Magerer Protest gegen Bayers Monsanto-Pläne
Rp-online, 9. September 2016
„Arbeitsplätze statt Profite“ forderten Mitglieder der Coordination gegen Bayer-Gefahren und weitere Aktivisten. FOTO: RM-
Leverkusen. Eine Handvoll Aktivisten traf sich am Chempark zur polizeilich genehmigten und begleiteten Protestkundgebung. Kritik gab’s an Gesamtbetriebsratschef Zülke. Von Tobias Brücker und Ludmilla Hauser
Turbulente Zeiten für den Bayer-Konzern in Sachen Übernahme-Pläne zum US-Saatgutriesen Monsanto: Anfang der Woche bestätigte der Konzern einen RP-Bericht, wonach Bayer bereit ist, sein Angebot auf nun 127,50 US-Dollar je Monsanto-Aktie zu erhöhen. Zum Wochenende hin muss sich Konzernchef Baumann deftige Kritik vor dem Werkstor gefallen lassen. Genaugenommen vor Tor 1 an der B8. Dort trafen sich gestern Nachmittag ein knappes Dutzend Gegner des Akquise-Vorhabens zur polizeilich genehmigten und begleiteten Protestkundgebung, die laut Polizei von einem Privatmann ursprünglich für 25 Mitstreiter angemeldet worden war. Die kamen vorwiegend aus der eher linken bis kommunistisch geprägten Ecke.
Mit einem Mikrofon sollten die „Kollegen des Chemparks“ angesprochen werden, „um mit ihnen die Auswirkungen des beabsichtigten Monsanto-Kaufs zu diskutieren.“ Die beinhalten nach Meinung der Protestler nicht nur „die Sorge um die Verfügungsgewalt der zukünftigen Welternährung und die Durchsetzung gentechnisch veränderter Lebensmittel in Verbindung mit dem geplanten TTIP-Abkommen“. Es gehe auch um die Frage, „wer diesen größten Aufkauf eines ausländischen Konzerns durch eine deutsche Firma denn bezahlen muss“, heißt es von den Organisatoren.
Die Vereinbarungen der Standortsicherung (Kündigungsschutz) bis 2020 seien bei genauem Hinschauen illusorisch, bemängeln die Kritiker. Die 26-jährige Katrin fasst das vor Ort in einem Satz zusammen: „Gerade die Arbeitsplatzgarantie ist Quatsch.“ Sie fürchte durch die Monsanto-Übernahme ein „Übermonopol, das alles kontrolliert“. „Wenn das so weitergeht, steht die Welt vor einer Umwelt-Katastrophe“, fügte sie an. Reiner Dworschak, Mitinitiator des Protests, hatte bereits morgens Flyer an die Chempark-Mitarbeiter verteilt, um sie „ins Überlegen“ zu bringen.
Die machten am Nachmittag allerdings den Eindruck, der Protest interessiere sie nicht sonderlich. Viele schauten mal rüber, kaum jemand blieb bei den Demonstranten stehen. Gottfried Schweitzer, Aktivist gegen die CO-Pipeline, merkte an, dass es bei der Kundgebung nicht darum gehe, Massen zum Stehenbleiben zu bewegen, sondern, sie auf das Thema verschärft aufmerksam zu machen.
Schweitzer verteilte vor allem an Gesamtbetriebsratschef Oliver Zühlke eine Verbalohrfeige: Dieser vertrete bei dem Thema Monsanto-Übernahme die Interessen der Belegschaft nicht genug, sondern stehe mehr auf der Seite der Arbeitgeber.
Nächste Woche berät der Aufsichtsrat von Bayer erneut über die Übernahme.
Quelle: RP