BAYER ist Leverkusen Antworten zur Explosion schuldig
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat Vorstand, Aufsichtsrat und den sonstigen zuständigen Stellen des BAYER-Konzerns einen Offenen Brief mit Fragen zu der Explosion im Tanklager des Chem„park“-Betreibers CURRENTA zugestellt. Der Unfall forderte sieben Todesopfer und versetzte eine ganze Region in Panik.
Die Coordination sieht den Agro-Riesen BAYER in der Pflicht, Rede und Antwort zu stehen, obwohl er seine CURRENTA-Anteile vor zwei Jahren an die australische Investment-Bank MACQUARIE verkaufte: „Es war der BAYER-Konzern, der den Chem‚park‘ in seiner heutigen Form aufbaute – mitsamt der Sicherheitsarchitektur, die sich jetzt als gemeingefährlich erwiesen hat“, hält CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann fest.
Lange Zeit nahm der Leverkusener Multi das ganze Areal mit seinen Fabriken allein in Beschlag. Den Grundstein für das heutige „Entsorgungszentrum“ legte er 1957 mit dem ersten Ofen. Neue folgten 1967 und 1976. Als durch Umstrukturierungen immer mehr Freiflächen entstanden, die gefüllt werden wollten, ersann der Global Player das Konzept des Chemie-„Parks“ und akquirierte andere Firmen der Branche als Mieter. Das Management des ganzen Komplexes inklusive des Tanklagers und der Sondermüll-Verbrennungsöfen übertrug er dabei seiner Dienstleistungstochter BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS). Von der Konzern-Mutter auf Rendite-Jagd getrimmt, machte die BIS die Entsorgung von Gefahrstoffen zum Geschäft und Leverkusen zu einer Top-Adresse des Müll-Tourismus’. Dafür erhöhte der Dienstleister immer wieder die Kapazitäten der Öfen und schuf Riesentanks als Zwischenlager. Als „Müll-Staubsauger“ bezeichnete die ehemalige nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn BAYER deshalb einmal.
Im Jahr 2005 trennte sich das Unternehmen dann von 40 Prozent der Anteile an der BIS, die ab 2008 unter dem Namen CURRENTA firmierte. 2019 stieß es schließlich alle ab, hielt aber die Geschäftsbeziehungen, etwa in Sachen „Strom-Lieferungen“ und „Giftmüll-Beseitigung“, aufrecht.
Aufgrund dieser Vorgeschichte darf sich BAYER nach Ansicht der Coordination gegen BAYER-Gefahren nicht aus der Verantwortung stehlen und ist gehalten, Rechenschaft abzulegen. So will die CBG unter anderem wissen, warum der Global Player damals bei der Konstruktion des Tanklagers nicht mehr Platz zwischen den einzelnen Behältern gelassen hat, um eine Kettenreaktion zu verhindern. Zudem interessiert es die Coordination, ob sich zum Zeitpunkt des Unglücks Produktionsrückstände des Leverkusener Multis in den Tanks befunden haben. Auch verlangt sie Einblick in die Sicherheitsstandards, die der Konzern mit der CURRENTA vereinbart hat, und wie es um die Kontrollen steht, die er sich vorbehält. Überdies verlangt die CBG Auskunft darüber, ob die Aktien-Gesellschaft bereit wäre, mehr Geld für mehr Sicherheit zu zahlen.
„Auf all diese Fragen verlangen wir von BAYER eine Antwort. Darauf haben die Chem‚park’-Beschäftigten und die AnwohnerInnen ein Recht. BAYER kann es nicht bei bloßen Beileidsbekundigungen belassen. Nicht zuletzt berufen wir uns als ‚Kritische BAYER-AktionärInnen‘ mit Hunderttausenden Stimmen auf den Hauptversammlungen des Konzerns auf unser gesetzlich verankertes Fragerecht und bestehen auf Antworten“, so Marius Stelzmann abschließend.
Pressekontakt:
Marius Stelzmann 0211/33 39 11