Presse Information vom 28. März 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren
BAYER AG verschleiert Marketing-Ausgaben
Fast neun Milliarden Euro gab der BAYER-Konzern im vergangenen Geschäftsjahr für Werbung und Vertrieb aus. Hierunter fällt der gesamte Graubereich des Pharma-Marketings: Medikamentenproben, Ärzte-Fortbildungen, Pharmareferenten, Lobbyverbände, etc. Für die Forschung hingegen wurden nur 2,9 Mrd Euro aufgewendet.
Im Jahr 2011 gab die BAYER AG 8,96 Milliarden Euro für Vertrieb und Marketing aus. Obwohl die Summe ein Viertel des Umsatzes von BAYER verschlingt, verweigert der Konzern eine detaillierte Aufschlüsselung. Ganze acht Zeilen (!) des 265-seitigen Geschäftsberichts (siehe S. 198) widmen sich diesem Ausgabeposten.
Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Den Aktionären und der Öffentlichkeit werden essentielle Informationen über die Marketing-Ausgaben von BAYER vorenthalten. Damit bleibt auch der Einfluss des Konzerns auf Ärzte, Politiker und Fach-Verbände intransparent“. Mimkes hatte in der letztjährigen Hauptversammlung eine detaillierte Aufstellung der Werbe- und Lobby-Ausgaben verlangt. BAYER-Chef Marijn Dekkers hatte mit dem Hinweis auf angebliche „Betriebsgeheimnisse“ eine Antwort verweigert.
In dem Milliardenbetrag verbergen sich all die Aufwendungen zur Beeinflussung der Öffentlichkeit:
=> Werbung in Zeitungen und Zeitschriften, TV und elektronischen Medien;
=> Medikamentenproben für Ärzte und Krankenhäuser,
=> Ausgaben für Lobby-Verbände,
=> Kosten für Pharmareferenten (die Vertriebskosten, in denen die Ausgaben für Pharma-Drücker verbucht werden, machen allein über vier Milliarden Euro aus);
=> Anwendungs-Studien, deren Ergebnisse meist in der Schublade verschwinden;
=> Zuwendungen an medizinische Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen;
=> Finanzierung von Fortbildungen und Ärzte-Kongressen.
Für die Forschung hingegen hat BAYER im abgelaufenen Geschäftsjahr nur 2,9 Mrd. Euro aufgewendet. Sogar eigene Entwicklungsabteilungen hat BAYER geschlossen. Dies widerspricht der Aussage zum Dienstantritt von Marijn Dekkers, wonach die „Innovationskraft gestärkt“ werden solle.
„Einmal mehr zeigt sich, dass die hohen Medikamentenpreise nicht durch Entwicklungskosten, sondern durch das exorbitante Marketing verursacht werden“, so Mimkes weiter. Jan Pehrke vom CBG-Vorstand ergänzt: „Die hohen Marketingkosten zeigen überdies, dass die Medikamente oftmals keinen wirklichen Zusatznutzen bringen, der zu einem natürlichen Bedarf führen würde. Sie treffen vielmehr auf eine Vielzahl ähnlicher Produkte und müssen sich gegen diese mittels eines hohen Werbeaufwands durchsetzen.“
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat einen Gegenantrag zur Hauptversammlung des Konzerns eingereicht und wird das Thema in der Versammlung am 27. April diskutieren. Der Gegenantrag findet sich im Volltext auf der website von BAYER.
Als neuen Tummelplatz für Marketing-Aktivitäten hat BAYER insbesondere das Internet entdeckt. Da Werbung für verschreibungspflichtige Arzneien verboten ist, werden die websites als „Informationsangebot“ getarnt. Seiten wie www.pille.com haben jedoch trotz aller Ratgeber-Anmutung nur den einen Zweck: den Absatz der Präparate aus dem Hause BAYER zu erhöhen. Eine sich ähnlich tarnende Website von BAYER ist www.testosteron.de. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Testosteronmangel als angebliche Männerkrankheit zu etablieren und die entsprechenden Pillen an den Mann zu bringen. Dabei ist weder belegt, ob Hormon-Gaben gegen Alters-Beschwerden helfen, noch sind die Langzeit-Risiken einer Testosteron-Behandlung geklärt.
Mit massivem Lobby-Einsatz versucht BAYER zudem, das EU-weite Werbeverbot für verschreibungspflichtige Präparate zu kippen. Die Folge wäre noch mehr Marketing unter dem Siegel der „Patienten-Information“.