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Phosgen

taz, 21. Nov. 02

Chlorunfall bei Bayer Uerdingen

BERLIN taz Im Dezember 2001 soll sich beim Bayer-Konzern ein Unfall in der Phosgen-Produktion erreignet haben. Im Werk Uerdingen soll dabei ein Arbeiter einer Fremdfirma vergiftet worden sein, meldet die Gruppe Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG; www.cbgnetwork.de). Phosgen ist eine Chlorverbindung (COCl2), die bei der Kunststoff- herstellung benutzt wird. Im Ersten Weltkrieg war es das am meisten verwendete Kampfgas. Das Amt für Arbeitsschutz in Mönchengladbach bestätigte den Zwischenfall, lehnte jedoch weitere Informationen ab. Die Behörde erfuhr angeblich erst durch die CBG von dem Unfall. Philipp Mimkes von der CBG kritisierte, dass „Unfälle in hochgefährlichen Bereichen wie der Phosgenproduktion unter den Tisch gekehrt werden“, und forderte genaue öffentliche Informationen. REM

NRW taz, 21. Nov. 02

Giftunfall in Bayer-Werk

Erst knapp ein Jahr nach dem Entweichen des Giftgases Phosgen erfährt die Öffentlichkeit von dem Unfall

Dass im Uerdinger Werk des Leverkusener Chemiekonzerns Bayer im Dezember 2001 offenbar der Giftstoff Phosgen austrat, ist erst jetzt bekannt geworden. Durch eine anonyme Information wurde die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) auf den Zwischenfall aufmerksam. Phosgen ist nach dem Umweltlexikon des Katalyse e.V. ein „äußerst giftiges Gas“, das im Ersten Weltkrieg „als Lungenkampfstoff eingesetzt“ wurde.

Nach den Informationen der CBG soll bei dem Unfall in Uerdingen „ein Mitarbeiter einer Fremdfirma“ vergiftet worden sein. Das Staatliche Amt für Arbeitsschutz Mönchengladbach bezweifelt allerdings, dass es einen Verletzten gegeben haben könnte: Davon sei ihm nichts bekannt. Das Gas wirke nur akut, sei dann aber so gefährlich, dass Menschen, die mit dem Gift in Kontakt gekommen sind, wahrscheinlich schwer geschädigt würden, so ein Sprecher des Amtes. Der Fall könne nur rückwirkend rekonstruiert werden, und zwar durch Plaketten, die in Phosgen-Arbeitsbereichen getragen und später geprüft würden. Kleinste Partikel könnten so Hinweise auf ein Entweichen des Gases geben. Der vorliegende Fall sei allerdings kein meldepflichtiger Störfall.

CBG forderte Bayer und die Behörde dennoch auf, den Unfall weiter aufzuklären. Es sei „absolut unverantwortlich, wenn Unfälle in hochgefähr-
lichen Bereichen wie der Phosgenproduktion unter den Teppich gekehrt werden“, so CBG-Sprecher Philipp Mimkes.

Bereits im Februar 2000 war nach Angaben der CBG im Dormagener Bayer-Werk Phosgen ausgetreten. Damals seien 32 Mitarbeiter ärztlich untersucht und erstmals die Hochsicherheitsschutzanlage in Betrieb genommen worden.