Pressemitteilung vom 13.05.2008, Umweltinstitut München
Versuch mit manipuliertem Weizen genehmigt: Gefährliche Gen-Show in Ostdeutschland
Umweltinstitut München befürchtet gentechnische Verschmutzung
München, 13. Mai – Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat heute entgegen aller Proteste ein Freilandexperiment mit genmanipuliertem Weizen in Ostdeutschland genehmigt. Die Universität Rostock darf die transgenen Pflanzen nun in den beiden kommenden Jahren in Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg Vorpommern) anbauen. Kritiker stufen den Versuch auf Grund völlig mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen als besonders gefährlich ein.
Gegen den Versuch hatten das Umweltinstitut München und mehrere tausend Verbraucher beim BVL und bei Landwirtschaftsminister Seehofer protestiert. Das Umweltinstitut kritisiert vor allem, dass die Universität Rostock bei der Antragstellung kritische Forschungsergebnisse über die Auskreuzungsdistanzen von Weizen unterschlagen hat. Daher wird bei dem Versuch lediglich ein Sicherheitsabstand von 50 Metern zu umliegenden Weizenfeldern eingehalten werden. Kanadische Wissenschaftler haben aber festgestellt, dass die Getreidepflanze bis in eine Entfernung von 2,7 Kilometern auskreuzt. Dies sei umso riskanter, als dem transgenen Weizen Resistenzgene gegen Totalherbizide wie etwa „Basta“ von Bayer sowie gegen das Antibiotikum Ampicillin eingebaut wurden, sagt Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München. „Die Behörde gestattet damit vorsätzlich die gentechnische Kontamination einer der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen.“
Als besonders fragwürdig betrachtet es das Umweltinstitut München, dass der Versuch ganz offensichtlich der Werbung für die Agro-Gentechnik dienen soll. So ist beabsichtigt, dass der Weizen auf dem Stiftsgut Üplingen in einem Schaugarten für genmanipulierte Pflanzen wächst. Ziel dieses von der EU mit zwei Millionen Euro geförderten Vorhabens ist es, „die Akzeptanz gegenüber gentechnisch verbesserten Pflanzen in Europa zu verbessern“. Dazu sollen „Feldversuche zum Anfassen“ unter anderem für Schulklassen durchgeführt werden.
Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, übt daher scharfe Kritik an der Projektleiterin der Universität, Prof. Inge Broer: „Riskante Gentechnikexperimente zu PR-Zwecken, die noch dazu von einer staatlichen Universität initiiert werden, sind eine Verhöhnung der Verbraucher. Den Menschen soll mit den eigenen Steuergeldern etwas schmackhaft gemacht werden, was sie erklärtermaßen nicht wollen.“ Laut Nestler hätten europäische Forscher und selbst große Gentechnik-Konzerne längst erkannt, dass Gen Weizen keine Zukunft hat. Außer in Deutschland seien daher in der gesamten EU schon seit dem Jahr 2004 keine Freilandexperimente mit Gen-Weizen mehr genehmigt worden.
Nestler fordert jetzt die Eigentümerin der Flächen des Stiftsguts Üplingen, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz auf, den Gentechnik-Schaugarten zu unterbinden.