Rede von Tom Ökland/Friends of the Earth auf der Bayer Hauptversammlung am 26. April
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Tom Erik Okland. Ich arbeite als Umweltexperte für die Norwegische Gesellschaft für Naturschutz, auch Friends of the Earth Norwegen genannt.
Eine Untersuchung der Stadt Oslo hat gezeigt, dass der Hafen von Oslo stark mit PCB verseucht ist. Mit Hilfe des sogenannten „chemischen Fingerabdrucks“ wurden PCB von insgesamt drei Herstellern nachgewiesen. Der größte Teil der untersuchten Gifte wurde von Bayer hergestellt.
Die in Oslo gefundenen PCB stammen von Schiffs-Anstrichen. Die norwegische Umweltbehörde hat nachgewiesen, dass PCB von Bayer in Schiffslacken verwendet wurden, die in Norwegen verkauft wurden. Etwa die Hälfte der gefundenen PCB gehören zu der Marke „Clophen“, die von Bayer hergestellt wurde.
Friends of the Earth Norwegen und die Stadt Oslo erwägen eine Klage gegen Bayer und andere PCB-Hersteller. Die Entgiftung des Hafens von Oslo wird etwa 26 Millionen Euro kosten. Wir fordern eine Beteiligung von Bayer an diesen Kosten!
Meine erste Frage lautet: ist Bayer bereit, einen Teil der Kosten für die Reinigung zu übernehmen?
In einem möglichen Gerichtsverfahren müsste zunächst geklärt werden, warum Bayer keine Informationen über die Giftigkeit und die Persistenz von PCB veröffentlicht hat. Denn bereits Mitte der sechziger Jahre war die Gefährdung für die Umwelt bekannt. Und die akute Giftigkeit und die Persistenz von PCB wurden noch früher entdeckt.
Trotzdem wurden PCB bis Mitte der siebziger Jahre an Hersteller von Schiffsfarben geliefert. Ohne Informationen über die Gefahren für die Umwelt und für die Gesundheit der Arbeiter!
Vor diesem Hintergrund frage ich:
Warum hat die Bayer AG nicht sofort reagiert, als die Gefahren von PCB entdeckt wurden? Warum wurden PCB nicht direkt aus dem Handel genommen?
Und warum wurden die Käufer von PCB nicht über die Risiken informiert? PCB sind völlig ungeeignet für das Anstreichen von Schiffen.
PCB wurden in Norwegen vor 20 Jahren vom Markt genommen, doch erst in den neunziger Jahren wurden alle Gefahren von PCB bekannt. Daher wird erst jetzt die Reinigung der norwegischen Häfen und Fjorde in Angriff genommen. Wenn die norwegischen Hersteller von Schiffsfarben früher Informationen über die Gefahren von PCB erhalten hätten, hätte die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste verhindert werden können!
Zusätzlich wurden durch das Sandstrahlen alter Schiffe zahlreiche Werften und Arbeiter vergiftet. Durch eine rechtzeitige Information der Kunden hätte auch diese Form von Vergiftung verhindert werden können. Dieser Verantwortung ist Bayer als Hersteller nicht gerecht geworden!
Daher frage ich:
Warum hat Bayer nach dem Produktions-Stopp keine Informationen über die Gefahren von PCB veröffentlicht?
Nach Meinung von Friends of the Earth Norwegen ist das Verursacherprinzip der beste Weg, um die Produktion und die Verbreitung von toxischen Substanzen zu stoppen oder zu vermeiden. Wir fordern, dass sich Bayer generell an das Verursacherprinzip hält. Daher muss sich Bayer auch an der Entgiftung des Hafens von Oslo beteiligen!
Meine letzte Frage lautet daher:
Wird die Bayer AG ihre Produktion an dem Verursacherprinzip orientieren? Wie verhindert Bayer künftige Vergiftungen von Mensch und Umwelt?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.