Nur noch Fussball BAYER-Kerngeschäft
No Sports
Der Leverkusener Multi kündigte an, ab Sommer 2008 seine Sportförderung einzustellen.
Von Manfred Demmer und Peter Kleinert
Auch im Sport wollen nun die Konzern-Bosse der BAYER AG klar machen, wer die Herren im Hause sind.
Wenn das Unternehmen schon die Umstrukturierungsmaßnahmen der letzten Jahre ohne Rücksicht auf andere Interessen denn diejenigen der Profitmaximierung vorantrieb, obwohl eindeutige Bestimmungen der Landesverfassung von NRW das Wohl der Menschen über wirtschaftliche Interessen stellen, was kümmert es da eine jahrzehntelange Sporttradition, die es ja auch nur gab, weil der Pharma-Riese sich davon positive Effekte für sein Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit versprach? Folgerichtig machen BAYER-Chef Wenning und seine übrigen hoch bezahlten Manager jetzt klar, dass der Konzern sich ab Sommer 2008 aus der Imagewerbung durch Sportförderung zurückziehen wird. Treffen soll die Sparmaßnahme vor allem Basketball, Handball, Volleyball und die Leichtathletik mit AthletInnen wie Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius oder Weltklasse-Stabhochspringern Lars Börgeling und Danny Ecker. Nur etwa 25 Millionen für den Profifußball stehen nicht zur Disposition. „Die Ausgabe von Werbegeldern für den Profisport dient dem Ziel, den Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens und seiner Produkte zu erhöhen und der größte Imagegewinn wird am besten mit dem Fußball erzielt“, so Pressesprecher Michael Schade zur Begründung.
Derzeit fördert die Bayer AG laut Faz noch 27 Sportvereine um die Werksstandorte Leverkusen, Dormagen, Uerdingen und Wuppertal. In diesen Klubs betreiben etwa 50.000 MitgliederInnen Breiten-, Behinderten-, Nachwuchs- oder Spitzensport in 50 Disziplinen. Knapp 200 hauptamtliche MitarbeiterInnen, davon ein Drittel TrainerInnen, werden beschäftigt. 18 Erstligamannschaften in 16 Sportarten, die unter dem Namen BAYER antreten, hat die Faz gezählt. Den gemeinnützigen Vereinssport ließ man sich danach bisher etwa 14 Millionen Euro im Jahr kosten.
Und wieder einmal kann man an den blamablen Reaktionen der LokalpolitikerInnen feststellen, wie die Stadt Leverkusen am Tropf des Global Players hängt: Der Oberbürgermeister sieht die Entwicklung zwar „mit großer Sorge“, möchte „allerdings zunächst den positiven Aspekt erwähnen“. Gemeint sind Passagen in der BAYER-Erklärung, in denen man von der Förderung des Breiten-, Jugend- und Behindertensports spricht. Die verpflichten zwar zu gar nichts, doch Oberbürgermeister Ernst Küchler findet sie „bemerkenswert“. Und der CDU-Fraktionschef meint, dass ein solcher Einschnitt zwar schmerzhaft sei und dem Image der Stadt schade, doch man müsse die Entscheidung eben hinnehmen. Nun sei verstärktes Engagement von BürgerInnen und Vereinen nötig.
Die KULTURVEREINIGUNG LEVERKUSEN E.V. sah diese Entwicklung schon am 3.Oktober 2004 voraus und forderte die KommunalpoltikerInnen auf, aktiv zu werden, als der Leverkusener Multi bekannt gab, die Kulturförderung in bestimmten Bereichen einzustellen. Zitat: „Durchgängig wurde und wird das Sponsoring des Konzerns für die Kultur, für die Landesgartenschau, ja auch für den Sport gelobt
Wer die Politik der Konzern-Bosse verfolgt, wer sieht, wie den ArbeiterInnen und AngestelltInnen im Konzern immer mehr ihre erkämpften Rechte geraubt werden, wie Arbeitsplätze vernichtet, wie soziale Leistungen gekürzt werden und ganz verschwinden, wer an die Schließung der Werkskindergärten, der BAYER-Kaufhäuser u. ä. denkt, wer sich an die Schließung des Duisberg-Bades erinnert, wer dies und anderes erkennt, wird in dem jetzigen Beschluss nur einen weiteren Schritt sehen, dem weitere Sparmaßnahmen folgen werden“. Und eben dies ist jetzt geschehen.