Neue Ruhr Zeitung, 3. Oktober 2008
Verbände kritisieren Erweiterung der Phosgen-Produktion
In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern BUND und CBG ein phosgenfreies Verfahren der Kunststoffproduktion im Bayer-Werk Uerdingen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) fordern die Bayer AG auf, Kunststoffe durch phosgenfreie Verfahren zu produzieren. Nur so ließe sich die Gefahr für Anwohner und Belegschaft verringern. Zudem dürfe es keine Erweiterung der Produktion ohne Beteiligung der Öffentlichkeit geben.
Nach Angaben der Verbände sei eine weitere Erhöhung der Polycarbonat-Produktion in Uerdingen im Gespräch. Dabei werde Phosgen eingesetzt, das zu den giftigsten Industrie-Chemikalien zähle. „Es ist technisch möglich, Polycarbonat phosgenfrei herzustellen. Für Bayer ist es aber offenbar preisgünstiger, bestehende Verfahren weiter anzuwenden – Profit geht vor Sicherheit“, so CBG-Sprecher Philipp Mimkes. Anwohner hätten ein Recht auf Information, welcher Gefahr sie bei einem Störfall ausgesetzt sind und wie sie sich schützen können. Vor einer Erweiterung müsse es eine Prüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit geben.
Bereits 2002 habe Bayer die Produktion von Polycarbonat in Uerdingen um 100 000 Tonnen pro Jahr erhöht und damit zusätzliche 60 000 Tonnen Phosgen produziert. BUND und CBG hatten damals bei der EU-Kommission erfolglos Beschwerde eingereicht. Ingo Blazejewski