Die üblen Methoden der BAYER-Tochter MONSANTO
Die Hetzjagd
Der französische Molekularbiologe Gilles-Èric Séralini berichtet in seinem Buch „Die Affäre um die MONSANTO-Papers“ von den systematischen Versuchen von BAYERs jetziger Tochter-Gesellschaft MONSANTO, ihn als Wissenschaftler kaltzustellen. Er hatte nämlich im Jahr 2012 eine bahnbrechende Studie zur Toxizität des Pestizids ROUND-UP mit dem Wirkstoff Glyphosat veröffentlicht, die es aus der Welt zu schaffen galt. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN kennt solche Machenschaften aus eigener Erfahrungen und durfte zu Séralinis Werk deshalb das Nachwort schreiben.
Von Marius Stelzmann
Professor Gilles-Éric Séralini ist seit 1990 an der Universität von Caen tätig und unterrichtet dort das Fach „Toxikologie“. Bereits mit 30 Jahren bestand er als einer der jüngsten KandidatInnen das Auswahlverfahren für UniversitätsprofessorInnen und zählt heute zu denjenigen ForscherInnen, die am häufigsten in Fachpublikationen zum Thema der Toxizität von gentechnisch veränderten Organismen (GMO) und Pestiziden auftauchen. Er selbst betrachtet sich als einen öffentlichen Forscher, also als einen, der sich der Allgemeinheit verpflichtet sieht. Wie er in seinem Buch ausführlich darstellt, ist sein Beweggrund neben dem Schutz von Mensch, Tier und Umwelt stets die Bewahrung der Unabhängigkeit der Wissenschaft gewesen.
Und damit rief er MONSANTO auf den Plan. Der Konzern konnte nämlich ebenso wenig wie sein heutiger Besitzer BAYER zulassen, dass unabhängige wissenschaftliche Erkenntnisse zu Glyphosat die gigantische Profitquelle untergraben, die das Pestizid darstellt. Der Forscher selbst kommentiert das Vorgehen des Multis mit den folgenden Worten: „Das Unternehmen hat gezeigt, wie bestimmte Führungskräfte die Irreleitung von Wissenschaft, Medizin und Behörden organisierten und zugleich die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen und den Sinn für Ethik untergruben. Und dabei verfolgten sie kurzfristige wirtschaftliche Interessen, die unsere Ökosysteme, das Klima und die Weltgesundheit zerstören.“ Oder wie die die bekannte indische Gentech-Kritikerin Vandana Shiva in ihrem Vorwort zu dem Buch feststellt: „Diese gefährliche Kon-trolle über Ernährung und Landwirtschaft entwickelt sich zu einer massiven Einflussnahme auf die Grundlagen von Wissenschaft und Bildung“.
Séralini schildert in „Die Affäre um die MONSANTO-Papers“ zunächst seine wissenschaftliche Arbeit zu Glyphosat und den Einfluss, welche diese auf die öffentliche Diskussion und auf die Prozesse von Glyphosat-Geschädigten vor US-amerikanischen Gerichten hatten. Dann widmet er sich dem Skandal der im Zuge dieser Verfahren ans Licht der Öffentlichkeit geratenen MONSANTO-Papers. Dabei handelt es sich um firmen-interne Dokumente, welche die AnwältInnen der KlägerInnen als Beweis-Material angefordert hatten. Und diesen Zweck erfüllten sie dann auch: Sie dokumentieren, wie MONSANTO systematisch die Risiken und Nebenwirkungen des Herbizids unter den Tisch kehrte und eine Schmutzkampagne gegen Glyphosat-KritikerInnen initiierte.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 hatte MONSANTO gegen Séralini aufgebracht. Diese wies in Tierversuchen – welche die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN ablehnt, weil sie nicht nötig sind, um die Schädlichkeit von bestimmten Substanzen zu erfassen – die von Glyphosat ausgehende Krebs-Gefahr nach. Oder genauer: die von ROUNDUP, dem handelsfertigen Produkt, ausgehende Krebs-Gefahr. Séralini zufolge ist dieses nämlich wegen seiner vielen Hilfs- und Zusatzstoffe noch einmal gefährlicher als Glyphosat „pur“.
Séralini unterstreicht in seinem Buch auch die Bedeutung, die seine Studie allgemein für Forschung und Erkenntnisse über Gentech-Pflanzen und Pestizide hatte. Der Soziologe Francis Chateauraynaud, Studienleiter an der französischen Elite-Hochschule „École des hautes études en sciences sociales“, sagte bereits kurz nach der Veröffentlichung: „Es wird ein Vor und ein Nach Séralini geben“. In seiner Untersuchung belegte dieser nicht nur die schädliche Wirkung von ROUNDUP, sondern auch die von gentechnisch veränderten Organismen selbst. Der Grund: Die genetisch manipulierten Pflanzen speichern die verabreichten Giftstoffe, anstatt sie abzubauen. ROUNDUP war vorher noch nie langfristig gestestet worden. Ein Fakt, den die Pestizidlobby laut Séralini mit großem Aufwand zu rechtfertigen versuchte.
Infolge der Publikation dieser Ergebnisse bricht ein beispielloser Verleumdungs- und Propagandasturm über den Molekularbiologen herein. Der von MONSANTO als Schreiber engagierte Journalist Henry Miller veröffentlicht über das in London ansässige Science Media Centre (SMC), das unter anderem von der Agrar-Branche alimentiert wird, einen diffamierenden Artikel über Séralinis Ergebnisse. Ab diesem Zeitpunkt wird Séralini von den Lügen und Angriffen der Industrie ständig begleitet. So legt er beispielsweise dar, wie ihm in offiziellen Ausschüssen bei weiterem unbotmäßigem Verhalten negative Konsequenzen für seine Karriere in Aussicht gestellt wurden. Nicht einmal vor der Androhung von Gewalt schrecken seine GegnerInnen zurück. Und selbst die Familie sparten sie dabei nicht aus.
Eine Strategie der jetzigen BAYER-Tochter zielte darauf ab, Séralini in der wissenschaftlichen Community systematisch zu diskreditieren. Zu diesem Behuf verfasst etwa der Wissenschaftler Marcel Kuntz ein Buch mit dem Titel „Die Séralini-Affäre. Die Sackgasse einer militanten Wissenschaft“, das ParlamentarierInnen verschiedener Länder zugeht. Kuntz besitzt selber Patente auf genetische Transformationstechniken und verdient laut Séralini Geld damit. Insgesamt sieben Gerichtsverfahren muss der Wissenschaftler gegen Interessen- und Lobbygruppen von MONSANTO führen. Er gewinnt alle. Und die Veröffentlichung der MONSANTO-Papers erbringt schließlich konkrete Beweise für die Schmutzkampagne, die der Multi gegen den Forscher angezettelt hat. Nicht weniger als 55.952 Mal taucht der Name „Séralini“ in den MONSANTO-Dokumenten auf.
Das Buch dokumentiert eindruckvoll, wie ein Weltkonzern, der seine Profite sichern will, gegen einen Konzern-Kritiker alle Register zieht. Umso stolzer ist die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) darauf, dass sie das Nachwort zu „Die Affäre um die MONSANTO-Papers“ hat beisteuern dürfen. Aus gegebenem Anlass: Die Coordination hat allzu oft am eigenen Leib gespürt, was es heißt, von einem Weltkonzern zum „Public Enemy No. 1“ erkoren zu werden. So musste sie nach einer Klage vom Leverkusener Multi bis vor das Bundesverfassungsgericht gehen, um die Freiheit zu erstreiten, die BAYER-Machenschaften – ganz gemäß der Botschaft Séralinis – als Gefahr für die Demokratie bezeichnen zu können. Dass es sowohl der CBG damals wie Professor Séralini heute gelang, sich zu guter Letzt durchzusetzen, sollte alle KämpferInnen gegen Konzernmacht ein Fanal sein und Mut machen.