Rede Uwe Friedrich – BAYER-Hauptversammlung, 30.4. 2004
BAYER missachtet Gewerkschaftsrechte auf den Philippinen
Sehr geehrte Damen und Herren,
philippinische Gewerkschafter werfen dem BAYER-Konzern vor, Arbeitnehmer-Rechte massiv zu verletzen. Mehreren Gewerkschaftsvertretern wurde wegen gewerkschaftlichen Engagements gekündigt. Das Management von BAYER Philippines gründete eine „eigene“ Betriebsgewerkschaft, um die gewählten Arbeitnehmervertreter zu entmachten. Trotz mehrerer Gerichtsentscheide verweigert BAYER Philippines seit Jahren die Auszahlung von Gewerkschaftsbeiträgen. Die betroffene Employees Union of BAYER Philippines (EUBP) reichte daraufhin eine Beschwerde bei der OECD wegen Verstoßes gegen die OECD-Leitlinien für Multinationale Konzerne ein. Da die Philippinen nicht der OECD angehören, wurde die Beschwerde am OECD-Kontaktpunkt im deutschen Wirtschaftsministerium eingereicht.
Die EUBP ist Mitglied des Dachverbands philippinischer Gewerkschaften und beim philippinischen Arbeitsministerium seit 1990 als alleinige Vertreterin der BAYER-Belegschaft registriert. 1991 schlossen BAYER und EUBP einen 5-jährigen Tarifvertrag; der Anschlussvertrag war von 1997-2001 gültig. Dennoch verweigert BAYER seit 1998 die Auszahlung der vom Unternehmen eingesammelten Gewerkschaftsbeiträge – bis heute rund 2,7 Millionen Peso (60.000 ). Im Tarifvertrag erzielte Vereinbarungen zu Rentenzahlungen und medizinischer Versorgung wurden nicht umgesetzt, zudem wurde die Gewerkschaft bei Entlassungen nicht wie vorgeschrieben konsultiert. Höhepunkt der Auseinandersetzung war die Gründung der neuen, der Werksleitung hörigen Gewerkschaft.
In den Betriebsratswahlen bei BAYER Philippines im Sommer 2003 erhielt die EUBP 70% der Stimmen. Das philippinische Arbeitsministerium betrachtet sie weiterhin als rechtmäßige Arbeitnehmervertreterin. Gerichte verfügten eine Auszahlung der Gewerkschaftsbeiträge. Trotzdem weigert sich BAYER, die Gewerkschaftsrechte zu akzeptieren und die ausstehenden Zahlungen zu leisten.
Ich frage den Vorstand: Wird BAYER bzw. seine Tochter BAYER Philippines die rechtmäßige Arbeitnehmervertretung, die Gewerkschaft EUBF, anerkennen und rehabilitieren ?
Im Zuge der Auseinandersetzung wurden die GewerkschafterInnen Juanito Facundo und Virginia Capada entlassen. Beide erhielten von einem Tag auf den anderen ihre Kündigung und mussten das Werksgelände sofort verlassen. Offiziell begründete das Unternehmen den Schritt mit Personal-Überhang, hatte aber nichts Eiligeres zu tun, als in Annoncen gleich-qualifizierte Nachfolger für die Rausgeworfenen zu suchen. Facundo war Gewerkschaftsvorsitzender der EUBP, hatte in einem Arbeitsrechtsprozess zu Gunsten eines Beschäftigten ausgesagt, Beschuldigungen gegenüber der Direktion vorgebracht und 1997 einen Streik mitorganisiert. Eine Klage auf Wiedereinstellung scheiterte, ein Verfahren zu Abfindungsforderungen läuft noch.
Ich frage den Vorstand: Welches waren die Gründe für die – ich betone – FRISTLOSEN Kündigungen. Wird BAYER die wegen ihres gewerkschaftlichen Engagements Gekündigten wiedereinstellen bzw. deren Abfindungs-forderungen nachkommen ?
Sehr geehrte Damen und Herren,
aus den genannten Gründen fordere ich Sie auf: Stimmen Sie gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Vielen Dank.