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Entschädigung

CBG Redaktion

4. November 1999

Treffen von deutschen und amerikanischen Initiativen:

Forderung nach gerechter Entschädigung

Deutsche und amerikanische Initiativen fordern eine angemessene Entschädigung von Zwangsarbeitern und ihren Hinterbliebenen. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Hans Frankenthal vom Auschwitz Komitee reisen morgen anlässlich der Verhandlungen zwischen Anwälten und deutschen Unternehmen in die USA. Auf Einladung jüdischer Gemeinden werden sie am Sonntag auf einer Konferenz in Pittsburgh ihre Forderungen vorbringen. Danach kommen sie mit Anwälten von IG Farben-Opfern zusammen.
Philipp Mimkes: “Der Bayer-Konzern darf sich nicht aus seiner Geschichte stehlen. Den Zwangsarbeitern müssen zumindest ihre bis heute ausstehenden Löhne ausgezahlt werden.” Mimkes fordert die Unternehmen auf, ihr Entschädigungsangebot deutlich zu erhöhen und gegenüber allen Opfern eine Entschuldigung auszusprechen. Mimkes weiter: “Bayer soll alle Archive öffnen und seine Geschichte von unabhängigen Historikern aufarbeiten lassen.”
Der Vorsitzende der amerikanischen Bayer-Niederlassung, Helge Wehmeier, sprach auf Druck der US-Öffentlichkeit eine “tiefe Entschuldigung dafür aus, was mein Land und die IG Farben Millionen von Opfern angetan haben”. In Deutschland hingegen leugnet der Konzern jegliche Verantwortung und verweigert bis heute eine Entschuldigung.
In Pittsburgh werden Mimkes, Frankenthal und die Organisation Committee for Appropriate Acknowledgment eine neue Öffentlichkeits-Kampagne vorstellen, Pittsburgh ist der Sitz der amerikanischen Bayer-Niederlassung. Der Bayer-Konzern war als Teil der IG Farben verantwortlich für Sklavenarbeit und grausame “medizinische Experimente”. Hans Frankenthal überlebte zwei Jahre Zwangsarbeit im IG Farben-Werk Auschwitz. Die jüdische Organisation B´nai B´rith, die den Bayer-Konzern mit ganzseitigen Anzeigen in der New York Times attackierte, unterstützt die gemeinsame Aktion.
Zur selben Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft in Frankfurt gegen ein Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Axel Köhler-Schnura hatte im Vorjahr mit 10 weiteren Demonstranten das Büro der IG Farben in Liquidation in Frankfurt besetzt. Die friedlichen Besetzer wollten der Forderung nach gerechter Entschädigung Nachdruck verleihen.