Mein Name ist Friedhelm Meyer. Ich bin evangelischer Pfarrer i.R. und spreche im Namen der Solidarischen Kirche im Rheinland, einer Gruppe in der Tradition der Bekennenden Kirche, für die das Engagement für Gerechtigkeit, Friede und die Bewahrung der Schöpfung wichtig ist. Zusammen mit der Coordination gegen BAYER-Gefahren, deren Mitglied wir sind, engagieren wir uns seit den 90er Jahren regelmäßig auf den evangelischen Kirchentagen mit Informationsständen zu jeweils aktuellen Gefahren, die von Produkten des BAYER-Konzerns ausgehen. Es gibt immer sehr viel Interesse und Zustimmung, besonders von Jüngeren und von Frauen.
Im vergangenen Jahr in Dresden ging es um Bisphenol A, den Grundstoff für Polycarbonat, zu dessen fünf größten Herstellern BAYER gehört. Vielen, mit denen wir sprachen, war nicht klar, wie allgegenwärtig Bisphenol A ist, z.B. in Kunststoffgeschirr, Lebensmittelverpackungen und Behältern, der Innenbeschichtung von Konservendosen, Cds, Kassenquittungen, Babyflaschen oder Zahnfüllungen.
Dabei sind die gesundheitlichen Risiken bis heute nicht geklärt und werden zum Teil kontrovers diskutiert. Die hormonellen Risiken sind seit Jahren bekannt. Säuglinge, deren Hormonsystem noch nicht ausgereift ist, sind besonders gefährdet – Unfruchtbarkeit, Fehlbildungen und verfrühte sexuelle Reife können die Folge sein.
Drei Tage vor dem Kirchentag wurde in der Europäischen Union der Verkauf von Babyflaschen aus Polycarbonat mit Bisphenol A-Gehalt verboten – ein erster Erfolg der jahrelangen Forderungen von Umweltverbänden wie BUND und unserer Coordination sowie auch vom Umweltbundesamt, der Forderung, Bisphenol A für alle risikoreichen Anwendungen zu verbieten. Kanada hatte schon Jahre zuvor Bisphenol A als „gefährliche Substanz“ deklariert, und Frankreich und Dänemark hatten es für Produkte verboten, die mit Kindernahrung in Berührung kommen.
Sie können sich vorstellen, dass nahezu alle, mit denen wir auf dem Kirchentag sprachen, unserem Appell an die Bundesregierung zustimmten:
Bisphenol A muss aus allen risikoreichen Anwendungen wie zum Beispiel Kinderspielzeug und Lebensmittelverpackungen verschwinden.
Das ermutigt uns, Sie, den Vorstand, dringend zu bitten: Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die ganze Produktkette von Bisphenol A und die unabsehbaren Folgen wahr. Ersetzen Sie Bisphenol A durch Alternativstoffe.
Wir fragen Sie:
Welche Menge Bisphenol A haben Sie in den vergangenen drei Jahren jeweils produziert?
Welcher Anteil daran wurde für die Produktion von Trinkflaschen,
Lebensmittel-Verpackungen, Geschirr und Kinderspielzeug verwendet? Uns ist bewusst, dass Sie für diese Anwendungen nur die Rohstoffe liefern. Im Sinne einer nachhaltigen Unternehmens-Politik erwarten wir aber von Ihnen, dass Sie für die gesamte Produktionskette Verantwortung übernehmen und kein Bisphenol A an Hersteller solcher risikoreichen Anwendungen liefern.
Der Presse entnehmen wir, dass Bayer die Produktion von Bisphenol A in
Krefeld erweitern möchte. Wann soll die zusätzliche Anlage in Betrieb gehen und mit welcher Kapazität?
Andere Firmen produzieren Polycarbonat ohne das Vorprodukt Phosgen. Zur Erinnerung: Phosgen ist hochgefährlich und wurde im 1. Weltkrieg als Kampfgas eingesetzt. Bislang sind bei Bayer diese modernen Verfahren nicht im Einsatz. Wir fordern Sie auf, zum Schutz der Bevölkerung künftig nur noch phosgenfreie Anlagen einzusetzen.