BAYER will erneut die Produktion des hochgefährlichen Herbizids Glufosinat erhöhen. Am Standort Höchst soll die Produktion auf 16.000 Tonnen verdoppelt werden. Der Stoff gehört zu den rund 20 Pestiziden, die von der EU wegen hoher Gefahren für Landwirte und Verbraucher aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Die CBG fordert ein weltweites Verbot von Glufosinat sowie von Saatgut, dessen Einsatz mit dem Herbizid gekoppelt ist. Es ist unverantwortlich, im Ausland eine Anbautechnik zu forcieren, die mit der Verwendung eines hochgiftigen Pestizids verknüpft ist.
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18. Juli 2015
Bayer baut in Höchst aus
Mehr als 100 Millionen Euro investiert Bayer Crop Science in die Verdopplung der Ausstoß-Kapazitäten seiner Basta-Produktion im Industriepark Höchst. Das Herbizid ist zwar umstritten, aber so gefragt, dass der Markt derzeit nicht ausreichend bedient werden kann.
„Bis zu sechs Monate unkrautfrei“ lautet einer der Slogans, mit dem Bayer Crop Science für sein Unkrautvernichtungsmittel mit dem drastischen Handelsnamen „Basta“ wirbt. Firmenintern spricht man lieber von „Pflanzenschutzmittel“ und „GA+“. Letzteres steht für Glufosinate-Ammonium (siehe „Info“). Das Mittel, das vor 28 Jahren erstmals produziert wurde, ist auf den Weltmärkten so gefragt, dass Bayer CropS cience, die Pflanzenschutzsparte des Bayer-Konzerns, der steigenden Nachfrage seit gut fünf Jahren nicht mehr nachkommt – obwohl auch immer wieder Kampagnen von Umweltschützern gegen „Basta“ laufen.
„Derjenige, der entscheidet, ob es ein gutes Produkt ist oder nicht, ist der Landwirt“, sagte gestern zur Grundsteinlegung einer neuen Basta-Produktion im Industriepark Höchst selbstbewusst Dr. Dirk Backhaus, Mitglied der Geschäftsführung von Bayer Crop Science und verantwortlich für Produktion und Logistik. Backhaus hat 1997 in der Bayer-Forschung angefangen und leitete später die Produktion von Bayer Crop Science in Asien.
„Keine Angaben“
Verdoppelt werde mit der neuen Anlage die Produktionskapazität von Bayer Crop Science im Industriepark Höchst. Genaue Zahlen will der Teilkonzern jedoch auch auf Nachfrage nicht nennen: Die jetzigen Kapazitäten, schon einmal um ein Drittel gesteigert, behält Dr. Frank Zurmühlen, Leiter der Produktion am Standort, lieber für sich. Stattdessen geht es in den Festtagsreden um die Wichtigkeit des Pflanzenschutzes zur Ernährung der Menschheit und um die Erfolgsgeschichte des Produkts, das 1981 auf den Äckern rund um Hattersheim erprobt und 1984 in Japan erstmals zugelassen wurde.
Inzwischen beherrscht es den Markt. Produziert wird außer in Höchst auch in Knapsack bei Köln und an drei Standorten in den USA. Eingesetzt wird es inzwischen auch in neuen Kulturen wie Soja. In Asien wird es zum Schutz von Obst, Gemüse und Reis genutzt, in den USA beim Anbau von Raps oder Baumwolle. Obwohl die Produktion in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert wurde, ist die Nachfrage noch stärker gestiegen. In einer Projektgruppe zum Bau der neuen Produktionsanlage im Industriepark Höchst arbeitet Bayer Crop Science mit Siemens und dem Standort-Betreiber Infraserv zusammen. Insgesamt, so Zurmühlen, würden mehr als 100 Millionen Euro in die neue Anlage investiert, die auf einer Brache, auf der früher ein Kühlwerk stand, binnen zwei Jahren in Betrieb gehen soll. Etwa 20 neue Arbeitsplätze seien mit der Kapazitätserweiterung verbunden.
Professionell und modern
Die Standortwahl sei auf den Industriepark Höchst gefallen, weil Frankfurt „ein strategisch wichtiger Standort für Herbizide, sowohl in der Forschung, als auch in der Produktion sei“, sagte Backhaus; der Industriepark Höchst sei „hoch professionell und modern“. Das freute Jürgen Vormann, den Vorstandsvorsitzenden der Betreibergesellschaft Infraserv: Seit dem Jahr 2000 seien von den Standortfirmen im Industriepark mehr als 6,3 Milliarden Euro investiert worden, so Vormann. Das mache Höchst „zu einem der investitionsstärksten Standorte in Europa“. Die Investition von Bayer Crop Science sei „nicht alltäglich für den Industriepark und von ihrer Bedeutung auch über den Standort hinaus nicht zu unterschätzen“. Infraserv hat das Baufeld zur Verfügung gestellt, liefert Wasser, Dampf, Strom und Ammoniak und baut darüber hinaus zwei neue Rückkühlwerke.
Im Grundstein wurde gestern eine Zeitkapsel eingemauert, in die neben zwei Tageszeitungen, unter anderem dem Kreisblatt, auch mehrere kuriose Dinge wanderten, die in ein oder zwei Jahrhunderten bei ihrer Wiederentdeckung vielleicht reichlich Erstaunen auslösen, so unter anderem ein iPhone, ein USB-Stick mit Frankfurter Techno-Musik, eine Bayer-Broschüre, eine Ampulle Basta, ein Beutel Kräuter für die „Grie Soß“ und ein Fläschchen Apfelwein. Ausgesucht hatten die illustren Gaben die Manager.