UN-Biodiversitätskonferenz scheitert
Presse-Information vom 04.11.24
Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen im kolumbianischen Cali endete am Wochenende ohne konkrete Ergebnisse. Dafür sorgte nicht zuletzt der Lobby-Einfluss der großen Konzerne. So gelang es ihnen, die Einrichtung eines Fonds zu verhindern, in den sie einzahlen müssen, wenn sie den Artenreichtum des Globalen Südens zur Entwicklung profitträchtiger Arzneien, Kulturpflanzen oder anderer Produkte nutzen. Das „benefit sharing“ bleibt freiwillig. Dabei hatte die Präsidentin der COP16-Konferenz, die kolumbianische Umweltministerin Susana Muhamad, diese Frage als einen Test für die Fähigkeit der Weltgemeinschaft bezeichnet, sich zum Wohle aller über Einzelinteressen hinwegsetzen zu können.
„Diese Prüfung haben die Länder nicht bestanden. Offensichtlich war der Druck von BAYER & Co. zu stark. Auch die EU hat sich diesem gebeugt und sich gegen eine Zahlungsverpflichtung der Industrie ausgesprochen“, kritisiert Marius Stelzmann von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG).
Parallel zur COP16 hatte das Europäische Patentamt Ende Oktober noch einmal ein Patent bestätigt, das dem Leverkusener Multi den Zugriff auf hunderte Gen-Varianten von wilden und kultivierten Soja-Pflanzen aus Australien und Asien erlaubt und eine Beschwerde von Gentechnik-GegnerInnen abgewiesen.
Für die Erträge, die auf dieser Basis entwickelte Gewächse abwerfen, Zwangsabgaben zu erheben, würde zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise führen, gab die bei BAYER für die Verwertung genetischer Ressourcen zuständige Jasmina Muminovic zu bedenken. „Es ist die Wertschöpfungskette, die Sie mitberücksichtigen müssen“, sagte sie der „Financial Times“: „Es endet nicht damit, dass wir Saatgut produzieren und verkaufen. Jemand kauft das Saatgut und zahlt mehr.“
Der internationale Agrarindustrie-Verband CropLife sah durch die Regelung gleich die Nahrungsmittelsicherheit gefährdet. Darüber hinaus würde jene die Innovationskraft der Branche schwächen, behauptete die Lobby-Organisation. Überdies warnte sie wie auch der internationale Pharma-Verband IFPMA vor einem unübersichtlichen Patchwork von Regularien. Damit nicht genug, beschwörten in Cali VertreterInnen europäischer Unternehmen die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung herauf, weil die Vereinigten Staaten das Biodiversitätsabkommen nicht unterschrieben hätten und die US-amerikanische Firmen deshalb von Zahlungen ausgenommen wären.
„Der BAYER-Konzern hat vor allem durch seine Pestizide einen erheblichen Anteil am Artensterben. Zudem plündert er als Biopirat auch noch den Planeten aus, um aus der Natur Profit zu schlagen. Ihn dafür nicht zu Kasse zu bitten, ist ein unverzeihliches Versäumnis“, hält CBG-Geschäftsführer Stelzmann abschließend fest.
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