19.10.2007, Rheinische Post
‚Renault‘ mischt bei Bayer mit
155 Arbeitsplätze im Unternehmen zu streichen, ist in Belgien nicht einfach. Davor steht das so genannte „Renault“-Gesetz. Und das bekommt Bayer derzeit hautnah zu spüren. Der Konzern will aus Gründen der Wirtschaftlichkeit besagte 155 Arbeitsplätze im Antwerpener Werk streichen.
„Hauptsächlich in der technischen und Verwaltungsdienstleistung“, sagte Lisette Mertens, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit von Bayer in Belgien und Luxemburg, gestern auf RP-Anfrage. „Das betrifft zum Beispiel Werkstätten, die Werksfeuerwehr, den Sicherheitsbereich.“
Weil aber in den 90er Jahre der Autohersteller Renault ein Werk in Belgien von heute auf morgen geschlossen hat, formulierte die belgische Regierung jenes „Renault-Gesetz“. Danach muss ein Unternehmen, das Stellen abbauen will, umgehend die Arbeitnehmerseite informieren.
Bayer hat die Reorganisationspläne am 26. September verkündet, „seit dem 3. Oktober laufen wöchentlich sehr intensive Betriebsratsgespräche“, sagt Mertens. Das Renault-Gesetz untersage, dass über diese Gespräche zwischen den Arbeitgerbern und Arbeitnehmern Zwischenberichte gegeben werden. Auch die Mitarbeiter erführen erst etwas, wenn es Entscheidungen gebe. Wann das sein wird? „Noch nicht absehbar“, sagt Mertens.
Derweil haben hunderte Antwerpener Mitarbeiter sich mit Kollegen von Lanxess zusammengetan und von Montag bis Mittwoch die Chemie-Werke tagsüber blockiert.
Bei Lanxess stehen 127 Stellen auf dem Spiel, ebenfalls im Bereich technische Dienste. „Für die Stellen haben wir einen Perspektivvorschlag gemacht“, sagte dazu gestern Lanxess-Pressesprecher Ingo Drechsler. Danach könnte es eine Ausgliederungslösung geben. Die Aktion – „es handelt sich nicht um einen Streik“ (Drechsler), „die Türen waren für die Mitarbeiter, die arbeiten wollten, nicht verschlossen“ (Mertens) – habe die Produktion nicht nachhaltig betroffen.
Die „Coordination gegen Bayer Gefahren“ (CBG) hat berichtet, Bayer und Lanxess wollten den gemeinsamen Betriebsrat in Antwerpen abschaffen. Ein Mitglied der Gewerkschaft sagte: „Die geplanten Entlassungen und Ausgliederungen sind durch nichts zu rechtfertigen. Die Fabrik ist produktiv.“ VON LUDMILLA HAUSER
Fotos und weitere Informationen: http://www.cbgnetwork.de/2188.html