Rheinische Post, 7. Dezember 2010
Ironische Zwischentöne bei Kraftwerksdemo
Unser Klima steht auf der Kippe. Das sieht das aus 32 Gruppen bestehende Klimabündnis Niederrhein so. Dazu gehören die Bürgerinitiative saubere Luft Rheinhausen und der Niederrheinische Umweltverband Krefeld. Beide Gruppen haben sich vor allem die Verhinderung des von Bayer und der Firma Trianel geplanten Kohlekraftwerks an der Stadtgrenze zwischen Krefeld-Uerdingen und Duisburg-Rheinhausen auf ihre Fahnen geschrieben.
Protest vorm Baugelände
Bei eisigem Winterwetter machten etwa 150 Demonstranten an der Landstraße 473 zwischen Kaldenhausen und dem Logport unmittelbar am vorgesehenen Baugelände gegen das Projekt Front. Anlass war der Weltklimatag und das Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen im vorigen Jahr. „Der Klimaschutz duldet keinen Aufschub. Es ist fünf vor“, mahnten die Verantwortlichen in ihrem Aufruf.
Untermalt und eingeleitet wurde die Aktion noch bei strahlendem Sonnenschein von der Musikgruppe „Fresh Game“. Wärmende Getränke wurden ausgeschenkt. Pünktlich, die Niederrheingruppe von „Attac“ spielte gerade in einer Straßentheaterszene eine durch Klimawandel und Umweltverschmutzung verursachte, alles verschlingende Flutwelle, zogen sich die Wolken zu und eisiger Wind wehte in Richtung Bayerwerke und Baugelände. Die bunt kostümierten und geschminkten Umweltschützer ließen sich nicht beirren und bezogen die Zuschauer in ihren Tanz mit ein.
„Wir wollen nicht destruktiv das Kohlekraftwerk verhindern“, sagten der Vorsitzende von Saubere Luft, Norbert Böhmer, und der Vorsitzende des Niederrheinischen Umweltverbandes Krefeld, Ulrich Grubert: „Wir zeigen Alternativen auf“. Statt eines Kohlekraftwerks, das mit Importkohle aus Kolumbien, so sagten sie, betrieben werden solle und sich nach heutigem Stand der Dinge aus ihrer Sicht wohl kaufmännisch gar nicht mehr rechne, rieten sie zum Bau eines Gas- und Dampfkraftwerks.
Grundstein im Angebot
Für dieses Projekt hatten sie einen 70 Kilogramm schweren Granitblock zur Landstraße 473 geschleppt, mit dem sie zumindest zunächst symbolisch die Grundsteinlegung für ein Gas- und Dampfkraftwerk vollzogen. Sollten Bayer und Trianel darauf zurückkommen, würden sie den Firmen ihren Grundstein gern zur Verfügung stellen, lautete ihre Erklärung. VON HANS-ULRICH KRESS