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PCB

CBG Redaktion

15. November 2001

The Lancet: PCB verlangsamen Entwicklung von Kleinkindern

„Bayer AG an Entsorgungskosten beteiligen“

Polychlorierte Biphenyle (PCB) stören laut einer Untersuchung der Universität Düsseldorf gravierend die Entwicklung von Kleinkindern. PCB wurden viele Jahre als Weichmacher in Kunststoffen, in Baumaterialien und zur Isolation von elektrischen Bauteilen eingesetzt. Die Chemikalie findet sich in Tausenden öffentlichen Gebäuden, besonders in Schulen. Größter europäischer PCB-Hersteller war die Leverkusener Bayer AG.

Die Ergebnisse des Umwelt-Mediziners Gerhard Winneke finden sich in der aktuellen Ausgabe des Ärzte-Blatts The Lancet. Winneke und seine Kollegen beobachteten über einen Zeitraum von 31/2 Jahren Gesundheit und geistige Entwicklung von 171 Kleinkindern. Sie untersuchten die Kinder in regelmäßigen Abständen und bestimmten den PCB-Gehalt von Muttermilch und Nabelschnur-Blut. Dabei zeigte sich, dass bei erhöhten PCB-Befunden die betroffenen Kinder geistig und motorisch zurückblieben. Als hoch belastet gilt laut Studie etwa jedes zwanzigste Kind.

Die Psychologen Joseph und Sandra Jacobson von der Wayne- Universität in Detroit schreiben in einem begleitenden Kommentar, dass der Unterschied in der Entwicklung zwischen gering und hoch PCB- belasteten Kindern dem Entwicklungs-Abstand von Kleinkindern in einer anregenden Umwelt im Vergleich zu wenig geförderten Kindern entspricht.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.: „Für einen Großteil der heutigen PCB-Belastung sind Produkte der Bayer AG verantwortlich. Das Unternehmen hat Milliarden mit PCB umgesetzt und muss sich heute an den Entsorgungskosten dieser gefährlichen Chemikalie beteiligen“. Axel Köhler-Schnura von der CBG ergänzt: „Bayer weigerte sich bis zuletzt, die Produktion und den Vertrieb der hochgefährlichen PCB einzustellen, selbst nachdem die internationale Konkurrenz die Produktion freiwillig gestoppt hatte.“

PCB sind extrem beständig und reichern sich überall auf der Welt in Lebewesen wie Fischen und Vögeln und Nahrungsmitteln wie Eier, Margarine und Milch an. Seit 1989 ist in Deutschland die Herstellung und die Verarbeitung von PCB verboten. Seitdem geht die Belastung zurück, „doch noch immer nehmen die Menschen relativ hohe Mengen über die Nahrung und in geringem Umfang auch über die Luft auf“, teilt das Umweltbundesamt mit.