Presse Information vom 14. Februar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Zur morgigen 100-Jahrfeier von BAYER Portugal:
„Pharma-Korruption endlich bestrafen“
Mit einem Empfang im Lissaboner 5-Sterne Hotel Tivoli feiert die portugiesische BAYER-Niederlassung am morgigen Dienstag ihr 100-jähriges Bestehen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert die portugiesische Justiz zu diesem Anlass auf, den Konzern für die jahrelang praktizierte Bestechung von Ärzten endlich zur Rechenschaft zu ziehen.
BAYER hatte in Portugal über Jahre hinweg zwischen fünf und zehn Prozent des Umsatzes für schwarze Kassen verwandt, um das Verschreibungsverhalten von Ärzten zu beeinflussen. Zudem führte das Unternehmen in Portugal klinische Tests durch, die bei den Gesundheitsbehörden nicht angemeldet waren und bei denen es zu Todesopfern kam. Durch enge Verbindungen zur Staatsspitze gelang es dem Unternehmen, nur zu kleineren Geldstrafen verurteilt zu werden.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Durch korrupte Praktiken hat BAYER in Portugal öffentliche Kassen geplündert und Patienten geschädigt. Die Vorgänge in Portugal müssen endlich vollständig untersucht werden, die Verantwortlichen müssen bestraft werden. Politik und Justiz dürfen sich von großen Unternehmen nicht an der Nase herumführen lassen!“.
Ins Rollen gebracht wurden die Untersuchungen der portugiesischen Staatsanwaltschaft durch eine Anzeige von Alfredo Pequito, der jahrelang als Pharmareferent für Bayer Portugal gearbeitet hatte. Als Pequito in den 90er Jahren seine Arbeit aufnahm, wurde er von seinen Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, dass ihm zur „Verkaufsförderung“ hohe Summen zu Verfügung stünden. Hiermit sollten Urlaubsreisen, Elektrogeräte und Geldgeschenke finanziert werden. Auch waren die Pharmareferenten von BAYER dazu angehalten, Dossiers über Ärzte anzufertigen, die u.a. die Zahl der Kinder, Hobbys, die politische Einstellung und sogar sexuelle Vorlieben enthielten. Pequito hatte sich geweigert, die schwarzen Kassen des Konzerns zu nutzen, und war deshalb von BAYER gefeuert worden.
Zum 25. Jubiläum der “Nelkenrevolution war eine Amnestie verhängt worden, unter die auch die Vergehen der Pharma-Industrie fielen. Der Justizminister, der die Amnestie ausgearbeitet hatte, gehörte zur Kanzlei Jardim, Sampaio und Caldas, die auch BAYER vertrat. Auch Jorge Sampaio, langjähriger Präsident Portugals, ist Teilhaber der Kanzlei.
Auf Alfredo Pequito wurden mehrere Mordanschläge verübt, er steht seitdem unter Polizeischutz. Auf Einladung der Coordination gegen BAYER-Gefahren sprach er vor zwei Jahren in der Hauptversammlung des Unternehmens und forderte vom Vorstand die Offenlegung aller korrupten Praktiken.
Im Jahr 2005 war BAYER zusammen mit Johnson&Johnson und drei weiteren Pharmaunternehmen zu einer Kartellstrafe von 16 Millionen Euro verurteilt worden. Die Firmen hatten die Preise bei der Belieferung von portugiesischen Krankenhäusern künstlich aufgebläht.
Alfredo Pequito steht für Interviews zu Verfügung: pequito.alfredo(at)gmail.com
weitere Informationen:
·Rede von Pequito in der Hauptversammlung
·Artikel des Guardian zu Mordanschlägen auf Pequito
·Artikel der Zeitung Expresso zu tödlichen Pharmatests von Bayer (engl)
·Interview mit Alfredo Pequito
·Kartellstrafe: Portugal regulator fines Bayer, others for price fixing
·Artikel “BAYER-Gate und kein Ende“