Interview mit Annik Dollacker (Bayer CropScience)
„Wenn Sie Bestände haben, dann müssen sie die verkaufen“
In ihrem Film „100 % Baumwolle – Made in India“ haben Inge Altemeier und Reinhard Hornung die Vergiftungen indischer LandwirtInnen durch BAYER-Pestizide dokumentiert. In ihrem neuen Werk beschäftigen sie sich nochmals mit der Materie und stellten den Leverkusener Chemie-Multi zur Rede. Stichwort BAYER dokumentiert das Interview.
Den riesigen Pestizid-Markt in Indien teilen sich im Wesentlichen: DUPONT, NOVARTIS und BAYER. Die Marke BAYER steht bei den indischen Baumwollbauern für Qualität. Und dies, obwohl in Indien Pestizide verkauft werden, die in Europa verboten sind. Wir wollen wissen, warum der Weltkonzern das macht. Es vergehen Wochen, bis wir die Zusage für ein Interview bekommen. In Monheim treffen wir dann gleich auf drei Pressebeauftragte. Wir bekommen vorformulierte Antworten auf unsere vorher schriftlich eingereichten Fragen.
Frage: Was sagt BAYER zu den vielen kranken Baumwollbauern in Indien, die als Analphabeten die giftigen Pestizide ausbringen.
Annik Dollacker: Es ist natürlich dann der Punkt, wo der Landwirt die Produkte letztendlich ausbringt und wo er sicherstellen muss und auch er die Verantwortung Übernehmen muss, dass er die Produkte korrekt ausbringt, so wie es auch in der Gebrauchsinformation steht, und dass er eben auch versucht eben Unfälle zu vermeiden, wo es nur irgendwie geht.
Frage: Und wenn das nicht passiert?
Dollacker: Tja, wie gesagt, irgendwo liegt die Verantwortung auch bei dem Anwender selbst.
Die Pressesprecher zeigen uns das sogenannte Tropicarium. Wir wollen aber nicht die exotischen Pflanzen bewundern, sondern wissen, warum BAYER in Indien bis heute ein Mittel verkauft, dass seit mehr als 10 Jahren in Deutschland nicht mehr zugelassen ist.
Dollacker: Ganz klar Monocrotophos. Wir verkaufen dieses Jahr Restbestände aus, es wird durch ein modernes, besseres Pflanzenschutzmittel ersetzt und auch das ist genau das Beispiel oder ein Beispiel dafür, dass wir also unsere Produktpalette ständig erneuern, nach den neueren Erkenntnissen.
Frage: Jetzt ist aber doch eigentlich dieser Prozess, dass es abgesetzt werden sollte, schon sehr lange im Gange, warum dauert das so lange?
Dollacker: Das dauert in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich lange, einfach auch auf Grund der ökonomischen Bedingungen in den Ländern. Viele der älteren Produkte sind patentfrei und sehr kostengünstig für die Landwirte, die verlangen nach den Produkten.
Frage: Also, das heißt, Sie haben da keine Möglichkeit, das dann vom Markt zu nehmen oder wie kann man sich das dann vorstellen? Ihr Name steht ja drauf auf dem Produkt.
Dollacker: Gut, ich hab ja gesagt, wir nehmen es vom Markt. Wenn Sie Bestände haben, dann müssen sie die verkaufen, einfach auch um die…
Hier unterbricht ein anderer Pressesprecher das Interview. Schon seit 1996 verspricht BAYER, das Pestizid Monocrotophos vom Markt zu nehmen.