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Pestizidtests

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. August 2002

Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) e.V.
Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) e.V.

Firma BAYER beantragt umstrittene Versuche

Protest gegen Pestizidtests an Menschen

Europäische und amerikanische Umweltverbände protestieren gegen eine mögliche Zulassung von Pestizidtests an Menschen.
Die amerikanische Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) prüft gegenwärtig einen Antrag der Firma BAYER, solche Tests zur Risikoanalyse von Pestiziden zuzulassen. Entsprechende Unter-
suchungen werden bislang aus ethischen Gründen nicht akzeptiert.
Eine Änderung der amerikanischen Bestimmungen hätte Signalwirkung für die ganze Welt. BAYER hatte bereits 1998 in Schottland Tests durchgeführt, in deren Verlauf acht Personen Organophosphate verabreicht wurden.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es sind stets materiell benachteiligte Menschen, die ihre Gesundheit bei solchen Tests aufs Spiel setzen. Das Unternehmen BAYER hat wohl verdrängt, dass Menschenversuche seit den grauenvollen Experimenten im Dritten Reich geächtet sind – Auftraggeber war im übrigen schon damals die BAYER-Gruppe innerhalb der IG Farben.“ Mimkes befürchtet durch die Zulassung solcher Untersuchungen höhere Grenzwerte von Pestiziden in der Nahrung und im Wasser.

Bei den Experimenten in Schottland nahmen die Testpersonen Azinphos-Methyl ein, das von der Weltgesundheitsorganisation als „hoch gefährlich“ eingestuft wird. BAYER ist weltweit größter Hersteller des Wirkstoffs. Die Umweltorganisation Friends of the Earth fürchtet in der Zukunft eine hohe Zahl solcher Tests; der Verband fordert, die Gesundheit der bisher an Tests beteiligten Personen lebenslang zu überwachen. Dr. Richard Dixon, Forschungsleiter von Friends of the Earth: „Es ist nicht akzeptabel, dass ein Chemie-Gigant wie BAYER hochgefährliche Pestizide an Menschen ausprobiert. Schlimmer noch aber ist der Versuch des Konzerns, die internationale Ächtung solcher Tests auszuhebeln.“

Auch der Natural Resource Defense Council, einer der größten amerikanischen Umweltverbände, verurteilt das Ansinnen von BAYER als „empörend und unmoralisch“. Ein Sprecher der Organisation erklärte: „Es gibt starke Anhaltspunkte dafür, dass die Testpersonen nicht vollständig über Ziele und Risiken der Versuche informiert waren.“ Der Verband befürchtet, dass langfristig auch genetisch modifizierte Organismen an Menschen getestet werden. BAYER ist seit der Übernahme der AVENTIS CROPSCIENCE größter europäischer Anbieter von genmanipuliertem Saatgut.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) erinnert an die ohnehin alltägliche Aufnahme von Pestiziden über Lebensmittelrück-
stände. Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: „Lebensmitteluntersuchungen ergaben, dass z.B. in Europa 39 % und in Deutschland 42,2 % der Lebensmittel Pestizid-Rückstände enthalten.
Es ist völlig unakzeptabel, dass womöglich zukünftig regelmäßig Menschen auch noch als Versuchspersonen Pestizide schlucken, zumal mit dem Ökolandbau ein Produktionssystem zur Verfügung steht, in dem chemisch-synthetische Pestizide überhaupt nicht benötigt werden.“

Bislang bezeichnete die EPA entsprechende Tests als „unethisch“ und „unnötig“, jüngste Äußerungen von EPA-Mitarbeitern deuten aber auf eine Lockerung der Ächtung hin. BAYER-Sprecher bestätigten einen diesbezüglichen Antrag.

Weitere Informationen sowie aktuelle Artikel britischer Tageszeitungen (The Independent, Scotland on Sunday) senden wir gerne zu.