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Lobbying

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. Oktober 2005

Offener Brief an UN-Umweltbehörde UNEP:

„Kooperation mit BAYER beenden“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert von der UN-Umweltbehörde UNEP ein Ende der Kooperation mit dem Chemie- und Pharmakonzern BAYER. Das Unternehmen fördert das Jugendumwelt-Programm der UNEP mit Sachleistungen und Spenden in Höhe von einer Million Euro jährlich. Die CBG weist darauf hin, dass BAYER Dutzende solcher Kooperationen eingegangen ist – besonders in solchen Bereichen, in denen die Firma in der Kritik steht – ohne dass sich die rücksichtslose Unternehmenspolitik dadurch geändert hätte.

BAYER bekämpft über seine Lobbyisten Fortschritte in der Umweltgesetzgebung und stellt eine große Menge hochgefährlicher Produkte her. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren befürchtet, „dass die UNEP und die UN Umweltbotschafter weniger offen sein werden, die Rolle großer Konzerne zu diskutieren, wenn sie Spenden von BAYER erhalten.“ Wörtlich heißt es in dem Brief:

Anlass für unser Schreiben ist das Treffen von „Umweltbotschaftern“ aus aller Welt im indischen Bangalore, das von der UNEP organisiert und vom Unternehmen Bayer gesponsort wird. Ziel des Treffens sind Diskussionen über die Umwelt sowie über die Umsetzung der „UN Millenium Development Goals“.

Unserer Meinung nach werden diese Ziele durch die Zusammenarbeit mit BAYER torpediert. Das Unternehmen bekämpfte über seine Lobbyisten jegliche Art von Umweltgesetzgebung – sei es das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz, die neuen EU-Gesetze zur Chemikaliensicherheit, das Verbot von FCKW oder geplante Verbote von Pestiziden. Zudem produziert BAYER eine große Zahl hochgefährlicher Produkte wie Insektizide, Weichmacher, Bisphenol A oder Phosgen. In der Vergangenheit war BAYER sogar an der Produktion von PCB, Holzschutzgiften, chemischen Waffen und HIV-kontaminierten Blutprodukten beteiligt.

BAYER ist wie jedes multinationalen Unternehmen vornehmlich an Gewinnen interessiert. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider drückte es so aus: „Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job“. BAYER hat eine lange Tradition, sein Image mit vorgeblichem Umweltengagement reinzuwaschen. Daher startete der Konzern Kooperationen mit Dutzenden von Umweltgruppen, medizinischen Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen, Umwelt-Magazinen, etc. Hierbei sucht das Unternehmen gezielt Projekte in solchen Bereichen, in denen es in der Kritik steht. Hierdurch soll der Kritik von Umweltgruppen und Medien die Spitze genommen werden. Zudem will BAYER von dem guten Image seiner Partner profitieren.

Für die Umweltbewegung ist es ein Rückschlag, wenn die Vereinten Nationen oder das UN-Umweltprogramm UNEP mit BAYER zusammen arbeiten. Die Firma nutzt diese Kooperationen in ihrer Außendarstellung weidlich – z.B. auf ihrer homepage, dem Geschäftsbericht und zahllosen Werbebroschüren. Für BAYER ist dies eine preiswerte Image-Kampagne, aus der keine realen Veränderungen resultieren.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentiert seit 25 Jahren Problemfälle, für die der BAYER-Konzern verantwortlich ist. Wir haben hunderte von Fälle gesammelt, in denen die Geschäftspolitik des Unternehmens Menschen oder die Umwelt geschädigt haben. Seit Jahrzehnten machen wir die Erfahrung, dass BAYER die Produktion risikoreicher Produkte nur auf hohen öffentlichen Druck hin einstellt (weitere Informationen finden sich auf unserer homepage, u.a. eine Analyse der Kooperation von BAYER und den Vereinten Nationen).

Großkonzerne sind verantwortlich für eine große Zahl sozialer und ökologischer Probleme. Unternehmen reduzieren ihre Kosten zu Lasten der Allgemeinheit. Die Industrie drängt auf freiwillige Verhaltenskodizes, um einklagbare ökologische Standards zu verhindern. Daher sind wir der Überzeugung, dass man eine kritische Distanz zu multinationalen Konzernen wahren muss, wenn man ökologische oder soziale Ziele verfolgt. Die Annahme von Geld jedoch führt zu Abhängigkeit. Wir befürchten, dass die UNEP und die „UN Umweltbotschafter“ weniger offen sein werden, die Rolle großer Konzerne zu diskutieren wenn sie Spenden von BAYER erhalten. Wir fordern Sie daher auf, diese Kooperation zu beenden.

In Erwartung Ihrer Antwort,

Philipp Mimkes, Hubert Ostendorf, Axel Koehler-Schnura, Jan Pehrke, Uwe Friedrich
Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren

Beirat
Dr. Sigrid Müller, Pharmakologin, Bremen
Dr. Erika Abczynski, Kinderärztin, Dormagen
Eva Bulling-Schröter, MdB, Berlin
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker, ehem. MdB, Burgwald
Dr. Janis Schmelzer, Historiker, Berlin
Wolfram Esche, Rechtsanwalt, Köln
Dorothee Sölle,Theologin, Hamburg (gest. 2003)
Prof. Dr. Anton Schneider, Baubiologe, Neubeuern
Prof. Jürgen Junginger, Designer, Krefeld