7. Dezember 2009
Offener Brief an die BAYER AG zum Ausstoß von Treibhausgasen
BAYER AG
Vorstandsvorsitzender Werner Wenning
51368 Leverkusen
Sehr geehrter Herr Wenning,
heute beginnt in Kopenhagen der Weltklimagipfel der Vereinten Nationen. Der Weltklimarat IPCC fordert zu diesem Anlass eine drastische Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen. In den Industrieländern ist laut IPCC bis zum Jahr 2050 eine Minderung des CO2-Ausstoßes um 80% bis 95% gegenüber 1990 nötig, um den Temperaturanstieg auf 2°C zu begrenzen. Nur so ließen sich die dramatischsten Auswirkungen des Klimawandels wie das Abschmelzen des Grönlandeises verhindern.
Sie bekennen sich in der Öffentlichkeit zum Klimaschutz. So äußerten Sie vor wenigen Wochen: „Wir sehen uns verpflichtet, Beiträge zum Klimaschutz und zur Bewältigung des Klimawandels zu leisten.“ Trotzdem ist der CO2-Ausstoß von BAYER mit rund 8 Mio Tonnen jährlich unvermindert hoch. Bis zum Jahr 2020 wollen Sie den Ausstoß zudem etwa konstant halten. Emissionen in dieser Höhe sind mit wirksamen Klimaschutz unvereinbar!
Ein Grund für die hohen Emissionswerte des BAYER-Konzerns ist der Bezug von Energie aus Stein- und Braunkohlekraftwerken. Zudem sind in mehreren BAYER-Werken neue Kohle- und Müllkraftwerke geplant. Allein das in Krefeld-Uerdingen geplante Steinkohlekraftwerk würde jährlich 4,4 Mio Tonnen CO2 sowie große Mengen Schadstoffe ausstoßen. Bauherr ist die Firma Trianel, Betreiber wäre die BAYER-Tochterfirma Currenta. In den BAYER-Werken Brunsbüttel und Antwerpen ist der Bau neuer Kohlekraftwerke durch Fremdfirmen geplant. Die Stadt Antwerpen votierte Ende Oktober wegen der gravierenden Umweltauswirkungen gegen das dort geplante Projekt, so dass die Planungen vorerst ruhen.
Neue Kohlekraftwerke würden Klima und Umwelt bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts schwer belasten und gleichzeitig notwendige Investitionen zugunsten von Energieeinsparung (Vermeidung energieintensiver Produktionen, Ausdehnung der Abwärmenutzung, Produkteinstellungen oder -umstellungen bei zu hohem Energieeinsatz) und zugunsten regenerativer Energien blockieren! Wir fordern von BAYER daher eine glaubhafte Energie-Wende. Wir fordern ein breitgefächertes Programm zur Reduktion der CO2-Emissionen um 80% bis zum Jahr 2050, wobei auf risikoreiche Techniken wie CO2-Speicherung (CCS) verzichtet werden muss. Wir fordern zudem einen Bau-Stopp für Kohle- und Müllkraftwerke auf dem Gelände aller BAYER-Werke, einen vollständigen Verzicht auf Stromlieferungen aus Braunkohlekraftwerken sowie die Offenlegung des Energiemix und der Emissionen für jeden einzelnen BAYER-Standort (incl. der Zulieferer).
Mit umweltfreundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz
Kommission für Anlagensicherheit
Philipp Mimkes
Coordination gegen BAYER-Gefahren