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[Editorial] STICHWORT BAYER 03/2005

CBG Redaktion

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich bin Sprecherin des Network of Concerned Farmers, in dem Landwirte aus ganz Australien zusammengeschlossen sind. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit der Agrarpolitik. Noch nie jedoch habe ich eine Entwicklung erlebt, die so unfair und korrupt verläuft wie die Einführung von gentechnisch verändertem Saatgut. Gesetze und „fair play“ werden ignoriert, damit die Forderungen multinationaler Konzerne wie Bayer CropScience und Monsanto reibungslos umgesetzt werden können.
Vormals angesehene Wissenschafts-Organisationen wurden durch Spenden der Industrie beeinflusst. Landwirte werden bewusst in die Irre geführt, indem Neuentwicklungen, die nichts mit der Gentechnik zu tun haben, als Vorteile von genmanipuliertem Saatgut ausgegeben werden. Die australischen Landwirtschafts-Verbände werden von den großen Unternehmen heftig umworben, unter anderem durch Sponsoring von Kongressen sowie durch lukrative Anzeigen.
Die Gentech-Konzerne drängen in Australien auf einen großflächigen Anbau von herbizidresistentem Raps – hauptsächlich um den Absatz ihrer Pestiziden zu sichern. Da Rapspollen große Strecken zurücklegen können, droht hierdurch die Kontamination von herkömmlich produziertem Raps. Sowohl der Ökolandbau als auch konventionell arbeitende Landwirte würden ihre Absatzmärkte verlieren, denn in weiten Teilen der Welt werden gen-freie Produkte gewünscht. Schon kleine Verunreinigungen würden dazu führen, dass unsere Exporte als „gentechnisch verändert“ deklariert würden.
Nun ist der Ernstfall eingetreten: Mitte Juli wurde in einer für den Export nach Japan vorgesehenen Raps-Lieferung die von Bayer CropScience hergestellte genveränderte Raps-Sorte „Topas 19/2“ gefunden. Japan besteht auf routinemäßigen Kontrollen, um Gentechnik-Freiheit garantieren zu können. Wir als Landwirte müssen diese Gentechnik-Freiheit garantieren. Die Lieferung wurde gestoppt.
Wir wussten, dass dieser Fall irgendwann eintreten würde. Nun ist die Frage, wer die Haftung übernimmt. In keinem Fall darf es die mit konventionellem Saatgut arbeitenden Landwirte treffen. Wir brauchen und möchten keine Gen-Pflanzen.
Die landwirtschaftlichen Exporte Australiens liegen bei mehreren Milliarden Dollar, diese sind in Gefahr. Der Bayer-Konzern muss wissen, dass wir den Verlust von Märkten oder Kosten für zusätzliche Tests nicht hinnehmen werden. Das Unternehmen muss die volle Haftung übernehmen. Wir lassen uns das saubere, gen-freie image, das australische Produkte genießen, nicht von Bayer zerstören. Die Politik muss strikte Haftungsregeln einführen, damit der Verursacher für den Schaden aufkommt, nicht die Betroffenen.

Julie Newman, lebt in Newdegate/West Australien. Auf ihren Feldern baut sie Raps und Getreide an.