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[NGZ 1988] Kritik aus dem Jahr 1988

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren und die GRÜNEN kritisierten bereits Ende der 80er Jahre den Bau der Sondermüllverbrennungsanlage in Dormagen und prophezeiten den nun eingetretenen Mülltourismus.

NGZ, 6. Oktober 1988

Verbrennungsanlage bei Bayer Dormagen

(….) lautet die Konsequenz für das Dormagener Werk, eine eigene Verbrennungsanlage zu errichten.
Ein Vorhaben, zu dem gestern die Kreis- und Stadtrats-Fraktion der Grünen Neuss bei einem Pressegespräch Stellung bezog. Gastredner Harry Kunz vom Landesvorstand der Partei lenkte ein, dass die Errichtung einer Anlage für „dormagenspezifische“ Abfälle, die jedoch auf dem neuesten Stand der Technik beruhen müsse, einzusehen sei. Er hinterfragt allerdings die beabsichtigte Jahreskapazität von 50.000 Tonnen. Eine Menge, die in Dormagen selbst nach seinen Einschätzungen nicht produziert werden könne. Er befürchtet einen „Mülltourismus“. Eine Entwicklung, die laut bisherigen Mitteilungen des Werkes nicht beabsichtigt ist.

Westdeutsche Zeitung, 6. Oktober 1988

Giftstoffe aus ganz Europa

Kritik an geplanter Müllverbrennungsanlage

Nordrhein-Westfalen solle „Giftmüllverbrennungsland“ werden und die geplante Müllverbrennungsanlage des Dormagener Bayer-Werkes solle Kapazitäten dazu beisteuern; schwere Geschütze fuhren gestern die Grünen auf. Harry Kunz vom Landesvorstand der Partei ergänzte, die für die Anlage beantragte Verbrennungskapazität von 50.000 Tonnen Giftstoffen im Jahr läge weit über dem Bedarf. „Zur Zeit werden aus Leverkusen, Krefeld und Dormagen zusammen nur etwa 20.000 Tonnen außerhalb der Werke verbrannt, aus Dormagen stammen davon unter 10.000 Tonnen“, will Kunz von privaten Entsorgungs-Firmen erfahren haben. Die Differenz zwischen benötigter und beantragter Kapazität solle, so argwöhnte Kunz, dazu dienen, Giftstoffe aus ganz Europa hier zu verbrennen. Der Dormagener Werksleiter Dr. Anders hatte indes den Bedarf seines Betriebs vor dem Kreisumweltausschuss auf 30.000 Tonnen Giftstoffe beziffert.

Ein zweiter Vorwurf an den Bayer-Konzern liegt darin, dass die Antragsvorlage an den Regierungspräsidenten dem Umweltschutz unzureichend gerecht werde. „Man findet darin kein einziges Mal das Wort „Dioxin““, kritisierte Kunz. (….) Chronische Folgeschäden durch das „Ultragift“ könnten nicht ausgeschlossen werden, zumal im Großraum Köln neun Verbrennungsanlagen bereits für viel Dioxin in der Luft sorgten.