausgliederungen zu verdanken. In deren Folge brachen für die Beschäftigten nämlich harte Zeiten an. „Sie entfernten sich Jahr für Jahr mehr vom komfortablen Chemie-Tarif. Dass eine solche Entwicklung auch der maßgeblichen Gewerkschaft angekreidet wird, kann niemanden wundern“, schreibt das Blatt.
BAYER trennt sich von Job@ctive
Das Buch „Arm durch Arbeit“ von Marcus Breitscheidel hat BAYERs hauseigene Zeitarbeitsfirma Job@ctive berühmt-berüchtigt gemacht (SWB 4/08). Der Journalist hatte sich nämlich undercover über den Personaldienstleister bei der Pillen-Produktion des Leverkusener Multis verdingt und dafür nur einen Hungerlohn erhalten. 6,24 Euro brutto zahlte ihm JOB@CTIVE dafür und damit 1,14 Euro weniger als der Zeitarbeitstarifvertrag eigentlich vorsieht. „Wir sind hier im ehemaligen Ostteil der Stadt, und somit gilt der Osttarif“, bekam Breitscheidel zu hören. Jetzt will der Global Player für die Lohndrückerei offensichtlich nicht mehr persönlich haften: Er verkaufte das Unternehmen an die HANFRIED GmbH, die auch die 230 bei Job@ctive unter Vertrag stehenden BilligjobberInnen übernimmt.
BMS trennt sich von Testcenter
BAYER MATERIAL SCIENCE (BMS) hat seinen Testcenter an UNDERWRITERS LABORATORIES verkauft und ist nun einer der größten Kunden des US-Unternehmens, das alle 65 Beschäftigten übernommen hat.
Weniger Bonus für BMS-Beschäftigte
Seitdem der Leverkusener Multi sich eine Holding-Struktur gegeben hat, agieren die einzelnen Teil-Gesellschaften formal selbstständig. Darum entwickeln sich auch die Belegschaften auseinander. So fallen die Bonus-Zahlungen für die Beschäftigten von BAYER MATERIAL SCIENCE, der von der Wirtschaftskrise am härtesten betroffenen Sparte, um ein Drittel geringer aus als die ihrer Pharma- oder Cropscience-KollegInnen.
Baumann verkauft BAYER-Aktien
Die BAYER-ManagerInnen müssen nicht allein von ihrem üppigen Fixgehalt leben. Sie werden auch in Aktien bezahlt und können diese bei Gelegenheit zu Geld machen. Diese Möglichkeit nutzte Werner Baumann gleich in den ersten Wochen seiner Zeit als BAYER-Vorstand. Er verkaufte 8.000 Papiere des Konzerns und erhielt dafür 450.400 Euro. Das geht aus Informationen des Leverkusener Chemie-Multis hervor, der verpflichtet ist, der Börsenaufsicht größere Deals seiner Besserverdienenden zu melden, da bei solchen Transaktionen immer der Verdacht des Insiderhandels besteht.
Schlechte Frauenquote
Auf der diesjährigen Hauptversammlung nach dem Anteil der Frauen in Führungspositionen befragt, gab Konzern-Chef Werner Wenning die Zahlen bekannt. Auf der obersten Management-Ebene beträgt die Quote zwei Prozent, auf der darunterliegenden 12,7 Prozent, der nächstfolgenden 17,8 Prozent und auf der vierthöchsten 25 Prozent.
Schneider verdient 1,1 Millionen
Der ehemalige BAYER-Boss Manfred Schneider ist mit Aufsichtsratschefsesseln beim Leverkusener Multi, bei RWE und LINDE sowie mit einfachen Mandaten bei DAIMLER und TUI der mächtigste und auch einkommensstärkste bundesdeutsche Konzern-Kontrolleur. Im Geschäftsjahr 2009 strich er 1,143 Millionen Euro ein – 145.000 Euro mehr als 2008.
Beistandskassen-Versammlung unrechtmäßig
Die BAYER-Beistandskasse hatte 2007 Einschnitte beim Sterbegeld, das durchschnittlich ca. 6.000 Euro beträgt, vorgenommen (Ticker 3/08). Die Abschläge können bis zu 2.000 Euro – also ein Drittel der Summe – betragen. Die Mitgliederversammlung fällte diese Entscheidung faktisch ohne die Mitglieder, denn der Vorstand setzte diese nicht über den brisanten Tagesordnungspunkt in Kenntnis. So nahmen nur 26 Personen an der einstündigen Sitzung teil, die für die rund 90.000 Versicherten den Gewinnzuschlag in Höhe von 25 Prozent strich. Deshalb fochten einige Kassen-Angehörige den Beschluss an. Im Februar 2010 bekamen sie endgültig Recht zugesprochen. Jetzt muss die Beistandskasse ihre Mitglieder erneut über die Kürzungen abstimmen lassen.
ERSTE & DRITTE WELT
Bio-Pirat BAYER vertreibt Indigene
In Chiapas wachsen die letzten Urwälder Mexikos. Dort lockt BAYER & Co. ein breites Reservoir an unbekannten Stoffen, die zur Arzneimittel-Produktion dienen könnten. Zudem haben Agro-Multis das Gebiet zur Kultivierung von Palm-Öl zur Biodiesel-Produktion auserkoren. Es gibt nur ein Problem: In der Region leben auch Menschen. Aber dieses behebt die mexikanische Regierung gerade. Sie bietet hunderte von Soldaten und Polizisten auf, um für die Konzerne den Weg freizumachen. Über 40 Dörfer hat sie auf diese Weise schon zerstört.
Kommt das Biopiraterie-Abkommen?
BAYER betrachtet die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen lediglich als Rohstoff-Reservoir und plündert sie ohne Rücksicht auf Verluste aus (s. o.) So produziert der Pharmariese das Diabetes-Mittel GLUCOBAY mittels eines Bakteriums, das aus dem kenianischen Ruiru-See stammt, ohne dem ostafrikanischen Land auch nur einen Cent dafür zu bezahlen (siehe SWB 1/06). Zudem durchsucht der Leverkusener Multi die Weltmeere gemeinsam mit dem Unternehmen MAGELLAN BIOSCIENCE GRUPPE INC. nach Mikroorganismen, deren Abwehrstoffe sich zur Herstellung neuer Pestizide eignen. Vielleicht kann er das demnächst nicht mehr ganz so ungehindert tun. Im Oktober 2010 steht nämlich die Unterzeichnung des Anti-Biopiraterie-Protokolls an. Aber die Lobbygruppen der Industrie wehren sich vehement gegen allzu verbindliche Regelungen. So weigern BAYER & Co. sich, künftig bei Patent-Anmeldungen Zertifikate über den legalen Erwerb der Ausgangsstoffe vorzulegen. Zudem wehren die Konzerne sich dagegen, Krankheitserreger, die sie zur Produktion von Impfstoffen brauchen, in das UN-Abkommen aufzunehmen.
WHO unter Einfluss
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in einem Report Vorschläge für eine die Gesundheitsversorgung in den Staaten der „Dritten Welt“ verbessernde Arznei-Forschung gemacht. Eine Reform des Patentrechts, eine Förderung des Technologie-Transfers oder eine Forschungsabgabe der Konzerne gehörte allerdings ebenso wenig dazu wie mehr Geld für die Erforschung seltener Krankheiten. Der Extrem-Lobbyismus von BAYER & Co. hatte sich also wieder einmal als erfolgreich erwiesen. „Das Gesamtergebnis befindet sich in Übereinstimmung mit den meisten Industrie-Positionen in dieser Sache“, urteilte der „Internationale Verband der Forschenden Arzneimittel-Industrie“ (IFPMA). Weil die Lobby-Organisation sich illegal Zugang zu dem Entwurf verschafft hatte, leitete die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan allerdings Ermittlungen ein und drohte sogar mit der Aufhebung der Immunität von WHO-Beschäftigten. Die Delegierten der „Entwicklungsländer“ bekamen die Dokumente indes erst unmittelbar vor dem anberaumten Arbeitstreffen zu Gesicht und weigerten sich aus diesem Grund, den Abschlussbericht zu unterzeichnen. Ob sie bis zur offiziellen Vorstellung der WHO-Pläne noch Veränderungen durchsetzen können, bleibt abzuwarten.
EU betreibt Patent-Politik
Seit die Verhandlungsrunden der Welthandelsorganisation WTO zur weiteren Erleichterung des Warenverkehrs gescheitert sind, betreibt Brüssel eine eigene Wirtschaftspolitik im Dienste von BAYER & Co.. Bei den Verhandlungen zu bilateralen Abkommen mit Kolumbien, Indien und den Andenstaaten widmet sie dem „Schutz des geistigen Eigentums“ große Aufmerksamkeit und verlangt eine Verlängerung des Patentschutzes (Ticker 1/10). In Peru hätte BIG PHARMA gerne vier Jahre mehr. Wie die beiden Nichtregierungsorganisationen OXFAM und HEALTH ACTION INTERNATIONAL ausgerechnet haben, würde das die Arzneimittel-Kosten um 459 Millionen Dollar erhöhen.
POLITIK & EINFLUSS
BAYER Top-Lobbyist in den USA
Kein anderer bundesdeutscher Konzern gibt in den USA so hohe Summen für Lobby-Arbeit aus wie BAYER. 23 Millionen pumpte der Pharma-Riese dort seit 2006 in die Pflege der politischen Landschaft. Allein im letzten Jahr investierte der Leverkusene Multi 8,5 Millionen Dollar. Dabei ging vor allem Obamas Gesundheitsreform ins Geld, bei der es galt, das Schlimmste zu verhindern (siehe SWB 2/10). Nicht zuletzt zu diesem Behufe erweiterte der Pharma-Riese den MitarbeiterInnenstab seines Washingtoner Büros für „Legislative Affairs“ um vier Beschäftigte auf nunmehr 10.
BAYER & Co. schreiben Brandbrief
CDU und FDP hatten die Wunschliste der Konzerne in ihrem Koalitionsvertrag gewissenhaft abgearbeitet – bis auf einen Punkt. Sie wollten nur mittelständischen Betrieben Steuernachlass für ihre Forschungsausgaben gewähren, nicht aber den Global Playern, wie BAYER-Chef Werner Wenning immer wieder gefordert hatte, weil diese angeblich 85 Prozent aller Investitionen in dem Bereich aufbringen. Ende April 2010 schrieb Wenning in dieser Sache gemeinsam mit 17 weiteren Industrie-Bossen einen Brandbrief an die Bundesregierung. Darin verlangen die Manager nicht weniger als einen zehn-prozentigen Steuer-Abschlag auf Forschungskosten. Mit Verweis auf die in anderen Ländern angeblich übliche Subventionspraxis heißt es in dem Schreiben: „Deutschland muss gleichziehen, damit Unternehmen ihre Forschungszentren in Deutschland ausbauen oder ansiedeln und hier ihr innovatives Potenzial entfalten“. Von einem Steuergeschenk reden die Vorstandsvorsitzenden dabei natürlich nicht.
Etwas weniger Derivat-Regulierung
Auch BAYER nutzt die umstrittenen Instrumente, die der Finanzmarkt so bietet. So hat der Konzern Geld in Derivaten angelegt, die eine Art Wette auf Preissteigerungen oder -senkungen von Rohstoffen, Aktien, Währungen, Zinsen oder aber von Derivaten selber sind. Der Leverkusener Multi weist dabei das Motiv „Spekulation“ weit von sich. „Derivate Finanzinstrumente werden dabei fast ausschließlich zur Absicherung von gebuchten und geplanten Transaktionen abgeschlossen“, heißt es im Geschäftsbericht. Aber wo die Absicherung endet und die Spekulation beginnt, ist nicht immer leicht zu bestimmen. Das Unternehmen flankiert nämlich nicht ein bestimmten Deal mit dem Kauf von Derivaten, sondern schätzt das Volumen seiner Auslandsgeschäfte ab und erwirbt dann die Papiere. Auch sonst teilt BAYER die Interessen der SpekulantInnen, da sie Liquidität in die Märkte bringen, wie es heißt. Deshalb hat sich der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning gegen eine strengere Regulation ausgesprochen. Und Finanz-Vorstand Klaus Kühn erklärte in der Börsen-Zeitung: „Ich hoffe sehr, dass man für die Industrie in diesem Zusammenhang Ausnahmen schafft“. Das tat die Bundesregierung dann auch. Nach einer „ExpertInnen-Anhörung“ änderte sie den Kabinettsbeschluss. Der Entwurf des „Gesetzes zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte“ sieht jetzt kein direktes Verbot von spekulativen Währungsderivaten mehr vor, er behält sich ein solches lediglich vor.
Kühn hakt beim Ministerium nach
Die Konzerne treibt ständig die Furcht vor feindlichen Übernahmen um. Um das „Anschleichen“ möglicher Käufer per Aktien-Erwerb zu verhindern, forderte BAYER-Chef Werner Wenning bereits 2008 gemeinsam mit seinen KollegInnen in einem Offenen Brief an den damaligen Finanzminister Peer Steinbrück strengere Kapitalmarkt-Regelungen mit Offenlegungspflichten über Besitzverhältnisse. Bislang hat sich allerdings nach Meinung des Leverkusener Multis noch nicht viel getan. Auf die Frage der Börsen-Zeitung: „Haben Sie im Finanzministerium noch einmal nachgehakt?“, antwortete der Finanzvorstand Klaus Kühn: „Das schon, aber es ist noch nichts Konkretes passiert“. Aber das wird schon noch.
Die Parteien-Spenden des VCI
Der Leverkusener Multi spendet in der Bundesrepublik nicht mehr selbst für Parteien, er tut dies nur in Tateinheit mit anderen Chemie-Unternehmen. Dann aber nicht zu knapp. Im Jahr 2008 ließ der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI) der CDU laut Rechenschaftsbericht des Bundespräsidenten 120.000 Euro zukommen und der SPD 35.000 Euro.
BAYER mietet Rüttgers
Von dem Spenden-Skandal um Jürgen Rüttgers, den die CDU den Unternehmen in Partner-Paketen mit Einzelgesprächs-Zuschlägen von 6.000 Euro zwecks Wahlkampf-Finanzierung angeboten hat, ließ BAYER sich nicht von einem Auftritt beim CDU-Zukunftskongress abhalten. Der Leverkusener Multi mietete für 8.000 Euro einen Stand und konnte Rüttgers bei seinem obligatorischen Rundgang auch von den tollen Investitionen am Standort Dormagen berichten – ganz ohne Zuzahlung, wie BAYERs Energie- und NRW-Beauftragter Wilfried Köplin versicherte. Extras „seien nicht angeboten worden. Die hätten wir auch nicht angenommen“, so Köplin laut Kölner Stadtanzeiger.
Schavan besucht BAYER
Die bundesdeutschen Multis suchen auf ihren großen Absatzmärkten auch immer die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen. Die Bundesregierung erleichtert ihnen das, indem sie regelmäßig Gipfeltreffen mit VertreterInnen von Wirtschaft und Wissenschaft ausrichtet. Das „Deutsch-Brasilianische Jahr für Wissenschaft, Technologie und Innovation“ eröffnete Bundesforschungsministerin Annette Schavan am 14. April 2010 in São Paulo. Daneben fand sie noch Zeit, die Niederlassung des Leverkusener Multis in der Stadt zu besuchen, der gerade eine Kooperation mit dem brasilianischen „Zentrum für Zuckerrohr-Technologie“ vereinbart hat (siehe GENE & KLONE).
Buirer CDU besucht BAYER
Der Ortsverband Buir der CDU hat im März dem Monheimer BAYER-Werk einen Besuch abgestattet. Er besichtigte das Forschungszentrum und die Institute für Pestizid-Entwicklung.
Emissionsrechte für Gentech-Pflanzen?
Auch die Landwirtschaft produziert klima-schädliche Gase. Deshalb gibt es Überlegungen, die Agrar-Industrie in den Emissionshandel einzubeziehen und den Ausstoß von Methan, Distickstoffmonoxid oder anderen Stoffen kostenpflichtig zu machen, wenn er bestimmte Grenzen übersteigt. In diese Diskussion haben sich jetzt auch BAYER & Co. eingeschaltet. Die Konzerne wollen ihre Genpflanzen in der Klima-Bilanz der LandwirtInnen als Aktiva verbuchen lassen. Weil die Bauern und Bäuerinnen die Laborfrüchte ohne Pflügen und Umgraben aussäen können, tragen diese zu einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung bei, argumentieren die Global Player. In den USA haben BAYER, MONSANTO und andere Agro-Riesen die Lobby-Firma NOVECTA engagiert, um die PolitikerInnen in diesem Sinne zu beeinflussen. Darüber hinaus warben die Multis auf der Klima-Konferenz in Kopenhagen und bei der UN-Welternährungsorganisation FAO für ihr Projekt, das den gen-manipulierten Pflanzen zusätzliche Absatzmärkte erschließen würde.
Obamas Gentech-Fans
Barack Obama hat einige Schlüsselpositionen an Personen mit guten Kontakten zu den Gentech-Multis vergeben. Landwirtschaftsminister Thomas Vilsack ernannte der Industrie-Verband „Biotechnology Industry Organisation“ wegen seiner Verdienste für die Gentechnik bereits 2001 zum „Governor of the Year“. Das neu gegründete „Nationale Institut für Nahrung und Landwirtschaft“ leitet mit Roger Beachy ein ehemaliger MONSANTO-Forscher, und in der Handelsbehörde kümmert sich bald Islam Siddiqui von der Agromulti-Organisation „CropLife America“ um die Landwirtschaftspolitik, wenn sich der Senat nicht doch noch den Protesten von GREENPEACE, PESTICIDE ACTION NETWORK und anderen Initiativen beugt.
EU Weltspitze im Patentschutz
Dank der Lobby-Aktivitäten des „Europäischen Verbandes der Forschenden Pharma-Unternehmen“ (EFPIA) erhalten BAYER & Co. nirgendwo so lange Patentschutz für ihre Präparate wie in der EU. Während die USA Monopolrechte für neue Medikamente nur ca. 8 Jahre gewähren, billigt die Europäische Union BAYER & Co. seit 2004 durchschnittlich elf Jahre zu.
Jugend forscht für BAYER
Der Nachwuchs-Wettbewerb der Stiftung „Jugend forscht“ hat seit neuestem einen wissenschaftlichen Beirat. In diesem sitzt auch BAYERs Forschungsvorstand Wolfgang Plischke, weshalb er die Jugend jetzt direkter für den Leverkusener Multi forschen lassen kann. „Aufgabe des wissenschaftlichen Beirats ist es, relevante Themen und Trends zu identifizieren sowie konkrete Empfehlungen zur künftigen Ausrichtung von Jugend forscht im Rahmen der Nachwuchsförderung in Deutschland auszusprechen“, erklärt die Stiftung nämlich.
PROPAGANDA & MEDIEN
UNICEPTA bereitet Interviews vor
Der Leverkusener Multi hat zwar eine gut besetzte Presseabteilung, aber trotzdem holt sich der Konzern zusätzlich noch Fremd-Expertise ins Haus. So hat das Medienbeobachtungsunternehmen UNICEPTA bei BAYER ein eigenes Büro mit drei Beschäftigten und übernimmt Sonderaufträge. Wenn es beispielsweise eine Interview-Anfrage gibt, checkt UNICEPTA den Journalisten vorher genau aus, „um zu antizipieren, wie er denkt“, vermeldet das prmagazin.
BAYER wirbt um Akzeptanz
Was seine Akzeptanz bei der Bevölkerung angeht, fühlt der Leverkusener Multi sich angesichts der Proteste gegen seine Kohlekraftwerk- und Pipeline-Pläne wieder in die alten Hochzeiten der Umweltbewegung versetzt. „Vielleicht erleben wir nach den siebziger Jahren jetzt wieder eine Phase, in der sich die Chemische Industrie erklären muss“, sagt der Leverkusener Chemie„park“-Leiter Ernst Grigat. „Kritische Gruppen werden zum Risiko für den Industrie-Standort NRW“, warnt er. Deshalb startet der Konzern jetzt eine „Charme-Offensive“ (Leverkusener Anzeiger) und macht auf BürgerInnen-Nähe (siehe auch AKTION & KRITIK). So stellt er die alljährlichen BesucherInnen-Tage unter das Motto „Sicherheit, Energie und Umwelt“ und heißt dort angeblich auch KritikerInnen willkommen.
Große Spende an Bluter-Verband
Weltweit infizierten sich in den 80er Jahren Tausende Bluter durch Blutprodukte von BAYER & Co. mit AIDS oder Hepatitis C. Sie wurden Opfer der Profitgier der Konzerne, denn diese hatten sich aus Kostengründen lange Zeit geweigert, eine Hitze-Behandlung der Mittel zur Abtötung der Krankheitskeime vorzunehmen. Seit dieser Zeit sieht der Leverkusener Multi sich zu vertrauensbildenden Maßnahmen gezwungen, um die Patienten wieder für sich zu gewinnen. So spendet er den Bluter-Organisationen regelmäßig hohe Beträge. So erhielt der US-amerikanische Verband im April 2010 einen Scheck über 250.000 Dollar.
Große Spende an ImkerInnen-Verband
Pestizide von BAYER und anderen Herstellern stellen eine Landplage für Bienen dar und sorgen regelmäßig für Sterbewellen. Da gilt es, sich des Wohlverhaltens der BienenzüchterInnen-Verbände zu versichern. In England tut BAYER das durch regelmäßige Spenden. So erhält die „British Bee Keepers Association“ jährlich 17.000 Pfund und zeichnet die Ackergifte des Konzerns dafür im Gegenzug mit ihrem Gütesiegel aus. Nach Protesten aus den eigenen Reihen und einigen kritischen Tageszeitungsartikeln hat die Organisation diese Kooperation jedoch aufgekündigt.
Rheinische Post wirbt für BAYER
Der Pharma-Riese spielt seinem Stammsitz Leverkusen seit längerer Zeit übel mit. Das Werk schrumpft und schrumpft und damit auch die Zahl der Arbeitsplätze, die Gewerbesteuer fließt nur noch spärlich und die vielbeschworene BAYER-Familie wird dysfunktionaler und dysfunktionaler. Deshalb hat der Multi im letzten Jahr unter dem Motto „Leverkusen und BAYER. Ein starkes Team“ eine Image-Kampagne mit Anzeigen, lokaler Internet-Seite und Foto-Wettbewerben begonnen. 2010 setzt der Konzern sie fort. So veranstaltete er gemeinsam mit der Rheinischen Post auf einer ganzen Zeitungsseite den Quiz „Sind Sie ein Leverkusen-Experte?“, der eigentlich „Sind Sie ein BAYER-Experte?“ heißen müsste. Fragen nach BAYERs „Hilfsprogramm“ für benachteiligte Jugendliche, dem BAYER-Kulturprogramm, dem BAYER-Erholungshaus und dem Spitznamen der Frau von BAYERs ehemaligem Generaldirektor Carl Duisberg lassen jedenfalls arge Zweifel an der journalistischen Unabhängigkeit des Blattes aufkommen.
BAYER bildet JournalistInnen fort
Die Konzerne setzen seit einiger Zeit an den Quelle an, um ihr Bild in der Öffentlichkeit zu bestimmen: Sie bilden JournalistInnen aus bzw. weiter. Während BASF, SIEMENS und RWE die „Initiative Wissenschaftsjournalismus“ ins Leben gerufen haben, bietet BAYER Fortbildungen an. Der Leverkusener Multi lud MedienarbeiterInnen zu dem kostenlosen Seminar „Von den Fakten zur Story – Themen finden und platzieren“ ein.
Gentechnik-PR bei Preisverleihung
Der Leverkusener Multi nutzte die Verleihung des Otto-Bayer-Preises an den Entwicklungsbiologen Dr. Detlef Weigel (Ticker 1/10), um Propaganda für die grüne Gentechnik zu machen. Wohlweislich wählte der Konzern Berlin als Ort für den feierlichen Festakt und redete den PolitikerInnen ins Gewissen. „Es gilt, das gesamte Spektrum der Möglichkeiten zu nutzen, um Ernten vor Krankheiten, Schädlingen, Unkraut und Umwelteinflüssen zu schützen, die Erträge zu erhöhen und die Eigenschaften der Pflanzen zu verbessern“, mahnte BAYER-Chef Werner Wenning. Und der BAYER-Aufsichtsrat und Gentechnik-Multifunktionär Ernst-Ludwig Winnacker versicherte treuherzig: „Ich selbst wäre der Erste, der sich bei einer Gefahr für Leib und Leben für einen Verzicht auf die entsprechende Technologie aussprechen würde“.
TIERE & VERSUCHE
171.251 Tierversuche
Auf der diesjährigen Hauptversammlung nach Tierversuchen bei BAYER befragt, gab Konzern-Chef Werner Wenning die Zahlen bekannt. Demnach hat das Unternehmen im Jahr 2009 171.251 Experimente mit Lebewesen durchgeführt, 93 Prozent davon mit Ratten und Mäusen.
DRUGS & PILLS
GADOVIST jetzt auch für Kinder
BAYERs Kontrastmittel GADOVIST ist seit Anfang des Jahres auch für Kinder über sieben Jahren zugelassen. Der Leverkusener Multi hatte das hauptsächlich bei Magnetresonanz-Tomographien verwendete Mittel in einer Studie mit nur 140 jungen TeilnehmerInnen getestet und keine größeren Unverträglichkeiten festgestellt. Die Risiken und Nebenwirkungen blieben offenbar im Rahmen dessen, was der Beipackzettel aufzählt: Übelkeit und Erbrechen, Schock-Reaktionen, Herz/Kreislauf-Probleme, Atemwegsbeschwerden und Hautausschläge.
GADOVIST für Mammographien?
Der Leverkusener Multi will sein Kontrastmittel GADOVIST (s. o.) auch bei Mammographien zum Einsatz kommen lassen und hat mit Klinischen Tests der dritten und letzten Phase begonnen.
Hör-Schädigungen durch ASPIRIN
ASPIRIN und andere Schmerzmittel steigern die Wahrscheinlichkeit, eine Hörschädigung zu erleiden, um 30 Prozent. Das ergab eine im American Journal of Medicine (Nr. 123) veröffentlichte Studie. Die Präparate stören die Synthese des Gewebe-Hormons Prostaglandin, was zu einer Unterversorgung der Hörzellen mit Blut führt. Eingeschränktes Hörvermögen und Hörstürze können die Folge sein.
BAYER lanciert ASPIRIN COFFEIN
Der Leverkusener Multi hat mit ASPIRIN COFFEIN eine neue Version des Wirkstoff-Mixes Acetylsalicylsäure/Koffein herausgebracht. BAYER zufolge sorgt das Koffein für eine schnellere Aufnahme der Acetylsalicylsäure und verstärkt seinen pharmazeutischen Effekt. Fachleute warnen allerdings vor den Kombinationspräparaten, weil sie die Nieren schädigen, zu Abhängigkeit führen und Dauerkopfschmerz verursachen können. Das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) hat deshalb bereits 1997 die Forderung nach einer Verschreibungspflicht für solche Medikamente aufgestellt – und diese im letzten Jahr erweitert. Mittlerweile verlangt das BfArM, gar keine Schmerzmittel-Großpackungen mehr ohne Rezept auszugeben (Ticker 1/10).
Immer noch keine XARELTO-Zulassung
Während die Europäische Union BAYERs XARELTO bei schweren orthopädischen OPs zur Thrombose-Prophylaxe bereits zugelassen hat, verzögert sich die US-Genehmigung weiter. Wegen des erhöhten Risikos von Gefäß-Verschlüssen, Blutungen, Herz/Kreislaufstörungen und Leberschäden sowie ungeklärter Langzeitwirkung hatte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA Anfang 2009 weitere Unterlagen über die Verträglichkeit des Medikamentes angefordert (Ticker 1/09). Und der Leverkusener Multi hat erhebliche Mühe, diese bereitzustellen. Zunächst wollte er sie im Herbst 2009 übergeben, aber daraus wurde nichts. Auch bei der Bilanz-Pressekonferenz im Februar gab es nichts Neues zum Stand der Dinge. „Im Laufe dieses Jahres erwarten wir neue, wichtige Studiendaten“, erklärte BAYER-Chef Werner Wenning dort nur lapidar.
XARELTO: Krankenhäuser zögern
BAYER hat Schwierigkeiten bei der Vermarktung seines bei schweren orthopädischen OPs zur Thrombose-Prophylaxe eingesetzten Präparates XARELTO. Krankenhäuser zögern nämlich mit der Bestellung, weil sie das Preis/Leistungsverhältnis nicht überzeugt. Überlegen zeigt sich das Mittel nämlich nur in der Darreichungsform: Die MedizinerInnen können XARELTO in Tablettenform verteilen und brauchen es nicht zu spritzen.
Neue LEFAX-Version
BAYER bietet LEFAX, das gegen Blähungen, Völlegefühle und Druckbeschwerden helfen soll, jetzt auch in Granulatform und mit Zitronengeschmack an. Das dürfte jedoch nichts an dem vernichtenden Urteil ändern, das der „Arzneiverordnungsreport 97“ über das Präparat fällte. Das Buch bescheinigte dem Produkt mit dem Wirkstoff Simethicon völlige Wirkungslosigkeit und riet: „Aus diesem Grund empfiehlt es sich, den Einsatz dieses Mittels als Placebo-Medikation auf besondere Einzelfälle zu beschränken“.
Sonderstatus für CIPROBAY-Version
Pharma-Konzerne entwickeln lediglich Medikamente zur Therapie der verbreitetsten Gesundheitsstörungen, weil nur das genügend Profit verspricht. Sie betrachten es nicht als ihre Aufgabe, Arzneien zur Behandlung von möglichst vielen Beschwerden zu erfinden. Deshalb müssen die GesundheitspolitikerInnen Mittel zur Therapie seltener Krankheiten subventionieren. Diese Aufgabe erfüllt die Verleihung des Orphan-Drug-Status (orphan = engl. Waise). Einen solchen Status verlieh nach der europäischen Arzneimittelbehörde EMA nun auch ihr US-amerikanisches Pendant FDA einer gepimpten Version des altbekannten BAYER-Antibiotikums CIPROBAY. Als Trockenpulver, das zum Inhalieren geeignet ist, will der Multi es künftig gegen chronische Lungeninfektionen einsetzen. Zur Orphan Drug geadelt, kommt das neue alte Medikament jetzt in den Genuss einer schnelleren Genehmigung und verminderter Zulassungsgebühren. Zudem kann der Pharma-Riese sich über eine längere Patentlaufzeit freuen.
AVELOX schädigt Leber
Nach zahlreichen Meldungen über Leberschäden durch sein Antibiotikum AVELOX musste der Leverkusener Multi bereits 2008 der Aufforderung des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ nachkommen und die europäischen MedizinerInnen und PatientInnen ausdrücklich auf diese Nebenwirkung hinweisen. Anderswo verschwieg der Konzern den unerwünschten Arznei-Effekt jedoch weiter. In Kanada allerdings hat es damit jetzt ein Ende. MedizinerInnen informierten die Gesundheitsbehörde „Health Canada“ über die Gegenanzeige, weshalb BAYER sich gezwungen sah, vor Gesundheitsrisiken für die Leber durch AVELOX zu warnen.
NEXAVAR bei Darmkrebs?
Der Leverkusener Multi versucht unentwegt, das Anwendungsspektrum seiner zur Behandlung von fortgeschrittenem Nieren- und Leberkrebs zugelassenen Gentech-Arznei NEXAVAR zu erweitern. Für die Indikation „Darmkrebs“ hat gerade die dritte und letzte Testphase begonnen. Entsprechende Versuche laufen auch zur Therapie von Schilddrüsen-, Brust- und fortgeschrittenem Lungenkrebs; bei Haut- und Bauchspeicheldrüsenkrebs versagte das Medikament dagegen bereits.
YASMIN-Beipackzetteländerungen
Zeitungsmeldungen über bisweilen sogar tödlich verlaufende Nebenwirkungen von BAYERs Antibaby-Pille YASMIN haben die Öffentlichkeit im letzten Jahr schockiert. Doch alles, was vom Skandal übrig bleibt, ist ein anderer Beipackzettel. Der Leverkusener Multi muss künftig in Europa und in den USA auf das Risiko von Thromboembolien hinweisen. Er zeigt sich jedoch weiterhin uneinsichtig, zweifelt die Ergebnisse neuer Studien zu dieser Gesundheitsgefährdung an und sieht noch Diskussionsbedarf, „bevor eine endgültige Aussage über das Thrombose-Risiko unter YASMIN getroffen werden kann“.
Neues Verhütungsmittel
Der Leverkusener Multi hat für sein Verhütungsmittel NATAZIA, das er in Europa unter dem Namen QLAIRA vermarktet, auch in den USA eine Zulassung erhalten. Die neue Pille mit den Wirkstoffen Estradiol und Dienogest bewirbt der Multi ebenfalls wieder als Lifestyle-Präparat, das angeblich Gewichtszunahmen verhindert. Über Risiken und Nebenwirkungen wie Thrombosen, die bei dem Kontrazeptivum YASMIN bereits zu Todesfällen geführt haben (SWB 3/09), weiß der Pharma-Riese hingegen angeblich nichts. Das könnte „nur in großen epidemiologischen Studien geklärt werden“, lässt er verlauten.
Neue Herz-Medikamente
Der Leverkusener Multi entwickelt zur Zeit drei neue Wirkstoffe zur Behandlung von Herz-Krankheiten. Eine Substanz soll die Produktion von Guanosinmonophosphat anregen, das die Blutgefäße erweitert und schützt. Von einem anderen Stoff erhoffen sich die Arznei-ForscherInnen eine Hemmung des den Herzmuskel angreifenden Aldosterons und von einem weiteren die Blockade des gefäß-verengenden Hormons Vasopressin.
BAYER kontrolliert sich selbst
Die Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten sorgen für fünf Prozent aller Krankenhaus-Einweisungen. Das bewog Brüssel zum Handeln. Die EU plant Reformen zur Arzneimittel-Sicherheit. Allerdings will sie BAYER & Co. die Aufgabe anvertrauen, die Schadensmeldungen zu sammeln, auszuwerten und dann an staatliche Stellen weiterzureichen, was die BUKO-PHARMA-KAMPAGNE kritisiert. „Man kann von ihnen wohl kaum erwarten, dass sie sich allein am VerbraucherInnenschutz orientieren und die Interessen ihrer Anteilseigner an einem möglichst hohen Umsatz ignorieren“, schreibt die Initiative in ihrem Pharma-Brief. Auch das Bestreben der Europäischen Union, die Zulassungsverfahren zu beschleunigen, dürfte kaum zu einem besseren Schutz der PatientInnen führen (s. u.).
Beschleunigte Pillen-Zulassungen
Die EU will die Zulassungsverfahren für Arzneimittel beschleunigen. Künftig brauchen BAYER & Co. weder die Wirksamkeit noch die Unbedenklichkeit ihrer Medikamente vor der Genehmigung zu belegen – die entsprechenden Daten können nachgereicht werden. Und falls die Hersteller der Aufforderung nicht nachkommen, droht ihnen – anders als in den USA – nicht einmal ein Entzug der Vermarktungsrechte.
Tests mit Tabakpflanzen-Impfstoff
Der Leverkusener Multi hat Klinische Tests mit einem Arzneistoff begonnen, den Tabakpflanzen produzieren. Bei dem Verfahren zur Herstellung eines Antikörper-Impfstoffes zur Behandlung eines Lymphsystem-Krebses tauchen die PharmakologInnen die Tabakpflanzen in ein Bakterien-Bad, wodurch sich das Antikörper-Erbgut überträgt und seine Arbeit in der Botanik aufnimmt (Ticker 3/08). Diese von BAYER als „extrem preisgünstig“ gepriesene Herstellungsart hat die Firma ICON GENETICS entwickelt, was sie die Selbstständigkeit kostete: 2006 verleibte sich der Multi das Biotech-Unternehmen ein.
PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE
Brasilien:Aktivist ermordet
Als Sprecher der Gemeinde von Sãl João do Tomé und Präsident einer Vereinigung von kleinen LandwirtInnen hatte sich José Maria Filho (Zé Maria) unermüdlich gegen den Einsatz von Ackergiften auf den großen Plantagen engagiert und sogar ein Verbot von Sprühungen aus dem Flugzeug durchgesetzt. Das bezahlte er jetzt mit seinem Leben. Am 21. April 2010 erlag José Maria Filho den 19 Schuss-Verletzungen, die ihm Unbekannte beigebracht hatten.
Sonderzulassung für SANTANA
BAYERs Saatgut-Beize PONCHO mit dem Wirkstoff Clothianidin hat vor zwei Jahren ein massives Bienensterben verursacht, weshalb in vielen Ländern Verbote erfolgten und hierzulande die Zulassung für Mais-Kulturen einstweilen ruht. Der Leverkusener Multi leugnet jedoch den Zusammenhang. Er führt stattdessen technische Fehler beim Beiz-Prozess, veraltete Sämaschinen und das Wirken der Varroa-Milbe als Gründe für die Dezimierung der Bienenvölker an und drängt auf Wiederzulassung des Giftes. Im Frühjahr errang der Konzern einen Teil-Erfolg. Die Behörden erteilten BAYERs Clothianidin-Granulat SANTANA eine – zeitlich und regional begrenzte – Sondergenehmigung. Das alarmierte den DEUTSCHEN IMKERBUND. Er forderte, den Einsatz von Pestiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide wie SANTANA oder PONCHO zu unterbinden, „solange ein Schutz der Bienen nicht gewährleistet ist“.
ImkerInnen warnen vor PROTEUS
Die BAYER-Insektizide PONCHO und GAUCHO haben Millionen Bienen den Tod gebracht. Von dem neuen, ebenfalls zur Gruppe der Neonicotinoide gehörenden Mittel PROTEUS mit den Wirkstoffen Thiacloprid und Deltamethrin befürchten die BienenzüchterInnen vom französischen Verband UNAF deshalb wieder das Schlimmste. „Es besteht aus zwei für Bienen gefährlichen Substanzen“, stellt die Imkerin Sophie Dugué fest und kritisiert die Zulassungsbehörden des Landes für ihre Entscheidung, das Pestizid zu genehmigen.
Deutschland: große Bienenverluste
Der Imker Manfred Gerber hat auf der letzten BAYER-Hauptversammlung dargelegt, wie dramatisch das Bienensterben im letzten Winter verlief. In der Bundesrepublik sind zwischen 30 und 60 Prozent der Bienenvölker verendet – 20 bis 50 Prozent mehr als üblich. Wie der DEUTSCHE IMKERBUND forderte Gerber deshalb das Verbot aller Ackergifte auf Neonicotinoid-Basis wie BAYERs PONCHO, GAUCHO und SANTANA, deren Gebrauch bislang nur eingeschränkt ist.
USA: große Bienenverluste
ImkerInnen verlieren immer viele Bienenstämme über den Winter. Dieses Mal lagen die Verluste unter denen der letzten beiden Jahre, jedoch immer noch mehr als 10 Prozent über dem Normalwert. Viele Bienenzüchter machen die Pestizide dafür verantwortlich; die BAYER-Mittel PONCHO und GAUCHO sind inzwischen berühmt-berüchtigt. Der größte Bienenzüchter des Bundesstaates Pennsylvania zog daraus die Konsequenz, mit seinen Bienen erstmals nicht mehr zur Orangen-Blüte nach Florida aufzubrechen. „Die Chemikalien, die sie dort benutzen, machen etwas, das das Immunsystem der Bienen zerstört“, so Dave Hackenberg.
Schweiz: große Bienenverluste
Im vorletzten Jahr hat BAYERs Saatgut-Beizmittel PONCHO in Süddeutschland ein verheerendes Bienensterben ausgelöst. Deshalb dürfen die LandwirtInnen das Produkt in der Bundesrepublik vorerst auf Maisfeldern nicht mehr ausbringen. Andere Länder reagierten hingegen nicht. Nach einem Massentod von Bienen in Österreich, Kroatien und Japan (Ticker 3/09) beklagten deshalb nun auch ImkerInnen in der Schweiz große Verluste.
Fischsterben in Australien
Vor anderthalb Jahren gingen Bilder von verendeten Fischen und solchen mit zwei Köpfen oder anderen Deformationen durch die australische Presse. Sie stammten vom Noosa-Fluss, der an große Nuss-Plantagen grenzt. Die dort ausgebrachten Pestizid-Mengen – unter anderem die auch in BAYER-Produkten verwendeten Wirkstoffe Endosulfan, Carbendazim und Beta-Cyfluthrin – galten sofort als Grund für das Fischsterben. Die Behörden untersagten den Gebrauch zwar nicht umgehend, gaben aber eine Untersuchung in Auftrag. Die Ergebnisse bestätigen nach Aussagen des beteiligten Wissenschaftlers Dr. Matt Landos jetzt den Anfangsverdacht. Allerdings herrscht unter den ForscherInnen keine Einigkeit. Die industrie-freundlichen unter ihnen führen andere Erklärungen an wie Hitzestress oder Sauerstoffmangel, weshalb der Abschlussbericht kaum zu einem eindeutigen Urteil kommen dürfte.
Wirkungslose Anti-Unkrautmittel
Der Dauer-Einsatz von Herbiziden auf den Feldern macht Unkräuter im Laufe der Zeit resistent gegen die Mittel. So können sich Ackerfuchsschwanz und Windhalm immer ungestörter ausbreiten. BAYERs ECONAL versagte bereits 2004 seinen Dienst, und nun tut sich auch ATLANTIS deutlich schwerer mit den Wildgräsern. Die über den Boden wirkenden Mittel CADOU und MALIBU zeigen ebenfalls deutliche Verschleiß-Erscheinungen. Die Aussicht auf ungehinderten Wildwuchs bezeichnete der Landwirtschaftskammer-Berater Dr. Manfred Bartels in dem Wochenblatt Land & Forst als „Horrorvision“. Eine „Verführung durch die modernen Möglichkeiten der Landtechnik und des Pflanzenschutzes“ machte er für die Misere verantwortlich.
Vereinfachte Biozid-Zulassung?
Die EU plant, die Zulassung von Haushaltsinsektiziden und anderen Bioziden zu vereinfachen und den VerbraucherInnenschutz im Namen des „Bürokratie-Abbaus“ den Industrie-Interessen zu opfern.
GENE & KLONE
Individuelle Krebstherapien
BAYER hat einen Kooperationsvertrag mit dem US-amerikanischen Biotech-Unternehmen PROMETHEUS unterzeichnet, weil die Firma ein Verfahren zur Bestimmung des Aktivitätszustandes von Tumor-Zellen entwickelt hat. Mit Hilfe dieser Technologie will der Leverkusener Multi seine Krebsmedikamente so veredeln, dass sie genau auf den Gesundheitszustand der PatientInnen abgestimmte Therapien ermöglichen.
Fast 6 Millionen Euro für BETAFERON
BAYERs gentechnisch hergestelltes BETAFERON gehört zu den Arzneien, die den Krankenkassen die größten Kosten verursachen. Die Ausgaben für das Multiple-Sklerose-Präparat lagen 2008 bei 5.852.470 Millionen Euro – nur für drei Medikamente mussten DAK & Co. mehr zahlen.
Mehr Gentechnik, mehr Pestizide
Entgegen den Behauptungen von BAYER & Co. senkt die grüne Gentechnik den Pestizid-Verbrauch nicht. Das ergab eine neue Studie von Charles Benbrook, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums. Benbrook zufolge hat sich die verwendete Gift-Menge seit der Markteinführung gentechnisch manipulierter Pflanzen um 145.000 Tonnen erhöht. Die Wirksamkeit der Substanzen, welche die Hersteller gemeinsam mit den gegen sie resistenten Ackerfrüchten vermarkten, hat über die Jahre erheblich nachgelassen, weshalb die LandwirtInnen nach den Beobachtungen des Experten zusätzlich zu anderen Mitteln greifen müssen. Im Jahr 2008 brachten sie 28 Prozent mehr Agro-Chemikalien aus als ihre nicht auf die grüne Gentechnik setzenden KollegInnen.
BAYER & Co. gegen EU-Richtlinie
Bislang dürfen Ackerfrüchte-Importe in die EU-Länder keinerlei Spuren von Gentech-Pflanzen ohne Brüsseler Zulassung aufweisen. Diese Regelung wollen Landwirtschaftsverbände und Agro-Multis allerdings kippen. Sie verweisen auf massive Engpässe in der Futtermittel-Versorgung, vor allem weil die US-FarmerInnen nicht mehr für ihr Soja bürgen können, und warnen vor Preis-Steigerungen für Nahrungsmittel. Beweise bleiben sie allerdings schuldig. Sogar das Fachblatt Agra-Europe muss festzustellen, dass die „von Brüssel gefahrene Nulltoleranz-Politik bisher keinen Niederschlag in den US-Statistiken findet; die amerikanischen Sojaschrot-Exporte sollen gegenüber 2008/09 sogar leicht steigen“. So hat die Kampagne zuvorderst den Zweck, die Marktchancen für die Risiko-Technologie zu erhöhen und image-schädigende Gen-GAUs künftig zu vermeiden. Der Skandal um den Supermarkt-Reis, in dem sich 2006 BAYERs noch nirgendwo zugelassene LL601-Sorten fanden, wäre dann nämlich von einem Tag auf den anderen keiner mehr.
Gentech-Zuckerrohr zu Agrosprit
Der Agrosprit-Boom nimmt immer mehr Ackerflächen in Anspruch und verdrängt so die Kulturpflanzen von den Feldern, weshalb die Preise für Nahrungsmittel steigen. BAYER profitiert seit längerem von der Situation. So bietet der Agro-Riese den Biosprit-Baronen mit dem Gentech-Raps INVIGOR maßgeschneiderte, besonders viel Öl produzierende Pflanzen an. Und jetzt bedient der Agro-Multi sich beim Agrosprit-Geschäft auch noch der Gentechnik. Gemeinsam mit dem brasilianischen „Zentrum für Zuckerrohr-Technologie“ will er gentechnisch manipulierte Zuckerrohr-Sorten entwickeln, die eine besonders gute Ernte versprechen und so in der Weiterbearbeitung besonders viel Biokraftstoff abwerfen.
WASSER, BODEN & LUFT
USA: BAYER Top-Luftverschmutzer
BAYER ist in den USA zum größten Luftverschmutzer aufgestiegen. Hatte der Leverkusener Multi in der letzten Liste des „Political Economy Research Institutes“ aus Massachusetts noch den vierten Rang eingenommen, so arbeitete er sich nun bis zur Top-Position vor. 326,6 Tonnen Schadstoffe blies der Multi 2009 in die Luft und 4.028 Tonnen ließ er verbrennen. Aber nicht die absoluten Zahlen gaben den Ausschlag, da lagen nämlich einige Konzerne noch vor BAYER. Die WissenschaftlerInnen bewerteten stattdessen das von den Hinterlassenschaften ausgehende Gesundheitsrisiko – und hier konnte keiner den Pharma-Riesen übertrumpfen. Ausschlaggebend dafür waren wieder einmal die Produktionsanlagen in Baytown, die den Müll-Öfen Jahr für Jahr mehr als 1.000 Tonnen des krebserregenden Stoffes Toluylen-Diamin (TDA) zuführen.
BAYER Top-Wasserverbraucher
209 Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchen BAYERs Produktionsstätten in Nordrhein-Westfalen jährlich. Das hatte im letzten Herbst eine Anfrage der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ergeben. Wie groß der Durst des Brunsbütteler Werkes ist, brachte die CBG im Frühjahr 2010 in Erfahrung: fast 30 Millionen Kubikmeter.
Neue TDI-Produktionsanlage
Die Produktion des Kunststoffes Toluoldiisocyanat (TDI) stellt ein großes Sicherheitsrisiko dar, da zu seiner Herstellung das Ultragift Phosgen benötigt wird. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat angesichts zahlreicher Störfälle mit Phosgen-Austritt immer wieder auf die Gefährdungen aufmerksam gemacht. Bei den Plänen zu einer neuen TDI-Anlage in Dormagen berücksichtigt BAYER diese Bedenken teilweise. Der Leverkusener Multi will die Fertigungsstätte einhausen und die Wände mit Sensoren versehen, die bei minimalsten Phosgen-Emissionen anschlagen. Aber gebannt hat er die Gefahr damit noch nicht. So kam es Ende 2009 in der Pilotanlage zu einer Freisetzung von Phosgen (Ticker 4/09). Zudem finden sich in den Unterlagen zu dem Vorhaben, die der Konzern der Bezirksregierung vorlegte, keine detailliertere Angaben zum Schadstoff-Ausstoß und zur Beschaffenheit der Produktionsrückstände, wie die Coordination in einer Stellungnahme kritisierte. Auch forderte sie mit Verweis auf eine Explosion im Baytowner TDI-Werk Informationen darüber, wie das Unternehmen künftig die Entstehung von Überdruck im Reaktor zu verhindern gedenkt.
EU-Bodenschutz-Richtlinie blockiert
Die Industrie-Produktion und das, was davon übrig bleibt, setzt den Böden immens zu. Die Konzerne haben gemeinsam mit der Landwirtschaft allein in Europa ca. 3,5 Millionen Grundstücke verunreinigt. Beim aktuellen BAYER-Sanierungsfall „Wolfenbüttel“ wird es nach Schätzungen von ExpertInnen noch ca. 50 Jahre dauern, die Hinterlassenschaften des stillgelegten Werkes zu beseitigen (SWB 1/10). Wegen dieser bedrohlichen Lage sah die EU bereits vor einiger Zeit Handelsbedarf und bereitete eine Bodenschutz-Richtlinie vor. Aber die Multis liefen Sturm gegen die Regelung und hatten Erfolg. Die Bundesrepublik legte im März 2010 zusammen mit vier anderen Ländern ein Veto ein und blockierte damit das Paragrafen-Werk wieder einmal.
Hauxton bereitet Kopfschmerzen
Im englischen Hauxton nahe Cambridge hinterließ der Global Player nach der Schließung eines Pestizid-Werkes verbrannte Erde: jede Menge Altlasten im Boden und im Grundwasser. Jetzt will der Investor HARROW ESTATES trotz der Proteste vieler AnwohnerInnen auf dem verseuchten Gelände eine Wohnsiedlung errichten. Erst nach massivem Druck erklärte das Unternehmen sich zu grundlegenden Sanierungsmaßnahmen bereit. Diese bereiten den HauxtonerInnen nun im wahrsten Sinne des Wortes Kopfschmerzen. Was die Aushub-Arbeiten zu Tage fördern, stinkt nämlich erbärmlich und löst bei vielen Menschen Kopfschmerzen, Rachen-Entzündungen und Atemprobleme aus.
Klimawandel im Geschäftsbericht
In den USA findet der Klimawandel Eingang in die Geschäftsberichte der Konzerne. Die Börsenaufsicht SEC hat BAYER & Co. aufgefordert, mögliche Auswirkungen der Erderwärmung auf die Unternehmenspolitik in ihre Bilanzen aufzunehmen. Wenn nämlich ein Multi etwa besonders viel klima-schädigendes Kohlendioxid ausstößt wie BAYER mit derzeit 7,57 Millionen Tonnen pro Jahr, dann muss er mit umweltpolitischen Maßnahmen rechnen, welche die Gewinne schmälern könnten.
Vassiliadis für Kohlekraftwerke
Michael Vassiliadis, der Vorsitzende der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE, hat sich für den Bau von Kohlekraftwerken ausgesprochen und sich damit hinter entsprechende Planungen BAYERs für den Krefelder Chemie„park“ gestellt. Der Kohlendioxid-Ausstoss ist für den Gewerkschaftler kein Problem, da setzt er auf die unterirdische Speicherung, obwohl die Technologie sich noch nicht einmal in der Erprobungsphase befindet.
Antwerpen gegen Kohlekraftwerk
Der Energie-Riese EON plant auf dem Antwerpener Werksgelände von BAYER das größte Kohlekraftwerk der Benelux-Staaten zu errichten. Es kann 1.100 Megawatt Strom im Jahr produzieren – und sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid, nicht weniger als zehn Prozent des Gesamtaufkommens in Belgien. Dazu will es der Rat der Stadt aber nicht kommen lassen. Er hat sich wegen der Emission klimaschädlicher Gase und gesundheitsgefährdender Stoffe gegen das Mammutprojekt ausgesprochen.
BAYER gegen Kohlekraftwerk
Ursprünglich wollte der Pharma-Riese in Krefeld den Energiebedarf nicht mit einem Kohlekraftwerk, sondern umweltpolitisch korrekt mit einer Dampf/Kraft/Wärme-Koppelungsanlage decken. „BAYER plant mittelfristig die Errichtung einer Dampf/Kraft/Wärme-Koppelung am Standort Uerdingen“, kündigte die Firma WINGAS in einem Antrag zum Bau von Leitungen an, welche das dafür erforderliche Gas liefern sollten. Aber ein Großteil der Pipelines wurden nie verlegt. Der Leverkusener Multi gab das Projekt nämlich aus Kostengründen auf und setzte auf die etwas billigere und mehr als nur etwas umweltschädlichere Kohlekraft. Heute will der Konzern von den Plänen nichts mehr wissen und leugnet den Zusammenhang von Gas-Verbund und Kraft/Wärme-Koppelung. Das Vorhaben sei nur eines von acht Argumenten für die Leitung gewesen, behauptet Mark Mätschke von der BAYER-Tochter CURRENTA, und für die künftige Energie-Versorgung hätte es damals sogar 19 Optionen gegeben.
Eine Millionen Tonnen CO2 mehr
BAYER hat in den USA eine Salpetersäure-Anlage gekauft, die der Klima-Bilanz teuer zu stehen kommt: Sie stößt im Jahr eine Millionen Tonnen Kohlendioxid aus.
Quecksilber-Ausstoß: 77 Kilogramm
BAYER gehört zu den letzten Chlor-Herstellern, die noch das veraltete Amalgam-Verfahren einsetzen. Nicht zuletzt deshalb fallen hohe Quecksilber-Emissionen an. Im Jahr 2008 betrug der Ausstoß des gefährlichen Schwermetalls 77 Kilogramm, ca. 74 Kilogramm in die Luft und drei Kilogramm in die Gewässer. Nach einer Kleinen Anfrage der Grünen, zu der eine Presse-Information der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN den Anstoß gegeben hatte, musste der Leverkusener Multi die von ihm bislang als vertraulich eingestuften Werte preisgeben. Ob sich die Quecksilber-Bilanz stark verbessert, wenn der Konzern wie angekündigt seine Technologie zur Chlor-Produktion umstellt, bleibt abzuwarten.
Wasserverschmutzer BAYER
Die nordrhein-westfälische Landesregierung beantwortete eine Kleine Anfrage der Grünen (s. o.) und listete auf, was BAYER MaterialScience allein in Krefeld so alles in die Gewässer eingeleitet hat: 100 Kilogramm Stickstoff, 8 Kilogramm Arsen, 105 Kilogramm Chrom, 239 Kilogramm Kupfer, 58 Kilogramm Nickel, 51,5 Kilogramm Blei, 639 Kilogramm Zink (jeweils inklusive Stoff-Verbindungen), sowie 493 Kilogramm Dichlormethan, 3.000 Kilogramm halogenierte organische Verbindungen wie Chlor, Brom und Jod und 133.777 Kilogramm organischen Kohlenstoffs allein im Jahr 2008.
BAYER & Co. wollen AKW-Profite
BAYER & Co. haben ausgerechnet, was den Stromriesen die Laufzeit-Verlängerung für ihre 17 Atomkraftwerke an Extra-Profiten bringt: 66 bis 84 Milliarden Euro. Und von diesem Kuchen wollen die Konzerne etwas abhaben. Mit Verweis auf die im Vergleich zur europäischen Konkurrenz angeblich höheren Energie-Kosten erhebt der bei BAYER für Energie-Politik zuständige Wilfried Köplin Ansprüche auf einen Preis-Nachlass: „Wir erwarten keinen vollständigen Ausgleich unserer Mehrbelastung, sondern eine signifikante Milderung unseres Standort-Nachteils“.
Bt-Gift in Gewässern
BAYER & Co. bauen in ihre Gentech-Pflanzen gern den giftigen Bacillus thuringiensis (Bt) ein, um Schadinsekten zu töten. Allerdings bleibt das Toxin nicht an seinem Bestimmungsort. Wie US-ForscherInnen herausfanden, wird es oft vom Winde verweht und gelangt so in Gewässer, wo es Fische und andere Lebewesen gefährdet. Auch das „Bundesamt für Naturschutz“ und das Land Brandenburg haben die Gefahr erkannt und wollen die Wasserverschmutzung durch Genmais-Streu nun untersuchen.
Radioaktiver Müll von BAYER
Im Pharma-Bereich arbeitet der Leverkusener Multi auch mit radioaktivem Material. Er setzt es beispielsweise bei bildgebenden Diagnose-Verfahren als Marker ein oder verwendet es bei der Therapie von Erkrankungen des Lymphsystems zur Zerstörung befallener Zellen. Am Standort Berlin fielen auch bei Umbau-Maßnahmen strahlende Abfälle an. Die Produktionsrückstände des Konzerns landen regelmäßig im „Helmholtz-Zentrum für Material und Energie“, das dem Land Berlin als Zwischenlager dient, bis es in Salzstöcken verschwindet
Müllkraftwerk in Bitterfeld
Müll heißt jetzt „erneuerbare Energie“ – jedenfalls bei BAYER & Co.. Sie führen ihre Produktionsrückstände nämlich neuerdings gerne Müllkraftwerken zu und nennen das „thermische Verwertung“, weil dabei ein wenig nutzbare Wärme-Energie entsteht. In viel größeren Mengen entstehen jedoch chlorierte Kohlenwasserstoffe, Schwefeldioxid, Kohlendioxid, Feinstaub und andere Substanzen. Aber den Leverkusener Multi stört das nicht. Er betreibt in Brunsbüttel ein Müllkraftwerk, befeuert eines in Bitterfeld und plant in Dormagen ein neues.
CO & CO.
Neue CO-Anlage
Der Leverkusener Multi will in Dormagen eine Kohlenmonoxid-Anlage bauen, um den durch die Erweiterung der TDI-Produktion erhöhten Bedarf zu decken (s. o.). Warum er eine solche nicht auch in Krefeld errichtet und stattdessen eine 67 Kilometer lange Pipeline quer durch Nordrhein-Westfalen legt, weiß nur der Konzern allein. Zudem wird mit dem neuesten Vorhaben BAYERs Argumentation in Sachen „CO-Leitung“ hinfällig. „Bislang wurde das ganze Projekt damit gerechtfertigt, dass die Überschüsse, die in Dormagen entstehen, in der Uerdinger Kunststoff-Produktion dringend benötigt würden und deshalb dorthin geleitet werden müssten. Jetzt braucht man in Dormagen plötzlich mehr CO, als dort zur Zeit überhaupt anfällt. Warum dann noch eine CO-Transportleitung nach Uerdingen mit den unkalkulierbaren Risiken“, fragt Dieter Donner, Koordinator der Anti-Pipeline-Initiativen.
Landtag für CO-Pipeline
Auf Antrag der Grünen stimmte der nordrhein-westfälische Landtag Ende März 2010 nochmals über BAYERs Kohlenmonoxid-Pipeline ab. Eine mega-große Koalition aus CDU, SPD und FDP befürworteten den Bau der 67 Kilometer langen Leitung von Dormagen nach Krefeld. Allerdings gab es ein paar Abtrünnige: Vier CDU-Abgeordnete aus dem Kreis Mettmann und vier SPD-Abgeordnete aus Duisburg gesellten sich zu den Grünen und der Linkspartei und lehnten das Projekt ab.
Bombenreste gefunden
Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte der Firma WINGAS als Bauherr von BAYERs umstrittener Kohlenmonoxid-Pipeline vorgeschrieben, den Boden vor Beginn der Verlegungsarbeiten mit Detektoren nach Fliegerbomben und anderen Kampfmitteln zu durchsuchen. Das Unternehmen kam dieser Aufforderung jedoch nur unvollständig nach, obwohl es schon bei der oberflächigen Untersuchung auf zwei Brandbomben gestoßen war. So begann die Überprüfung erst Ende 2009 – und fördert immer wieder Bedenkliches zu Tage. So gesellten sich im April 2010 den bisherigen Funden – zwei Granaten und zwei 10-Zentner-Blindgänger – zwei Bombenreste und ein Maschinengewehr hinzu.
Feuerwehr kritisiert Sicherheitskonzept
Das „Worst Case Scenario“ des Leverkusener Multis für einen Pipeline-Unfall stößt auf massive Kritik. Die Hochrechnungen zum möglichen Umfang eines Gas-Austrittes kalkulieren extreme Wetterlagen nicht ein, monierte René Schubert von der Ratinger Feuerwehr. Nebelbänke etwa könnten der CO-Wolke zu einer größeren Ausdehnung als 800 Meter verhelfen, gab er zu bedenken. Um dieser zu Leibe zu rücken, haben die Einsatzkräfte dem Experten zufolge nur eine Viertelstunde Zeit – länger schützen die Gas-Masken nicht. Der Konzern hatte eine Stunde zugrunde gelegt, moderne Geräte sollten das nach Ansicht von BAYERs Pipeline-Beauftragtem Werner Breuer ermöglichen. Nur leider seien diese noch gar nicht zugelassen, erklärte Schubert. Auch die mangelhafte Ausstattung der Schieberstationen prangerte er an, so habe das Unternehmen aus Kostengründen auf die Installation von Windmessern verzichtet, weshalb die Feuerwehr bei einem GAU auf den Wetterdienst angewiesen sei. Wolfgang Cüppers von den Pipeline-GegnerInnen der IG ERKRATH reichen die Vorsorge-Maßnahmen ebenfalls nicht. Wenn ein Leck entsteht, machen die Schieberstationen zwar die Schotten dicht und schneiden das betroffene Segment von weiterer CO-Zufuhr ab, allerdings tun sie das nicht automatisch, so Cüppers. Ein BAYER-Beschäftigter müsste erst den Mechanismus auslösen, wodurch im Ernstfall wertvolle Zeit verloren ginge, beanstandete er.
STANDORTE & PRODUKTION
BAYER-Hochhaus keine Leuchte
Der Leverkusener Multi hatte vor, sein altes Verwaltungshochhaus mittels 5,6 Millionen Leuchtdioden zur weltgrößten Medienskulptur umzurüsten, aber „es ward Licht“ will es partout nicht heißen. „Spannungsspitzen“ ließen die Dioden durchbrennen – und zwar gleich reihenweise. Auf Ersatz aus dem fernen Japan wartete BAYER drei Monate lang, und dann begannen erst einmal die Trockentests. Diese verliefen negativ, weshalb der Konzern jetzt alle Lichter austauschen muss. Mit dem großen Kino, das „faszinierende Bildwelten aus der Wissenschaft“ erschließt, dürfte es also noch eine Weile dauern. Einstweilen bleibt das Gebäude ein Geisterhaus. Zur Freude des Klimas, denn die Lichtkunst frisst 1.800 Kilowattstunden Strom pro Tag.
Krefeld: Neue Chlor-Produktion
Während viele mittelständische Betriebe ihre Chlor-Herstellung bereits seit einiger Zeit auf das Membran-Verfahren umgestellt haben, bei dem kein giftiges Quecksilber als Produktionsrückstand mehr anfällt, sperrte BAYER sich lange gegen die Neuerung. Aber mit Subventionen vom Forschungsministerium konnte der Leverkusener Multi jetzt auch die Veränderung stemmen und kündigte die Errichtung einer Fertigungsstätte an. Dafür hat der Konzern gemeinsam mit dem Anlagenbauer UHDE und der RWTH Aachen das Membran-System mittels Sauerstoff-Verzehrkathoden so weiterentwickelt, dass zur Einspeisung des zur Elektrolyse benötigten Sauerstoffs weniger Energie erforderlich ist als bisher üblich.
Öl-Kosten: 1,3 Milliarden Euro
Die zur Neige gehenden fossilen Rohstoffe machen den Unternehmen zunehmend Sorge, weshalb ihr Druck auf die Politik zunimmt, die Ressourcen-Versorgung sicherzustellen, notfalls auch militärisch (SWB 1/10). Der Leverkusener Multi kann seinen Bedarf noch ca. 20 Jahre decken, prognostizieren die Konzern-StrategInnen. Er muss aber schon jetzt beträchtliche finanzielle Mittel dafür aufwenden. Nach Angaben von BAYER-Chef Werner Wenning auf der diesjährigen Hauptversammlung gab der Konzern im Geschäftsjahr 2009 1,3 Milliarden Euro für Öl aus.
IMPERIUM & WELTMARKT
Der Osten leuchtet
Für BAYER & Co. leuchtet der Osten. Auf der „Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft“, an der auch BAYER-VertreterInnen teilnahmen, sprachen die Manager angesichts der steigenden Exporte in diese Weltregion von einem „pazifischen Jahrhundert“. Um dafür gerüstet zu sein, müssten die Konzerne jedoch noch an ihrer Wettbewerbsfähigkeit feilen, so Monika Stärk vom „Ostasiatischen Verein“. Das „Jahrhundert der Beschäftigten“ dürfte das 21. angesichts der damit verbundenen Rationalisierungsmaßnahmen also kaum werden.
Condon neuer Chef von BAYER VITAL
Der Leverkusener Multi hat den Iren Liam Condon zum neuen Chef von BAYER VITAL ernannt. Er löst damit Hans-Joachim Rothe ab, der die Sparte für frei verkäufliche Arzneimittel seit 1999 geleitet hatte und zum Jahreswechsel in den Ruhestand trat.
Kooperation mit PROMETHEUS
BAYER hat mit dem US-amerikanischen Biotech-Unternehmen PROMETHEUS einen Kooperationsvertrag unterzeichnet (siehe GENE & KLONE).
BAYER kauft ARTIFICIAL MUSCLE
Der Leverkusener Multi hat die US-Firma ARTIFICIAL MUSCLE übernommen