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Taiwan: gefährliches Werk verhindert

CBG Redaktion

 

Der taiwanesischen Anti Bayer Action-Union und der Coordination gegen BAYER-Gefahren ist es gelungen, den Bau eines gefährlichen Werkes mitten in der Stadt Taichung zu stoppen. Das Vorhaben, das schon in der ersten Ausbaustufe Investitionen in Höhe von 450 Millionen Mark erforderte, wurde nach massiven Protesten aufgegeben.

Bayer hatte die Bevölkerung vor Ort nicht über mögliche Risiken informiert – obwohl in dem Werk hochgiftiges Phosgen eingesetzt werden sollte. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung, eine Selbstverständlichkeit in Deutschland, wurde ebenfalls nicht durchgeführt. Stattdessen verwies der Konzern auf die Fabriken in Deutschland, die „sichersten Chemie-Werke der Welt“. Als im Sommer 1997 in Dormagen just die Anlage explodierte, die als Referenzanlage für Taiwan angegeben wurde, und 12 Tonnen krebserregendes TDA austraten, wurde die fehlende Sicherheit des geplanten Werks offenbar.

Uwe Friedrich vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren informierte vor Ort Politiker und Medien über Erfahrungen mit der Betriebssicherheit, Störanfälligkeit und Genehmigungspraxis deutscher Anlagen (bitte lesen Sie seinen ausführlichen Reisebericht). Dabei wurde offenbar, dass den Vertretern von BAYER nicht bekannt war, dass bereits mehrere chlorfreie und damit deutlich risikoärmere Verfahren zur TDI-Produktion entwickelt wurden und sich seit mehreren Jahren auch im großtechnischen Einsatz befinden.

Die Provinzregierung reagierte und forderte sowohl eine Umweltverträglichkeitsprüfung als auch ein Referendum der betroffenen Bevölkerung. BAYER wollte sich nicht soweit in die Karten schauen lassen und stoppte den Bau der Anlage. Bitte lesen Sie auch ein Dankschreiben der taiwanesischen Bürgerinitiative an die CBG.

Hintergrundinfo: Unfallgefährdung

Einige erinnern sich möglicherweise noch an die Meldung, daß in der Nacht zum 1. Juli 1997 im Dormagener Werk des BAYER-Konzerns im Bereich der „Schaumstoffproduktion“ über zwölf Tonnen der krebserregenden Chemiekalie Toluylendiamin (TDA) ausgetreten sind. Kritiker verwiesen noch während der Ermittlungen von Staatsanwalt- schaft und Kriminalpolizei auf viele offene Fragen und bemängelten insbesondere die unzureichende Informationspolitik des Konzerns. Dabei handelt es sich zweifelsfrei um eine Anlage zur Herstellung von Zwischenprodukten zur Herstellung von Polyurethan-Schäumen. Das produzierte Zwischenprodukt auf Basis von TDA und dem extrem risikoreichen Phosgen – als chemischer Kampfstoff im Ersten Weltkrieg eingesetzt – nennt sich TDI (Toluylendiisocyanat). Der Dormagener Unfall erhielt dadurch unmittelbare Bedeutung für die geplante Großinvestition in Taiwan, v.a. deshalb, weil die Dormagener Anlage erst Ende 1996 eingeweiht wurde, also den neuesten Stand der Technik darstellt. In Taiwan argumentiert BAYER jedoch mit dem angeblich unfallfreien Betrieb dieser Technologie in deutschen Werken.