Presse Information vom 2. Juli 2008
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Fähr-Unglück auf den Philippinen: Bayer-Pestizide an Bord
Tamaron als „hochgefährlich“ eingestuft / Pestizid-Transport auf Fähren verboten
Sprecher von Bayer Philippines haben erstmals eingeräumt, dass sich an Bord der gesunkenen Fähre Princess of the Stars Pestizide von Bayer befanden. Der Transport gefährlicher Agrochemikalien auf Fährschiffen ist in den Philippinen untersagt. Das Unglück am 16. Juni hatte über 800 Menschenleben gefordert.
Die Bergung des gekenterten Schiffs war in der vergangenen Woche unterbrochen worden, nachdem bekannt geworden war, dass sich rund 10 Tonnen des hochgefährlichen Pestizids Endosulfan an Bord befinden. Die Behörden fürchten eine großräumige Meeres-Verseuchung und eine Gefährdung der Taucher. Bayer bietet Endosulfan in zahlreichen Ländern unter dem Handelsnamen Thiodan an. Unklar ist bislang, ob das Endosulfan an Bord der Princess of the Stars von Bayer verkauft wurde. Das Pestizid sollte an Ananas-Plantagen von Del Monte geliefert werden.
Gestern wurde bekannt, dass sich zusätzlich rund 500 kg der Bayer-Pestizide Tamaron, Antracol, Trap und Fuerza an Bord befanden. Besonders risikoreich ist der Wirkstoff von Tamaron (Methamidophos), der von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „hoch gefährlich“ eingestuft wird. Bayer war nach Angaben des philippinischen Senders ABS-CBN Auftraggeber des Transports.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die Begleitumstände des schrecklichen Unglücks auf den Philippinen werfen zahlreiche Fragen auf: Wer wusste davon, dass hochgefährliche Pestizide auf Fährschiffen transportiert werden? War den Pestizid-Herstellern diese illegale Praxis bekannt? Wer ist der Hersteller des an Bord befindlichen Endosulfans? Werden sich die Produzenten an den Bergungskosten beteiligen?“
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert den Bayer-Konzern seit langem auf, Ultragifte wie Methamidophos und Endosulfan vom Markt zu nehmen. Bayer hatte bereits im Jahr 1995 angekündigt, alle Wirkstoffe der WHO-Gefahrenklasse I bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen, dieses Versprechen jedoch gebrochen. „Eine gefahrlose Anwendung von Pestiziden der höchsten Gefahrenklasse ist in Südostasien prinzipiell nicht möglich. Armut, Analphabetismus und tropisches Klima, das den Einsatz von Schutz-Anzügen nicht erlaubt, tragen dazu bei, dass rund 99% aller Pestizid-Vergiftungen in Entwicklungsländern auftreten“, so Mimkes weiter.
Endosulfan ist in der Bundesrepublik wegen seiner Gefährlichkeit verboten. Unter Auflagen darf ihn der Leverkusener Multi jedoch noch in Länder der „Dritten Welt“ exportieren. Im Juli 2007 hat sich die Europäische Kommission dafür ausgesprochen, das Mittel auf die Liste der Stockholmer Konvention für besonders giftige Substanzen zu setzen und damit sein Verschwinden von allen internationalen Märkten einzuleiten. „Wegen des Potenzials dieser Chemikalien zum weiträumigen Transport in die Umwelt kann ein hohes Schutzniveau für die Umwelt und die menschliche Gesundheit nicht allein durch Maßnahmen auf der Ebene der Mitgliedsstaaten oder der Gemeinschaft gewährleistet werden“, hieß es aus Brüssel zur Begründung.
weitere Informationen:
=> Bericht von ABS-CBN (engl)
=> Kampagne zum Verbot von Klasse I-Pestiziden
=> Pestizid-Vergiftungen auf den Philippinen