Liebe Leserinnen und Leser,
immer wieder werden wir gefragt: „Lohnt sich denn der ganze Aufwand? Kann man gegen einen so großen Konzern wie BAYER überhaupt etwas ausrichten?“ Ja, man kann. Konzernkritik lohnt sich – wenn man sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt und einen langen Atem besitzt. Denn viele Kampagnen führen erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten zum Erfolg.
So weisen wir seit Anfang der 90er Jahre auf hormonelle Risiken von Bisphenol A (BPA) hin. BAYER ist größter Hersteller dieser Chemikalie. Obwohl 90 Prozent aller unabhängigen Studien davor warnen, dass schon kleinste Mengen BPA schädlich sein können, wird die Chemikalie auch in Babyflaschen, Lebensmittelverpackungen und Spielzeug verwendet. Nun hat erstmals eine Regierung – die von Kanada – Bisphenol A als „gefährliche Substanz“ klassifiziert. Die größten Supermarkt-Ketten des Landes zogen BPA-haltige Verpackungen und Trinkflaschen sofort aus dem Verkehr. Verbote in weiteren Ländern sind wahrscheinlich. Ein wichtiger Erfolg der Umweltbewegung, der gegen anhaltenden Widerstand von BAYER und Co. erkämpft werden musste.
Ein anderes Beispiel: Zusammen mit Imkern in mehreren Ländern weisen wir seit zehn Jahren auf die Gefahren von Pestiziden für Bienen hin. Das BAYER-Pestizid Gaucho, eines der bestverkauften Agrogifte weltweit, wurde in Frankreich nach massiven Bienensterben verboten. Auch das Nachfolgeprodukt Poncho erhielt dort keine Zulassung. In Deutschland blieben beide Präparate auf dem Markt – zu groß war der Einfluss des Unternehmens. Im Mai kam es dann zu einem großen Bienensterben am Oberrhein. In allen untersuchten Bienen wurde Poncho nachgewiesen, obwohl BAYER stets beteuert hatte, die Bienen kämen mit dem Gift gar nicht in Kontakt. Der Einsatz von Gaucho und Poncho wurde bis auf weiteres untersagt. In mehreren Ländern, die mit ähnlichen Bienensterben konfrontiert sind, werden nun ebenfalls Verbote diskutiert.
Auch der Betrieb einer hochgefährlichen Kohlenmonoxid-Pipeline quer durch NRW konnte mit vereinten Kräften bislang verhindert werden. Ursprünglich wollte BAYER die Rohrleitung schon Anfang des Jahres einweihen. Damit wäre der bisherige Konsens aufgekündigt, tödliche Gase dort zu produzieren, wo sie verwendet werden, und keinesfalls durch dichtbesiedelte Gebiete zu leiten. Der Fortgang des Projekts steht mittlerweile in den Sternen: Das Oberverwaltungsgericht hat sich weite Teile unserer Kritik zu Eigen gemacht. Die Pipeline darf nicht vor Beendigung der Klageverfahren in Betrieb gehen; bei einer Verfahrensdauer von fünf und mehr Jahren bleibt abzuwarten, ob die Leitung dann ökonomisch noch Sinn macht. Ein Gerichtstermin Mitte Juni wurde gar abgesagt, weil BAYER die notwendigen Unterlagen nicht anbringen konnte.
Diese Beispiele machen Mut. Konzerne sind nicht unantastbar, Engagement wird belohnt. Dennoch ist die Existenz der Coordination gegen BAYER-Gefahren stark gefährdet. Seit jeher erhalten wir keine offizielle Förderung, und seit drei Jahren gehen unsere Spenden-Einnahmen kontinuierlich zurück. Trotz weitgehend ehrenamtlicher Arbeit können wir aber nicht ohne eine Grundfinanzierung arbeiten.
Wir möchten dem BAYER-Konzern nicht den Gefallen tun, unsere Arbeit nach 30 Jahren beenden zu müssen. Das kann aber passieren, wenn Sie uns nicht helfen. Dabei ist Konzernkritik, wie wir sie leisten, unabdingbar. Niemand hat einen so grundsätzlichen Ansatz wie wir. Lassen Sie es nicht zu, dass wir handlungsunfähig werden. Bitte helfen Sie mit, die Coordination gegen BAYER-Gefahren zu retten. Unterstützen Sie uns mit einer Spende oder mit Ihrer Mitgliedschaft. Wir vertrauen auf Ihre Hilfe.
Herzliche Grüße, Ihr
Philipp Mimkes
Philipp Mimkes, 41, ist Physiker und Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren