30. Oktober 2000
Wegen Gesundheitsgefährdung durch resistente Keime:
Antibiotika-Verbot für Tierzucht
Die US-Regierung will die Verwendung von zwei Antibiotika in der Geflügelzucht verbieten. Nach Auffassung der Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) entstehen durch die Verfütterung sogenannter Fluoquinolone resistente Keime, mit denen jährlich mehr als 10.000 Amerikaner infiziert werden. Zum ersten Mal spricht damit die amerikanische Regierung ein Verbot aus, um dieser Entwicklung entgegenzutreten, das Gesetz muss jedoch noch vom Senat bestätigt werden. Marktführer für diese Art von Antibiotika ist das Leverkusener Unternehmen Bayer.
Nach Angaben der FDA sind Fluoquinolone eine „wichtige Ursache“ für Infektionen mit Campylobacter Bakterien, die im wesentlichen durch den Genuss von Hühnerfleisch übertragen werden. Rund 1,8 Millionen Erkrankungen durch Campylobacter treten jährlich allein in den USA auf, 190.000 Fälle werden mit Antibiotika behandelt. In rund 11.000 Fällen treten Antibiotika-resistente Keime auf – 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Nach Berechnungen der FDA sind rund 5.000 Erkrankungen mit resistenten Bakterien auf den Einsatz von Fluoquinolonen in der Hühnerzucht zurückzuführen.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Fluoquinolone werden für die Behandlung von Menschen dringend benötigt. Die Zahlen der FDA sprechen eine deutliche Sprache: Bayer muss jetzt das Produkt Baytril vom Markt nehmen – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert seit Jahren ein Verbot des Einsatzes von Antibiotika in der Tierzucht.
Fluoquinolone werden seit 1986 in der Humanmedizin eingesetzt und werden von Bayer unter dem Markennamen Ciprobay vertrieben. Fast die Hälfte aller Antibiotika wird jedoch an Tiere verfüttert, in der EU allein 10.000 Tonnen jährlich. Bayer ist weltweit der drittgrößte Hersteller von Veterinär-Produkten – der jährliche Umsatz liegt bei 1,7 Milliarden Mark.