Liebe Leserinnen und Leser,
Die sich zuspitzende Eurokrise ist das beherrschende Thema im Sommer 2012. Über Wege aus der Krise wird intensiv diskutiert. Liberale und konservative Parteien setzen auf Deregulierung, Sozialabbau und Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Mehr soziale Gerechtigkeit und vor allem mehr Steuergerechtigkeit sind ein wichtiger und richtiger Ansatz von linken und grünen Parteien, um die Krise und das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern. Mehr Wachstum soll die Probleme lösen, sagt das Parteienspektrum von links bis rechts, und auch den GRÜNEN fällt nichts Besseres ein.
Eine der Ursachen der Krise war aber gerade das auf Schulden gebaute, teilweise zerstörerische Wachstum der letzten Jahrzehnte. Die gigantische Immobilienblase in Spanien ist dafür das beste Beispiel. Die spanische Baublase gründete in den Erwartungen der InvestorInnen und KäuferInnen, die Immobilienpreise würden ständig wachsen und steigen. Die Banken förderten dieses krebsartige Wachstum (das auch Spaniens Küsten zerstörte), indem sie immer weitere Kredite vergaben.
Jetzt wird gesagt, die Griechen, Italiener und der Rest der Welt sollten so arbeiten und produzieren wie die Deutschen, und die ökonomischen Probleme Europas wären gelöst. Wenn jedoch tatsächlich „der Rest Europas und die ganze Welt“ so leben und produzieren würde zwei Drittel der Deutschen, dann wären die globalen Rohstoffreserven in wenigen Jahren erschöpft, und wer sollte die ganzen Produkte eigentlich kaufen und konsumieren? Das Versprechen vom unbegrenzten Wachstum, in dem die Gier immer schneller wächst als die Menge der produzierten Produkte, ist eine Illusion und einer der zentralen, nicht diskutierten Gründe für die global wachsende Krise.
Auch in den aktuellen Finanzkrisen dürfen wir nicht vergessen, dass hundertfünfzig Jahre Industrialisierung dazu geführt haben, dass die in vielen Millionen Jahren geschaffenen Energie-Vorräte und Rohstoff-Reserven der Welt zur Neige gehen. Das menschengemachte Artensterben und der Klimawandel nehmen zu und fast eine Milliarde Menschen hungern. Wir erleben und erleiden die beginnenden multiplen Krisen eines nicht nachhaltigen Raubbausystems. Die nachfolgenden Generationen werden unser Zeitalter – eines mit Überfluss und Hunger – eine Zeit des Raubbaus und der Barbarei nennen. Überkonsum, staatliche Protzbauten, neue Straßen und Flugplätze machen die Menschen nicht glücklicher.
Es ist erschreckend, dass die Umweltbewegung die aktuellen Krisen nicht offensiver als Krisen eines generell falschen, nicht nachhaltigen, unökologischen Wirtschaftens darstellt und in der aktuellen Debatte still am Rande steht. Zwischen neoliberalen Deregulierungsphantasien und falschen Wachstumsträumen müssen wir einen dritten Weg globaler Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit aufzeigen!
BU: Axel Mayer ist Geschäftsführer des BUND Freiburg