Rheinische Post, 29. April 2010
Bayer: Dividende und Protest
Vor der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns dürfte es am Freitagmorgen bunt zugehen. Während drinnen Vorstandsvorsitzender Werner Wenning seine letzte Bilanz präsentiert, demonstrieren draußen Bayer-Kritiker.
Hauptversammlung ist morgen in Köln in den Messehallen. Und die ist nicht nur insofern bedeutsam, dass dort Aktionäre und Geschäftsführung direkt miteinander in Kontakt treten, sondern auch, weil es die letzte für Bayer-Vorstandschef Werner Wenning und für Finanzvorstand Klaus Kühn sein wird. Beide treten in diesem Jahr in den Ruhestand. Klaus Kühn quasi sofort, Wenning überlässt Ende September seinen Vorstandsvorsitzenden-Stuhl dem „amerikanischen“ Niederländer Marijn Dekkers. (…)
Dennoch: Eine Hauptversammlung ist ein Pflichttermin, keine Abschiedsveranstaltung, heißt es bei Bayer. Große Dankesszenen sind offenbar nicht geplant. Die letzte Aktionärsversammlung in der Ära des Opladeners Wenning soll laufen wie die anderen zuvor auch – den Themen geschuldet.
Demonstrationen geplant
Wohl auch den unangenehmeren Themen, etwa den zahlreichen Klagen, die anhängig sind. Die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ plant sichtbare Kritik. Vor dem Eingang zur Hauptversammlung sollen zwei Frauen, die angeblich durch die Anti-Baby-Pille von Bayer geschädigt wurden, protestieren. Zudem, so teilte der Verein mit, werden kritische Aktionäre wegen der Gefährlichkeit der Pille („Embolierisiko“) die Nicht-Entlastung des Vorstands fordern. Widerstand gibt es auch gegen die Produktionsanlage für Nanotubes im Leverkusener Werk. Und Demonstrationsthema wird der Bau der CO-Pipeline sein. Dies kündigte Dauer-Kritiker Axel-Köhler Schnura an, der seit über 25 Jahren gegen den Chemie- und Pharmakonzern Bayer arbeitet. Nach den Ankündigungen zu schließen, wird es in der Tat eine ganz normale Hauptversammlung: die letzte von Klaus Kühn, die letzte von Werner Wenning. VON LUDMILLA HAUSER