5. April 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren
BAYER-Hauptversammlung am 29. April
Hiermit zeige ich an, dass ich zu Punkt 2 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die anderen Aktionäre veranlassen werde, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen.
Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet
BAYER machte 2010 einen Umsatz von 1,65 Milliarden Euro mit Kontrazeptiva. Dabei werden auch Präparate mit erhöhtem Risikoprofil rücksichtslos vermarktet. Hierdurch kommt es zu vermeidbaren Schädigungen menschlicher Gesundheit und sogar zu Todesfällen. Der Vorstand trägt hierfür die Verantwortung.
Die Einnahme der Antibaby-Pillen Yaz, Yasminelle und Yasmin mit dem Hormon Drospirenon ist gegenüber älteren Mitteln mit deutlich erhöhten Risiken für Frauen und Mädchen verbunden. Immer wieder kommt es zu schweren Gesundheitsschäden wie Thrombosen, Embolien und Schlaganfällen, häufig mit Todesfolge. In den Werbekampagnen von BAYER werden die Risiken mit keinem Wort erwähnt.
Es ist empörend, dass neue Verhütungsmittel gefährlicher sind als alte, nur weil mit Versprechen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“ der Umsatz gesteigert werden soll. Noch empörender ist, wie der BAYER-Vorstand auf der letzten Hauptversammlung gegenüber zwei nur knapp dem Tod entronnenen und lebenslang geschädigten Frauen jedwede Verantwortung von sich wies.
Ende Januar starb erneut eine junge Frau, eine 21-jährige Österreicherin, nach Einnahme von Yasminelle. Tragischerweise hatte sie sich die Pille verschreiben lassen, um Gewicht zu verlieren. Das erhöhte Risiko war ihr nicht bekannt. Obwohl Ärzte unmittelbar zur Stelle waren, verstarb sie an einer Embolie.
Neue Daten der US-Aufsichtsbehörden zeigen, dass die Zahl schwerer Nebenwirkungen und Todesfälle weit höher liegt als bislang angenommen. Die Food and Drug Administration (FDA) hat in den vergangenen zehn Jahren rund 10.000 Meldungen zu Antibaby-Pillen gesammelt und diese im vergangenen Sommer erstmals zugänglich gemacht. Allein in den USA starben demnach 190 Frauen nach Einnahme von Yasmin oder Yaz. Aktuell sind allein in den USA rund 7.000 Klagen gegen BAYER anhängig.
Dennoch startete BAYER zum 50. Geburtstag der Pille im vergangenen Herbst ein wahres Marketing-Feuerwerk. Unter anderem wurden eine Wanderausstellung konzipiert, Gala-Veranstaltungen in mehreren Ländern ausgerichtet und eine Facebook-Kampagne gestartet. Erneut werden darin der „Beauty-Effekt“, der „Feel-good-Faktor“ und ein angeblicher „Figur-Bonus“ angepriesen. Ulrich Hagemann, beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte für Arzneimittelsicherheit zuständig, verurteilt diese Praxis: „Wir sehen das kritisch. Die Firmen werben mit den Nebeneffekten, und teilweise ist das grenzwertig falsch“.
Die von BAYER stets zitierte Euras-Studie, die die angebliche Sicherheit von Yasmin belegen soll, wurde von SCHERING – heute Teil von BAYER – selbst in Auftrag gegeben und von einem SCHERING-Mitarbeiter durchgeführt. Unabhängige Wissenschaftler kommen zu ganz anderen Ergebnissen. So zeigen zwei aktuelle Studien, dass drospirenon-haltige Pillen gegenüber älteren Präparaten ein um etwa 80% erhöhtes Thrombose-Risiko verursachen. Das zusätzliche Risiko von Präparaten wie Yasmin ist in keiner Weise zu rechtfertigen, denn ältere Mittel verhüten ebenso zuverlässig.
Nur wenig besser sieht es bei der Hormonspirale Mirena aus. Mehr als jede zehnte Anwenderin leidet unter schweren Nebenwirkungen wie Depressionen, Eierstockzysten, Akne und Migräne. Zudem besteht der Verdacht auf Erhöhung des Brustkrebsrisikos. Die Mirena-Website jedoch nennt nur einen Bruchteil der Risiken – und das unter dem verharmlosenden Begriff „Begleiterscheinungen“. Wegen der mangelhaften Hinweise werden Tausende Frauen falsch behandelt, die Ursachen ihrer Beschwerden bleiben oft jahrelang unentdeckt.
Die Mirena-Lebensdauer gibt BAYER mit fünf Jahren an. Nach einer 2009 in der Fachzeitschrift Gynecological Endocrinology veröffentlichte Studie brechen jedoch bis zu 60 Prozent der Frauen die Anwendung vorzeitig ab. Die Studie zeigt, dass sich im Blutserum der Frauen – entgegen dem Werbespruch „Lokal wirksam, daher gut verträglich“ – vergleichbare Hormonkonzentrationen wie bei Nutzerinnen der Pille befinden.
In den USA initiierte Bayer eine Werbekampagne für Mirena nach dem Muster von Tupper-Partys. Hierbei traten Promotion-Teams in Privatveranstaltungen auf. Die Kampagne wurde von der FDA untersagt. In dem Verbot heißt es, dass das Marketing von BAYER „die Wirksamkeit übertrieben darstellt, unbegründete Behauptungen aufstellt und die Risiken von Mirena bagatellisiert“. Das Werbeversprechen, wonach die Verwendung der Hormonspirale zu einem befriedigenderen Sexualleben führt, lässt sich nach Aussage der FDA nicht belegen – im Gegenteil: mehr als 5 Prozent klagen über Verlust ihrer Libido. Auch für die Aussage, wonach sich Benutzerinnen der Mirena insgesamt „großartig fühlen“, gäbe es keinen wissenschaftlichen Nachweis. Zudem verharmlose das Marketing die häufigen Nebenwirkungen.
BAYER verweigert weiterhin Angaben zur Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen von Kontrazeptiva – vorgeblich um „die Kundinnen nicht zu verunsichern“. Tatsächlich sollen die negativen Informationen in der Schublade verschwinden, um den Absatz nicht zu gefährden. Einmal mehr wird deutlich, dass der Konzern für Maximalgewinne bereit ist, rücksichtslos menschliche Gesundheit und menschliches Leben zu opfern. Andernfalls würde er die genannten Mittel sofort vom Markt nehmen.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert eine Offenlegungs-Pflicht aller gemeldeten Nebenwirkungen und aller Anwendungsstudien sowie wirksame Strafen für unlautere Pharma-Werbung. Antibaby-Pillen, deren Einnahme mit einem erhöhten Thrombose- und Embolie-Risiko verbunden ist, müssen verboten werden.