Sehr geehrte Damen und Herren,
am Anfang meiner Rede möchte ich aus dem Geschäftsbericht der BAYER AG aus dem Jahre 1995 zitieren. Im Abschnitt Arbeitsgebiet Landwirtschaft heißt es dort unter anderem:
“Mit einem “Drei Punkte Programm haben wir uns hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Vertrieb der Pflanzenschutz-Produkte klare Ziele für die kommenden fünf Jahre gesetzt, um wichtige Aspekte wie Umweltschutz und Produktsicherheit noch weiter voranzubringen. So werden wir die eingesetzte Produktmenge je Anwendung noch weiter reduzieren und Produkte der WHO-Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen.
An dieser Stelle möchte ich den Vorstand fragen, wie weit die Ziele des 3 Punkte Programms im Jahr 1999 umgesetzt wurden. Denn 5 Jahre später sind diese Wirkstoffe immer noch auf dem Markt und tragen zur Vergiftung von Mensch und Umwelt bei. Ein besonders schockierendes Beispiel wurde uns durch das Pestizid Aktions- Netzwerk in den Philippinen bekannt. Menschen und die Umwelt wurden dort durch Pestizide vergiftet.
Unter anderem wurden dort die BAYER Wirkstoffe Fenamiphos und Carbofuran ausgebracht. Beide Wirkstoffe gehören zur höchsten Giftigkeitsklasse der Weltgesundheitsorganisation. Im Dorf Kamukhaan, das seit 19 Jahren von Bananen-Plantagen umgeben ist, klagen die BewohnerInnen über akute Vergiftungserscheinungen sowie chro-nische Krankheiten wie Krebs, Asthma und Anämie. Pestizide werden dort nach der Ausbringung oft direkt durch die Luft ins Dorf eingetragen. Die Flüsse und das Grundwasser sind verschmutzt und die wenigen verbliebenen Fische kontaminiert. Allein im Juli 1999 starben neun Menschen an den Folgen von Pestizidvergiftungen. Im Dorf geborene Kinder kommen häufig mit körperlichen Missbildungen und geistigen Behinderungen auf die Welt. Viele sterben während oder kurz nach der Geburt. Nicht nur die direkten Einwirkungen durch Pestizide schädigen die Bewohner des Dorfes. Alle wirtschaftlichen Grundlagen des Dorfes sind durch den Chemikalieneinsatz auf den Plantagen beeinträchtigt. Die Kokospalmen trugen keine Früchte mehr und mussten gefällt werden. In den Flüssen befinden sich kaum noch Fische. Auf den durch Agrochemikalien unfruchtbar gewordenen Böden ist es sehr schwierig geworden, Marktfrüchte anzubauen oder die Selbstversorgung zu sichern. Vieh und Geflügel zu erzeugen, ist fast unmöglich, weil die Tiere immer wieder durch die Pestizideinwirkung getötet werden. Durch die Vermarktung von Pestiziden der Giftigkeitsklassen “extrem gefährlich und “hoch gefährlich der Weltgesundheitsorganisation sind Produzenten wie die BAYER AG mit verantwortlich für die Gesundheits- und Umweltschäden in den Philippinen.
Die Vorkommnisse in den Philippinen widersprechen den klaren Zielsetzungen BAYERs und ich frage Sie, ob Sie dazu Stellung nehmen können?
Zum Abschluss meiner Rede möchte ich aus dem Geschäftsbericht der BAYER AG aus dem Jahr 1999 zitieren. In der Einleitung heißt es: “Die technische und wirtschaftliche Kompetenz des Unternehmens ist für uns mit der Verantwortung verbunden, zum Nutzen der Menschen zu arbeiten und unseren Beitrag für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung zu leisten. Wir stellen nun die Frage an den Vorstand: Wird BAYER dieser Verantwortung gerecht und das Ziel aus dem Jahr 1995, die “…Produkte der WHO- Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen im Jahr 2000 erreichen?
– Vielen Dank.
Auf die Rede von Lars Neumeister (PAN Germany) äußerte der BAYER-Vorstand, das “Drei Punkte Programm verlaufe planmäßig, über die Vorkommnisse in den Philippinen sei ihnen nichts bekannt, man werde sich darüber aber informieren.