Die CBG-Rettungskampagne
Eine Geschichte von Frust und Freude
Vor gut zweieinhalb Jahren startete die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN ihre Rettungskampagne. Seither ist viel passiert, aber noch nicht genug. Eine Zwischenbilanz.
Vom CBG-Vorstand
Irgendwann ging es nicht mehr anders: Kleinere Maßnahmen griffen nicht, Ideen für erfolgversprechende größere, vorher noch nie in Erwägung gezogene Schritte fanden wir trotz intensiver Überlegung nicht und bessere Zeiten waren auch nicht in Sicht – der Coordination blieb im Frühjahr 2011 nur die Möglichkeit, ihre prekäre Finanzlage öffentlich zu machen und um Unterstützung zu bitten.
Im Stichwort BAYER las sich das damals so: „Zum ersten Mal muss die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) an dieser Stelle in eigener Sache sprechen. Die Umstände verlangen es, denn die Lage ist ernst: Die Existenz der Coordination steht auf dem Spiel. Sozialabbau und Wirtschaftskrise haben die Spenden-Einnahmen stark sinken lassen. Da die CBG keine Gelder aus staatlichen oder kirchlichen Quellen erhält – das ist der Preis für ihre konsequent konzern-kritische Ausrichtung – schrumpfte der Etat auf die Höhe der Budgets von Mitte der 1990er Jahre.“
Da den Einbrüchen bei Beiträgen und Spende jedoch – besonders nach der Euro-Umstellung – enorm gestiegene Kosten gegenüberstanden, tat sich ein Finanzloch von 150.000 Euro auf. Um die Finanzierung des Netzwerkes zu sichern und auf eine solidere Basis zu stellen, musste die CBG neue Fördermitglieder gewinnen. Und zwar schnell und viel.
Entsprechend die Rettungskampagne. „KonzernKritik vor dem Aus! – Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN braucht 350 neue Fördermitglieder“ prangte auf dem Titelblatt der vierseitigen Zeitungsbeilage, die klarmachte, was da verloren zu gehen drohte: der Erfahrungsschatz von mehr als 30 Jahren Auseinandersetzung mit einem der mächtigsten Chemie-Multis der Welt. Als „Schirmherrin“ des Aufrufs stellte sich Nina Hagen zu Verfügung, bei Gestaltung und Grafik standen CBG-Mitglieder unentgeltlich helfend zur Seite. 300.000 Stück erreichte die Auflage, der taz, der jungen welt und zahlreichen anderen Publikationen lag die Alarm-Meldung der Coordination bei.
Die Resonanz überwältigte selbst den hartgesottenen CBG-Vorstand. Spenden gingen ein, zinslose Darlehen wurden gewährt, Einlagen bei ProSolidar wurden gezeichnet, neue Mitglieder stießen zur Coordination, während Altmitglieder ihre Beiträge erhöhten. Sogar Benefiz-Konzerte fanden statt. Sensationelle 100 neue Mitglieder, 98 zusätzliche SpenderInnen und 19 neue GarantInnen – so sah im August 2011 die erste Zwischenbilanz aus.
Eine beträchtliche Strecke war also bereits zurückgelegt, aber es lag trotzdem noch viel Weg vor der CBG. Es fehlten noch 300 weitere Mitglieder, denn die Zielzahl musste noch einmal auf 400 angepasst werden.
Zudem wurde es auch beschwerlicher, denn irgendwann verhallt selbst der kräftigste Hilferuf. Und einfach den Hilferuf wiederholen konnte die Coordination auch nicht, ohne einen Abnutzungseffekt durch Dauer-Alarm zu riskieren. Also versuchen wir seither mit kleinere Aktionen wie der „Schwimmringe“- oder der aktuellen „SOS“-Kampagne die Lücke zu schließen.
Und im Mai 2012 entschloss sich der Vorstand nach langer Überlegung zu einer Telefon-Kampagne. Wir rufen unsere FreundInnen und UnterstützerInnen an und loten mit ihnen gemeinsam aus, ob es noch Möglichkeiten gibt, unsere politische Arbeit zu unterstützen.
So ging es Monat für Monat langsam aber sicher weiter voran. Die Zahl der neuen Mitglieder nahm die 200er-Grenze, durchbrach dann die 300-Grenze und kletterte schließlich auf 313. Auch der Spenden-Fluss versiegte nicht.
Eine stete Aufwärtsbewegung war das alles allerdings nie – den Neuzugängen standen stets auch Abgänge und Beitragsreduzierungen gegenüber. Immerhin hat sich die soziale Lage kräftig verschärft und trifft gerade unsere UnterstützerInnen ganz besonders. Denn diese gehören alle nicht zu den Ultra-Reichen, die bei Finanzkrise und Sozialkahlschlag noch profitieren.
Und auch direkt werden wir gebeutelt. Immer wieder trudeln neue Kostenerhöhungen ein. Ständig erhöhen sich irgendwo die Preise – Post, Druck, Material, Kommunikation. Dennoch stimmte die Richtung. Zug um Zug konnten wir unsere Deckungslücke schließen. Bei 108 Tsd. Euro zusätzlichen Einnahmen waren wir bereits angelangt. Es fehlten „nur“ noch 42 Tsd. Euro.
Doch dann der Rückschlag in diesem Frühjahr. Zwei wichtige Unterstützer starben, und eine große Förderin hat uns verlassen. Wir fielen weit unter das im Dezember 2012 erreichte Niveau zurück. Unser Ziel rückte wieder in die Ferne.
Aber die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat trotzdem keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Solidarität mit uns war und ist einfach überwältigend. Stellvertretend sei nur eine Zuschrift zitiert: „Eure Arbeit finde ich sehr wichtig, deshalb wünsche ich euch viel Erfolg bei der Suche nach einer sicheren Finanzierung. Kritische Arbeit ist eine gewaltige Aufgabe, und sehr oft fühlt man sich allein und entmutigt, es gibt aber keinen anderen Weg, wenn man Humanist ist.“
Zu Beginn der Rettungsaktion konnten wir uns gar nicht vorstellen, wie viele Menschen neu zu uns stoßen, wie viel Zuspruch, aufmunternde Worte und praktischen Hilfen kommen würden. Die Gewinnung von mehr als 300 neuen Mitgliedern innerhalb von knapp zwei Jahren war für uns undenkbar. Also ließen wir uns auch von dem Rückschlag im März/April nicht entmutigen und machten weiter. Und konnten tatsächlich auch dieses Minus ausgleichen und weiter am Abbau des Defizit arbeiten. Wir können heute melden: 336 neue Mitglieder, 34 neue GarantInnen, Schließung der Finanzlücke bis auf 39 Tsd. Euro.
Dafür bedanken wir uns in aller Form und ganz herzlich. Wir bei der CBG arbeiten fast alle ehrenamtlich, gehören alle nicht zu den GroßverdienerInnen. Wir wissen, dass jede Spende und jeder Förderbeitrag erst einmal verdient werden muss. Und dass es heutzutage nicht einfach ist, den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Um so wertvoller ist die Förderung, die wir in den letzten zweieinhalb Jahren erhalten haben. Danke.
Doch 39 Tsd. Euro sind immer noch eine bedrohliche Summe. Noch haben wir keinen festen Boden unter den Füßen, noch ist unsere Arbeit in Gefahr. Wenn Sie also auch der Meinung sind, dass die konzernkritische Arbeit der CBG weitergehen soll, dann prüfen Sie doch bitte diese Vorschläge:
> Werden Sie Fördermitglied, wenn Sie es noch nicht sind. Egal mit welchem Beitrag.
> Wenn Sie bereits Fördermitglied sind, erhöhen Sie, wenn möglich, Ihren Beitrag. Jeder Euro zählt.
> Werden Sie, so die Mittel reichen, Garant oder Garantin mit einem Beitrag von mind. 500 Euro jährlich.
> Abonnieren Sie Stichwort BAYER.
> Werden Sie (zusätzlich) Mitglied im Förderkreis von Stichwort BAYER, damit unser Magazin auf möglichst eigenständige Beine gestellt werden kann.
> Helfen Sie uns mit einem zinslosen Darlehen.
> Hinterlegen Sie eine – wohlgemerkt, gesicherte und rückzahlbare – Spareinlage bei ProSolidar ab 500 Euro aufwärts. Wenn Sie sich vorher informieren wollen, fordern Sie das Anlage-Prospekt an.
> Helfen Sie mit einer Spende.
Vielen Dank.