Presse Info vom 4. Juli 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren
GenReis GAU: BAYER zahlt 516 Mio Entschädigung
„EU-Zulassung jetzt endgültig ablehnen!“ / Proteste in diesjähriger BAYER-Hauptversammlung / großflächiger Anbau gefährdet Ernährungssicherheit / Karikaturen veröffentlicht
Der BAYER-Konzern muss amerikanischen Landwirten wegen der Verunreinigung ihrer Ernten mit genmodifiziertem Reis mehr als eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz zahlen. Im Jahr 2006 war herbizidresistenter Reis der Sorte Liberty Link 601, die nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen war, weltweit in den Handel gelangt. Die EU und Japan stoppten daraufhin alle Importe aus den USA. Damit der Vergleich gültig wird, müssen 85% der geschädigten Landwirte der Regelung zustimmen.
Hierzu erklärt Philipp Mimkes, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wir gratulieren den Reis-Bauern zu diesem mühsam erstrittenen Erfolg. Zudem fordern wir die Europäische Union auf, den Antrag von Bayer CropScience auf Importzulassung für herbizidresistenten Reis endgültig abzulehnen. Der Kontaminations-Skandal in den USA zeigt einmal mehr, dass die Risiken gentechnischer Pflanzen schlicht unkalkulierbar sind.“
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kooperiert seit Jahren mit den Anwälten der US-Landwirte und forderte mehrfach – so auch in diesem Jahr – in der Hauptversammlung der BAYER AG einen endgültigen Verzicht auf „Liberty Link“-Reis. Die CBG erinnert auch daran, dass BAYER die Betroffenen seinerzeit verhöhnt hatte, indem die Auskreuzungen als „Act of God“ bezeichnet wurden. Erst durch kostspielige Prozesse, die die Reis-Bauern ausnahmslos gewonnen hatten, konnte der Konzern zu der nun getroffenen Entschädigungslösung gezwungen werden. „Die weitreichende Kontamination war keineswegs unausweichlich. Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden hatten wir schon Jahre zuvor gewarnt, dass der Einsatz von LL Reis zu Auskreuzungen und zur Verdrängung herkömmlicher Sorten führt“, so Philipp Mimkes weiter.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren führt seit dem Jahr 2004 eine Kampagne gegen eine EU-Importzulassung der GenReis-Sorte LL62. Diese ist wie LL 601 gegen das Herbizid Glufosinat resistent. Der Antrag von BAYER erhielt bei den Abstimmungen im EU-Ministerrat mehrfach keine Zustimmung, wurde bis heute aber nicht zurückgezogen. Liberty Link-Reis wäre das erste genveränderte Nahrungsmittel, das nicht nur als Tierfutter eine Zulassung erhielte, sondern direkt auf den Tisch der Konsumenten käme.
Ein großflächiger Anbau von LL-Reis hätte in den Anbauländern ein erhöhtes Schädlingsaufkommen und infolgedessen einen verstärkten Einsatz gefährlicher Pestizide zu Folge. Besonders in Asien droht der Verlust traditioneller, lokal angepasster Reis-Sorten, wodurch langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet wird. Das mit LL-Reis gekoppelte Herbizid Glufosinat ist zudem hochgiftig, der Wirkstoff gehört zu denjenigen Pestiziden, die wegen erwiesener Gefahren für Anwender und Verbraucher keine erneute EU-Zulassung erhalten werden. Obwohl der Giftstoff in Europa künftig nicht mehr vertrieben werden darf, erhöhte BAYER kürzlich die Produktions-Kapazitäten für den Export – nach Ansicht der CBG ein klassisches Beispiel für „doppelte Sicherheits-Standards“.
Der bekannte Karikaturist Latuff hat für die Kampagne Karikaturen bereit gestellt, die frei nachgedruckt werden können.
Bayer bietet Bauern eine halbe Milliarde Euro
Bayer CropSciene will einen langen Rechtsstreit beilegen und Reisbauern in Amerika eine halbe Milliarde Euro zahlen. Vor Jahren war dort Genreis in kommerziellen Packungen aufgetaucht.
03. Juli 2011 FAZ — Mit einer Vergleichszahlung von mehr als einer halben Milliarde Euro an amerikanische Reisbauern will Bayer CropScience einen jahrelangen Rechtsstreit um Genreis beenden. Am Freitagabend einigte sich das Tochterunternehmen des Chemiekonzerns Bayer in St. Louis, Missouri, mit Anwälten von 11.800 Farmern auf ein Vergleichsprogramm. Das teilte der Bayer-Konzern am Samstag in Leverkusen mit. Dass der Vergleich zustande komme, sei „der Wille aller Beteiligten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Bei 17 weiteren Klägern – Händlern, Organisationen und Unternehmen – steht eine Einigung noch aus.
Bayer CropScience bietet allen amerikanischen Landwirten, die zwischen 2006 und 2010 Langkornreis angebaut haben, eine außergerichtliche Einigung an. Dafür stünden bis zu 750 Millionen Dollar bereit (516 Millionen Euro). Voraussetzung ist, dass am Ende die teilnehmenden Bauern zusammen 85 Prozent der Anbaufläche von Langkornreis in den Vereinigten Staaten repräsentieren. Die Farmer haben 90 Tage Zeit, ihre Ansprüche geltend zu machen.,
Durch den Vergleich will sich das Unternehmen auf einen Schlag mit den meisten Klägern außerhalb der amerikanischen Gerichte einigen. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit um gentechnisch veränderten Reis. Bayer CropSciene hatte durch den Kauf einer Firma in Amerika, die den Genreis testweise angepflanzt hatte, auch die Verantwortung für die Produkte übernommen. 2005 waren Spuren davon in Lieferungen von kommerziellem Langkornreis aus dem Süden des Landes entdeckt worden (siehe Nicht genehmigter Bayer-Genreis in amerikanischen Proben gefunden).
Im Umgang mit dem gentechnisch veränderten Reis verantwortlich gehandelt
Die Europäische Union verhängte daraufhin Import-Beschränkungen für amerikanischen Reis, obwohl der Reis als unbedenklich eingestuft worden war. Wegen der Einnahmeausfälle verklagten Farmer, Händler und Unternehmen Bayer CropScience deshalb auf Schadensersatz.
Bayer CropScience betonte in seiner Mitteilung, man sei der Überzeugung, im Umgang mit dem gentechnisch veränderten Reis verantwortlich gehandelt zu haben. Ein Ende des Rechtsstreits liege aber im Geschäftsinteresse des Unternehmens.
In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere Prozesse. Zuletzt wurde Bayer Ende März in Arkansas zur Zahlung von insgesamt 136 Millionen Dollar verurteilt. Die Strafe wurde allerdings inzwischen auf 12,8 Millionen Dollar reduziert. Geklagt hatte eine Reismühle.