Rede von Marion Larat
Mein Name ist Marion Larat, ich bin 26 Jahre alt und bin ein Opfer der Pille Meliane.
Ich bin hier, stehe Ihnen gegenüber, halbseitig gelähmt, mit einer Sprachstörung und als Epileptikerin als Folge eines Schlaganfalls, der mich vor 8 Jahren niedergestreckt hat. Ich war 18 Jahre alt, verliebt und hatte die Pille Meliane seit drei Monaten genommen und dann war plötzlich mein Leben fast zu Ende. Zum Glück habe ich überlebt und ich bin hierher gekommen, um Ihnen von meinem Leiden und meiner Wut zu erzählen. Mit mir sind Tausende Frauen in Frankreich, die mal gesund waren und die seit 30 Jahren Opfer der Kontrazeptiva von Bayer sind.
In Frankreich haben wir seit meinem Alarmschrei am 14. Dezember 2012 und der Informationskampagne unserer Opferorganisation AVEP Hunderte von Leben gerettet und Tausenden von Frauen den Leidensweg einer Lungenembolie oder eines Schlaganfalls mit gravierenden Folgen erspart.
Sehr geehrte Aktionäre, ich bin stolz Ihnen sagen zu können, dass wir Leben gerettet haben und zwar auf Kosten Ihrer Profite!
Auf dem französischen Markt sind die Verkaufszahlen der Diane35 eingebrochen und die der Pillen der 3. und 4. Generation sind um die Hälfte gesunken. Alleine auf dem französischen Markt wird Bayer Hunderte Millionen an Einnahmen verlieren.
Angestoßen durch unsere Aktionen hat die Europäische Arzneimittelagentur die Risiken dieser Produkte neu bewertet und erkannt, dass die Meliane, Yaz, Yasminelle und Yasmin 3-fach schwerere Nebenwirkungen hervorrufen als die Pillen der älteren Generationen, ohne überhaupt einen einzigen Zusatznutzen zu haben: Auf 1000 gesunde Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva von Bayer nehmen, gibt es pro Jahr eine schwere Nebenwirkung. Herr Dr. Dekkers, Sie haben drei Töchter, und ich gehe davon aus, dass Sie ein verantwortungsbewusster Vater sind, als hoffe ich, dass Sie nicht das Risiko auf sich nehmen, deren Leben durch die Produkte, die Sie verkaufen zu zerstören.
In Europa machen die Informationen endlich die Runde: Dank des Mutes von mehreren Journalisten haben auch die Niederlande den Skandal publik gemacht und die Verschreibung der Pillen der 3. und 4. Generation beschränkt. In Großbritannien haben die Gesundheitsbehörden eine offizielle Warnung an alle Ärzte herausgegeben. Die Verkäufe von Bayer werden also auch dort zurückgehen, genauso wie in allen anderen europäischen Ländern.
Überall erheben nun die Opfer ihre Stimme: nach den USA, Kanada, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden ist es jetzt Australien mit Hunderten von Opfern, die sich organisieren um Klage einzureichen. Bayer wird noch Milliarden Euro zurücklegen müssen und die Verkäufe werden weiter sinken.
Herr Dr. Dekkers, da Sie entschieden haben, diese Produkte zu verkaufen, wissen Sie, dass sie 3-mal gefährlicher sind als die älteren Pillen-Generationen und dass sie keinen Vorteil für gesunde Frauen haben, die einfach nur ein Verhütungsmittel suchen. Dennoch arbeiten Sie absichtlich mit allen möglichen Methoden Ihres Berufs: Verschleierung der Untersuchungsergebnisse. Manipulation der Verschreibungen indem Sie Fernsehärzte zeigen und Einflussnahme auf die Gesundheitsbehörden und die politischen Entscheidungsträger. Sie wirken sanft und ehrlich und dennoch zögern Sie nicht zu töten, um Ihren Gewinn zu erhöhen. Sind Sie etwa in Wirklichkeit der Chef einer mafiösen Industrie?
Herr Dr. Dekkers, Hunderte von französischen Opfern sind mir gefolgt und haben entschieden, Bayer vor Gericht zu bringen, damit Ihre Schuld anerkannt wird und Sie verurteilt werden. Ein paar Monate im Gefängnis, dann werden Sie erkennen, dass das wenig ist, wenn man für all das Leiden, all die Trauer und der vielen definitiv zerstörten Leben aufgrund einer Behinderung verantwortlich ist. Eine Behinderung, die wie in meinem Fall, mich von der Arbeitswelt ausschließt und mir nur Armut hinterlässt, denn der französische Staat gibt mir ein Almosen von lediglich 700€ im Monat. Also sagen Sie mir Herr Dr. Dekkers, wie viel verdienen Sie im Monat?
Ihre Verurteilung würde Ihren Nachfolger ermutigen, nicht mehr mit kriminellen Strategien zu arbeiten.
Die wissenschaftliche Arbeit von Bayer steht nicht im Fokus, es ist Ihre Ethik, die verwerflich ist. Wir sind der Meinung, dass es möglich ist, eine profitable Firma zu führen ohne zu lügen und ohne all die jungen gesunden Frauen zu verachten, die Ihnen vertraut haben.
Herr Dr. Dekkers, ich habe nur noch eine Frage, die ich Ihnen stellen möchte: Wie rechtfertigen Sie, dass Sie so lange die Risiken dieser Produkte gegenüber Ärzten und Patienten verschleiert haben, gerade da sie nun offiziell von der Europäischen Arzneimittelagentur anerkannt sind und da Sie das Ergebnis seit dem ersten Tag kennen, da es veröffentlicht wurde?
Sehr geehrte Aktionäre, dieser Geschäftsführer vollführt eine Politik, die Ihres Vertrauens nicht würdig ist und aus Respekt vor den Opfern bitte ich Sie, für den Gegenantrag zu stimmen, der von der Coordination gegen Bayer-Gefahren vorgestellt wird.
Während einer Sekunde, stellen Sie sich vor, dass ich Ihre Tochter bin.