6. März 2014
PCB-Kontaminationen:
EU forderte Unternehmenshaftung
Die Firmen Monsanto und Bayer machten mit Polychlorierten Biphenylen über Jahrzehnte hinweg hohe Gewinne. Durch Gesundheitsschäden und vergiftete Gebäude entstanden Kosten in Milliardenhöhe. Die EU wollte ursprünglich das Verursacherprinzip anwenden und die Produzenten an den Sanierungen beteiligen.
Die Hersteller von Polychlorierten Biphenylen (PCB), vor allem die US-Firma Monsanto und der Leverkusener Bayer-Konzern, haben die Gefahren der Substanzen jahrzehntelang vertuscht. Nun wälzen sie die Sanierungskosten auf die Allgemeinheit ab. Alle Versuche, die Unternehmen für ihr toxisches Erbe haftbar zu machen, scheiterten.
Dabei hieß es in der PCB-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft vom April 1976 unmissverständlich: „Gemäß dem Verursacherprinzip sind die Kosten für die Beseitigung von PCB (…) zu tragen von den Besitzern (…) und/oder den früheren Besitzern oder dem Hersteller von PCB“. Bei den PCB-Richtlinien und -Verordnungen späterer Jahre hingegen setzten sich die Lobbyisten der Chemie-Industrie durch. Das Verursacherprinzip geriet, wie auch in vielen anderen Fällen, in Vergessenheit.
Dabei sind die Gesundheitsrisiken Polychlorierter Biphenyle beträchtlich: PCB können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Substanzklasse kürzlich in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 eingestuft.
Tausende öffentlicher Gebäude wurden verseucht. Die Sanierungskosten gehen in die Milliarden. So verschlingt allein der derzeitige Abriss und Neubau der ingenieurswissenschaftlichen Gebäude der Uni Bochum einen dreistelligen Millionenbetrag.
Die »Coordination gegen Bayer-Gefahren« führt eine Kampagne, um eine Unternehmenshaftung durchzusetzen. Jan Pehrke vom CBG-Vorstand: »Produkte von Bayer sind für einen Großteil der PCB-Belastung in Deutschland verantwortlich. Das Unternehmen hat mit den Stoffen Milliarden umgesetzt und muss nun für seine toxische Hinterlassenschaft haftbar gemacht werden!«. Vertreter der CBG hatten erstmals 1983 in der Hauptversammlung der Bayer AG eine Sanierung von PCB-Altlasten auf Kosten des Konzerns gefordert. Zur Hauptversammlung am 29. April hat der Verein erneut einen Gegenantrag eingereicht.