11. Oktober 2007
Bayer wegen Verdachts der Preistreiberei durchsucht
weitere Infos: Kampagne „Kartellbetrug: Verantwortliche hinter Gitter!“
Dow Jones, 10. Oktober 2007
Kartellamt geht Vorwürfen gegen Bayer nach
FRANKFURT — Die Bayer AG ist wegen des Verdachts verbotener Preisabsprachen bei ihrem Kofschmerzmittel „Aspirin“ in das Visier des Bundeskartellamtes geraten. Die Wettbewerbsbehörde bestätigte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP, sie gehe Vorwürfen nach, dass der Leverkusener Konzern Apotheken dafür bezahlt habe, den Preis für das Mittel hoch zu halten. Der Konzern selbst wies die Vorwürfe zurück.
Der Konzern habe sich bereits direkt an die Kartellbehörden gewandt und seine Kooperation bei der Aufklärung der Vorwürfe angeboten. „Das muss vom Tisch“, sage der Sprecher zu AP.
Kartellamtssprecherin Silke Kaul machte gegen über Dow Jones Newswires keine Angaben darüber, in welcher Form die Behörde den Vorwürfen nachgeht und ob beispielsweise Akten von Bayer beschlagnahmt oder eingesehen wurden. „Dazu möchte ich im Moment keine Stellungnahme abgeben“, sagte sie lediglich. Es handele sich auch derzeit nicht um „Ermittlungen“, fügte sie hinzu.
Bayer hatte am Morgen einen Bericht des Magazins „stern“ über verbotene Preisabsprachen mit Apotheken bei verschreibungsfreien Medikamenten, zurückgewiesen. „Das Unternehmen spricht unverbindliche Preisempfehlungen aus“, sagte Bayer-HealthCare-Sprecher Hartmut Alsfasser am Mittwoch zu Dow Jones Newswires. „Es trifft definitiv keine Preisabsprachen.“
„Die Entscheidung, zu welchem Abgabepreis unsere Erzeugnisse in den Apotheken sind, trifft einzig und alleine der Apotheker“, sagte der Sprecher weiter. Bayer habe auch nicht die Absicht, daran etwas zu ändern.
Das Magazin hatte in einer Vorabmeldung berichtet, der Bayer-Konzern stehe in Verdacht, 11.000 Apotheken dafür bezahlt zu haben, den Preis für Aspirin hoch zu halten. Bayer habe den Apotheken in Deutschland einen Sonderrabatt von bis zu 3% eingeräumt, wenn sie sich dazu verpflichteten, die Preise für Aspirin und andere rezeptfreie Medikamente von Bayer nicht länger als vier Wochen um maximal 20% zu senken.
Der „stern“ bezieht sie dabei auf firmeninterne Dokumente der Bayer Vital GmbH, dem Teil des Bayer-Konzerns, der für den Vertrieb rezeptfreier Arzneimittel zuständig ist.
Der Bayer-Sprecher wollte sich nicht konkret zu dem angeblich gewährten Sonderrabatt an Apotheken und den etwaigen Bedingungen dafür äußern. „Es gibt ein Marketingsystem“, sagte er lediglich. Mit dem Vorwurf verbotener Preisabsprachen habe das jedoch überhaupt nichts zu tun, fügte er hinzu.
10. Oktober 2007
stern: Verdacht auf verbotene Preisabsprachen zwischen Bayer-Konzern und Apotheken
Hamburg (ots) – Der Bayer-Konzern steht im Verdacht, mehr als 11000 Apotheken dafür bezahlt zu haben, den Preis für Aspirin hoch zuhalten. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen Ausgabe und bezieht sich dabei auf firmeninterne Dokumente der Bayer Vital GmbH, dem Teil des Bayer-Konzerns, der für den Vertrieb rezeptfreier Arzneimittel zuständig ist. Demnach hat Bayer den Apotheken in Deutschland einen Sonderrabatt in Höhe von bis zu drei Prozent eingeräumt, wenn sie sich dazu verpflichten, die Preise für Aspirin und andere rezeptfreie Bayer-Medikamente maximal vier Wochen lang um maximal 20 Prozent zu senken. „Als nicht verantwortbar betrachten wir Preisaktionen mit Dauerniedrigpreisen oder mit Zeiträumen, die 4 Wochen überschreiten“, heißt es in einer E-Mail eines Bayer-Managers an die Apotheken-Außendienstler vom 30. Dezember 2006. „Nur unter Einhaltung dieser Spielregeln“, so schreibt der Bayer-Manager, könne den Apothekern ein besonderer Rabatt in Höhe vonbis zu 3 Prozent gewährt werden.
Bayer selbst erklärte in einer Stellungnahme per Fax gegenüber dem stern: „Absprachen zwischen Bayer Vital und den Apothekern erfolgen nicht.“ Der Konzern dementiert die E-Mail zwar nicht, wollte eine konkrete Frage nach den dort skizzierten Konditionen aber nicht beantworten.
Die nun aufgetauchte E-Mail könnte erklären, warum mehr als 90 Prozent aller Apotheken offenbar bis auf den Cent genau den gleichen Preis für Aspirin verlangen (derzeit 4,97 Euro für 20 Tabletten). Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein im vergangenen Jahr von den Verbraucherzentralen durchgeführter „Apothekencheck“. Das Ergebnis: Von den 343 untersuchten Apotheken war in 91,21 Prozent der Preis fürAspirin bis auf den Cent identisch. Die Bayer-Dokumente könnten zu einem der teuersten Kartellverfahren der Bundesrepublik mit millionenschweren Geldbußen führen.