25. März 2008, Die Welt
Schadenersatz-Prozess: Schering verkaufte Anti-Baby-Pille aus Mehl
Eine Tochterfirma des deutschen Pharma-Konzerns Bayer Schering muss Frauen in Brasilien Schadenersatz zahlen. Die Kundinnen hatten eine Anti-Baby-Pille des Unternehmens geschluckt – und wurden schwanger. In den Pillen befand sich statt eines Wirkstoffs zur Verhütung lediglich Mehl.
Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hat ein Schadenersatz-Urteil gegen ein Tochter-Unternehmen des deutschen Pharmakonzerns Bayer Schering bestätigt. Wie das Gericht in Brasilia erklärte, muss die dortig Schering-Tochter Entschädigungen in Höhe von einer Millionen Real – das sind umgerechnet rund 370.000 Euro – zahlen.
Das Unternehmen hatte Einspruch gegen eine vorangegangene Entscheidung eingelegt. Die Obersten Richter wiesen diesen den Angaben zufolge allerdings einstimmig zurück. Ein Gericht in São Paulo hatte die Schering-Tochter im November 2007 verurteilt, weil lediglich zu Testzwecken angefertigte Anti-Baby-Pillen in den Verkauf gerieten.
Demnach hatte das Unternehmen 1998 die Pille Microvlar in Brasilien auf den Markt gebracht, obwohl diese statt Hormonen zur Verhütung einer Schwangerschaft nur Mehl enthielt. Zahlreiche Frauen, die sich auf das Medikament verlassen hatten, wurden ungewollt schwanger. Die Richter begründeten das Urteil so: Der Hersteller habe es an Respekt gegenüber den Verbrauchern fehlen lassen.