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[Demo] Gentechnik

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren gehörte zu den Unterstützern der Demonstration gegen Agro-Gentechnik in Düsseldorf am vergangenen Freitag. Rund 300 Teilnehmerinnen zogen bei strahlendem Sonnenschein von der Monsanto-Zentrale bis zum nordrhein-westfälischen Landtag.

10.04.06

»Macht Euch vom Acker!«

Weltweiter Protesttag gegen Agro-Gentechnik / Feldbefreiungen geplant

Beim weltweiten Protesttag gegen Agro-Gentechnik haben Öko-Gruppen, Bio-Landwirte und Wissenschaftler aus mehr als 40 Ländern auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die durch den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut ausgehen.

Allein in Düsseldorf zogen am Freitag rund 300 Gentechnik-Gegner mit Traktoren und Anhängern vom Saatgut- und Chemiekonzern Monsanto zum nordrhein-westfälischen Landtag und überreichten den Landtagsfraktionen eine Unterschriftenliste. Auf Spruchbändern und Plakaten forderten sie die Gentech-Produzenen auf: »Macht Euch vom Acker!« Mehrere Redner verlangten ein Verbot des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft und den Schutz des gentechnikfreien Anbaus.

»Wir sind Zwangskonsumenten, und leben in einer Nahrungsdiktatur«, stellte die Soziologin und Ökofeministin Maria Mies fest. Die »Nahrungssouveränität« der Bürgerinnen und Bürger werde bedroht von Konzernen wie Monsanto, von der Welthandelsorganisation (WTO), von der EU-Kommission und von der deutschen Regierung. »Landwirtschaft und Nahrung müssen raus aus der WTO, sie müssen wieder in die Verantwortung der nationalen Regierungen, die wir gewählt haben.«

Dem US-Konzern Monsanto wird vorgeworfen, sich seit Jahren massiv in politische Entscheidungsprozesse einzumischen, um die Gentechnik zu verbreiten. Bauern, die sich für genmanipuliertes Saatgut entscheiden, gerieten in Abhängigkeit, so die Gentech-Gegner.

2006 sei ein entscheidendes Jahr für die Gentechnik in der Landwirtschaft, sagte Jutta Sundermann von »Gendreck-weg«, einer im vergangenen Jahr gegründeten Organisation, die durch die Zerstörung von Feldern mit gentechnisch verändertem Mais (GTV-Mais) von sich Reden machte. In Deutschland sei eine Fläche von 1800 Hektar für die Aussaat von GTV-Mais gemeldet, davon lägen alle großen Anbauflächen in den neuen Bundesländern.

»Ausgesät werden soll Mais der Firma Monsanto mit der eingebauten Giftwirkung des Bacillus Thuringensis», erläuterte Jürgen Binder, ein Imker aus dem Raum Tübingen. »Wir greifen zur Notwehr, denn, wenn der Genmais blüht, tragen Wind und Bienen den Pollen überall hin. Gentech-Honig will aber niemand kaufen.« 80 Prozent der Menschen seien gegen Genfood, so Binder. Trotzdem habe die schwarz-rote Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag der Agro-Gentechnik Vorfahrt eingeräumt. »Gendreck-weg« kündigte deshalb für den 5. Juni und den 30. Juli »Feldbefreiungs«-Aktionen an.

In Berlin, Köln und Stuttgart schalteten sich Gentechnik-Gegner in eine internationale Videokonferenz mit Experten ein, die aber aufgrund technischer Probleme nicht ins Internet übertragen wurde. Die Konferenz solle zum Aufbau eines solidarischen Netzwerks gegen Gentechnik führen, teilte das »Netzwerk-Neoliberalismus« mit. Ziel der lokalen Veranstaltungen war es, dass sich die regionale Öffentlichkeit mit den Hintergründen der Gentechnik und deren katastrophalen Folgen befasst, die diese in Ländern angerichtet habe, wo sie schon flächendeckend eingeführt wurde, erklärte Regina Schwarz, eine der Organisatorinnen an der Universität zu Köln. Die Kölner Uni plane Freilandversuche mit gentechnisch manipulierten Kartoffeln. Das nächste Treffen der Gentechnik-Gegner werde sich damit befassen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) sprach sich für die Sicherung der Koexistenz aller Anbauformen aus. Zentrales Anliegen sei ein Miteinander des Landbaus mit und ohne Einsatz von Grüner Gentechnik, erklärte der DBV anlässlich einer Konferenz in Wien mit den EU-Kommissaren Mariann Fischer Boel (Landwirtschaft) und Stavros Dimas (Umwelt).
(Von Markus Dufner, Neues Deutschland)