Solidaritätsskaten für Service-MitarbeiterInnen
2 Jungs auf Deutschland-Tour
Der Leverkusener Multi übt massiven Druck auf die Beschäftigten von BAYER INDUSTRY SERVICES aus (SWB 1/07). Er drohte mit einem Verkauf der Service-Gesellschaft und setzte Gehaltsabsenkungen von 6,7 Prozent und weitere Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen durch. Die MitarbeiterInnen gingen auf die Barrikaden und demonstrierten den ganzen Winter über. Auch ihre Angehörigen reagierten. So entschlossen sich Dennis Schmidt und Adrian Löffler zu einem ungewöhnlichen Mittel, ihre Solidarität zu zeigen: Im Sommer brechen sie per Skateboard zu einer Protestfahrt quer durch Deutschland gegen die BAYER-Politik auf.
Von Peter Kleinert
Vor ein paar Monaten kam Norbert Löffler – zunächst 25 Jahre Werkschützer beim Leverkusener Multi, seit einiger Zeit bei der BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS) in Dormagen und dort auch im Betriebsrat – mit der Ankündigung nach Hause, dass die Familie mit ihren drei Kindern dieses Jahr nicht in Urlaub fahren könne. Er wisse nicht, wie es bei BIS weitergehen werde. Ständig würden Stellen abgebaut, es drohten der Verkauf und die Ausgliederung von ganzen Betriebsteilen; die finanziellen Folgen für die Familie seien unabsehbar. Mitbekommen hatten Löfflers Kinder schon länger, dass ihr Vater aktiv mit den BASISBETRIEBSRÄTEN, einer alternativen Gewerkschaftsgruppe beim Leverkusener Multi, gegen den drohenden Stellenabbau kämpft, die wöchentlichen Montagsdemos und andere Aktionen mit organisiert. Also reagierte der 16-jährige Adrian nicht sauer, sondern dachte über Alternativen nach: „Also, ich skate gerne mit meinem Freund Dennis Schmid, und wir machen gerne Ollies, Kickflips, varial Kickflips und viele andere Sachen, aber wir fahren auch unheimlich gerne einfach lange Strecken mit dem Board. Als ich dann hörte, dass der Urlaub ins Wasser fällt, weil keine Kohle da ist, (…) haben wir beschlossen, dass Dennis und ich mal durch Deutschland skaten, uns mal in anderen Betrieben rumhören, wie es da läuft, dass wir überall ein paar Unterschriften sammeln und die dann dem BAYER-Oberbonzen Wenning und dem Oberbürgermeister in die Hand drücken. Alles andere ist dann so von selbst gekommen. Da hat mal der eine ne Idee gehabt, dann der andere, und irgendwie entstand dann so der ganze Plan.“ Dennis, ein Jahr älter als Adrian, fand „die Idee von Anfang an auch super“, obwohl sein Vater nicht bei BAYER arbeitet.
„Ich wurde erst später involviert“, erinnert sich Norbert Löffler, „als es darum ging, wie es mit der Organisation der Reise von Augsburg nach Leverkusen aussehen würde. Und ich habe dann zugesagt, die Jungs zu unterstützen. Die Strecke steht. Sie wollen es in etwa drei Wochen von Augsburg bis Leverkusen schaffen und unterwegs für den Erhalt von Arbeitsplätzen in jeder Stadt Unterschriften sammeln. Seither trainieren Adrian und Dennis jeden Tag mit dem Skateboard. Sie werden in den Osterferien regelmäßig die ersten Strecken von 30 und mehr Kilometern machen, um sich so auf die Fahrt in den Sommerferien einzustimmen. Ich selber betreue die Jungs von hier aus über die Homepage und werde täglich Erlebnisberichte online stellen auf www.beepworld.de/members/skaterjungs.
„Wir werden uns in den größeren Städten anmelden und die dortigen Medien informieren“, liest man auf der Homepage der Skaterjungs schon heute. Und: „Wir hoffen, dass diese Maßnahme Solidarität schafft, dass wir vielleicht die Unterstützung von vielen anderen erhalten und somit etwas bewirken können.“
Voraussichtliche Stationen der Skaterreise sind Augsburg (Start am 25. Juni) – Donauwörth – Aalen – Murrhardt- Heilbronn – Mosbach – Neckargmünd – Mannheim -Worms – Steinbach – Wolfstein – Idar-Oberstein – Hermeskeil – Trier – Manderscheid – Daun – Mayen -Altenahr – Bad Honnef – Bonn – Hürth – Köln-Deutz – Leverkusen (Ankunft am 16. Juli). Spenden für die Reisespesen kann man unter dem Stichwort „Augsburg“ überweisen an Adrian Löffler, Deutsche Bank Leverkusen, Kto 7163975, BLZ 37570024.
Leicht bearbeiteter Nachdruck eines Artikels aus dem Internet-Magazin Neue Rheinische Zeitung (www.nrhz.de)