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[Editorial] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser,

Krefeld liegt am West-Rand des Ruhrgebietes. Durch die hier vorhandenen Industrieanlagen ist die Luftbelastung sehr hoch. Nach den Messungen des Umweltbundesamtes befand sich Krefeld-Linn im Jahr 2006 bei den Überschreitungen des Höchstwertes für Feinstaubbelastung, der 50 Nanogramm pro Kubikmeter beträgt, bundesweit an 5. Stelle. Gleichzeitig müssen wir Ärzte leider eine deutlich erhöhte Rate an neu auftretenden, zum Teil bösartigen Erkrankungen des Herz/Kreislauf-Systems und der Atmungsorgane feststellen. So liegt etwa die Lungenkrebsrate im Ruhrgebiet erheblich über der des Bundesdurchschnitts.
Schwermetalle und Feinstäube lösen Entzündungen in der Lunge und im Gefäßsystem aus. US-amerikanische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass eine Erhöhung der Feinstaubkonzentration um nur 10 Nanogramm pro Kubikmeter zu einer Erhöhung der Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 9 Prozent sowie zu einer Erhöhung der Lungenkrebs-Sterberate um 14 Prozent führt. Im Durchschnitt steigt die Zahl der Todesfälle um sechs Prozent an. Ebenso haben Studien auf den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzungen und Allergien aufmerksam gemacht. Angesichts dieser Tatsachen müssen wir die Schadstoffkonzentration in der Luft soweit wie irgend möglich verringern, um die Erkrankungs- und Sterberate nicht weiter in die Höhe zu treiben!
Deshalb haben sich bislang 136 MedizinerInnen in Krefeld – darunter praktisch alle KinderärztInnen – zu einer Initiative zusammengeschlossen, um eine Verschlechterung der Krefelder Luft durch das von BAYER und TRIANEL geplante Steinkohlekraftwerk zu verhindern. Wir müssen stattdessen die Suche nach Alternativen für unsere Energieprobleme vorantreiben.
Falls die Firmen ihr Projekt trotz Ablehnung durch den Krefelder Stadtrat weiter vorantreiben, sehen wir uns gezwungen, die umliegende Bevölkerung umfassend über die drohenden Gefahren durch dieses überdimensionierte Steinkohlekraftwerk zu informieren, und werden hoffentlich diese Bedrohung der Gesundheit insbesondere von älteren Menschen, Kindern und Kranken durch die Interessenwahrung der Betroffenen abwenden können.
Das hartnäckige Verfolgen wirtschaftlicher Interessen auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung schadet dem Ruf der Firma BAYER – die für uns als Ärzteschaft eigentlich auch für Innovation und Forschung im Dienste der Gesundheit steht – enorm. Wir sind der Meinung, dass gesundheitliche Belange auch bei den Fragen der Energiegewinnung und -Produktion vorrangige Beachtung finden müssen.

Dr. Bernd Kaufmann ist Facharzt der Allgemeinmedizin und Mitbegründer der KREFELDER ÄRZTE-INITIATIVE